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Es darf auch mal Champagner sein

Es darf auch mal Champagner sein

Titel: Es darf auch mal Champagner sein
Autoren: Erma Bombeck
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Das Faxgerät? Der Piepser? Die Zeituhr an meinem Herd, die mir sagen möchte, dass mein Kuchen fertig ist?
    Es ist unmöglich, im zwanzigsten Jahrhundert zu leben und nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar zu sein. Das erinnert mich daran, wie ich früher meine Kinder gerufen habe. Sie sind aus dem Keller eines Freundes, wo sie gespielt hatten, nach oben gerannt, über zwei Zäune gesprungen, den Autos auf der Straße ausgewichen, durch die Rasensprengeranlage gelaufen, erschienen schließlich an der Hintertür und fragten atemlos: »Was ist los?« Und ich gab zur Antwort: »Nichts. Ich wollte nur sehen, wo ihr seid.«
    Falls es Sie interessiert, welche Ausmaße diese Art der Kommunikation bereits angenommen hat, empfehle ich Ihnen folgende Geschichte. Eine Frau in Idaho wollte ihre Tochter anrufen. Sie schaltete den Ton ihres Fernsehgeräts ab und wählte die Nummer. Nichts. Sie ärgerte sich. Dass ihre Tochter zu Hause war, wusste sie bestimmt. Warum um alles in der Welt ging sie nicht ans Telefon? Während sie noch einmal wählte, bemerkte sie, dass ihr Fernsehgerät anfing zu spinnen. Jetzt kann ich auch gleich noch den Fernsehmechaniker anrufen, dachte sie und knallte das Gerät, das sie in der Hand hielt, auf den Tisch. Erst in dem Moment wurde ihr plötzlich klar, warum die Tochter nicht ans Telefon ging. Sie hatte die Telefonnummer auf der Fernbedienung eingegeben.
    Mein Mann und ich haben uns lange gegen einen Anrufbeantworter gewehrt. So ein Gerät schien ein ungeheurer Schritt für zwei Menschen, die immer noch Kohlepapier benutzen und eine Schreibmaschine, auf deren Tastatur Spuren von Tipp-Ex zu erkennen sind.
    Als mein Mann den Apparat nach Hause brachte, starrten wir ihn wahrscheinlich ebenso ehrfurchtsvoll an wie einst die Höhlenbewohner den ersten Feuerfunken. Vorsichtig näherten wir uns dem unbekannten Objekt, voller Angst vor den ungewissen Konsequenzen eines leichten Knopfdrucks wagten wir nicht, es zu berühren.
    »Wir müssen eine Ansage draufsprechen«, sagte mein Mann leise.
    Mir gefror das Blut in den Adern. Ich dachte an die Ansagen anderer Leute, die ich gehört hatte, die waren alle so originell und klangen so fröhlich. Wieso waren plötzlich alle, nur weil sie nicht zu Hause waren, so umwerfend komisch?
    Ich hatte gehört: »Hallo. Ich bin nicht da, denn ich erklimme gerade die Erfolgsleiter, aber wenn Sie Ihren Namen hinterlassen - falls Sie einen Namen haben -, rufe ich Sie gern zurück.«
    Eine andere Freundin erschreckte die Anrufer mit folgender Ansage: »Hinterlassen Sie eine Nachricht! Wenn Sie's nicht tun, werden Sie es Ihr Lebtag bereuen. Vielleicht nicht heute oder morgen, aber wenn ich Sie wäre, würde ich von nun an den Hörer neben die Gabel legen.«
    Als ich mich eines Tages verwählte, hatte ich eine Stimme am Apparat, die einen bekannten Fernsehjournalisten nachahmte: »Mr. Whirley ist nicht zu Hause, wir bitten Sie deshalb, noch einmal anzurufen. Oder nennen Sie laut und deutlich Ihren Namen und den Grund Ihres Anrufs.«
    Jedes Mal, wenn ich einen unserer Söhne anrief und er nicht zu Hause war, wusste ich, dass ich Jahre meines Lebens drangeben musste, um das Ende der Ansage abzuwarten und etwas auf Band zu sprechen. Denn bevor mein Sohn das Band besprach, atmete er tief und kunstvoll ein, um dann mit ganz ungewohnter Baritonstimme zu verkünden: »Sie haben das Büro Bernstein, Weinstein, Bombeck und Springsteen erreicht. Wenn Sie wegen einer Körperverletzungsangelegenheit anrufen, drücken Sie die 1, wenn Sie klagen wollen die 2, wenn es sich um einen Notfall handelt die 3.« Nachdem ich mir die ganze Litanei angehört hatte, hatte ich den Grund meines Anrufs meist längst vergessen.
    »Du hast das Ding gekauft«, entschied ich, »und deshalb musst du auch die Ansage draufsprechen. Ich will damit nichts zu tun haben. Da kannst du sagen, was du willst, ich halte mich raus.«
    Er nahm sich ein Stück Papier und fing an zu kritzeln:
    »Wir sind im Moment nicht zu Hause...«
    »Das weiß doch sowieso jeder«, unterbrach ich ihn. »Wenn der, der anruft, auch nur halbwegs intelligent ist, weiß er, dass niemand zu Hause ist, wenn sich das Band einschaltet. Das ist also ganz und gar überflüssig.«
    »Ich dachte, du wolltest dich da raushalten«, sagte er.
    »Genau, stimmt. Es ist dein Apparat. Du gibst hier den Ton an. Ich bin ein Relikt aus der Vergangenheit.«
    »Leider können wir Ihren Anruf nicht persönlich entgegennehmen«, setzte er wieder an, »weil
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