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Es darf auch mal Champagner sein

Es darf auch mal Champagner sein

Titel: Es darf auch mal Champagner sein
Autoren: Erma Bombeck
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ein. Ich habe eine vierbeinige afrikanische Trommel gesehen und einen chinesischen Papierkorb mit rotem Drachen drauf. Das wäre genau das Richtige. Weißt du, wenn man etwas kauft, was mühelos in den Koffer geht, könnten sie glauben, wir hätten sie nicht lieb. Ist es nicht herrlich, einmal so ganz befreit zu sein?«
    »Anonyme Vierziger«
    In meiner Heimat ist man übertrieben altersbewusst. Deshalb hat sich eine Gruppe gebildet, die sich »Anonyme Vierziger« nennt. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihren Mitgliedern beim Überwinden des Altersproblems zu helfen. Das geht so vor sich: Einige Monate vor Erreichen des vierzigsten Lebensjahres lädt man die werdenden Geburtstagskinder zu einer Gruppentherapie ein.
    Erst wird ein Zehnminutenfilm vorgeführt, in dem Doris Day die Nase kraust, sich mit der Zungenspitze über die Lippen fährt und lächelnd sagt: »Ich bin über vierzig und habe noch all meine Sommersprossen.« Danach sind die Zuschauer in kooperativer Stimmung. Und dann muss ein Mitglied »öffentlich bekennen«. Als ich dabei war, Sylvia S.
    »Ich bin über vierzig«, sagte sie mit zitternder Stimme. (Beifall)
    »Vor wenigen Monaten war ich deprimiert und unglücklich und glaubte, das Leben sei nicht lebenswert. Wenn der Thermostat ansprang, wurde mir nicht wärmer, sondern kälter. Ich wollte keine Äpfel essen, obwohl ich noch all meine Zähne habe. Wenn die Kinder morgens zur Schule gefahren waren, naschte ich schnell ein Geriatrikum. Ich schickte mir selber Beileidskarten und wollte keine längeren Romane mehr lesen. Eine Freundin riet mir zu den ›Anonymen Vierzigern‹. Bei dieser Zusammenkunft hörte ich Senator Thurmond eine Rede halten. Es hatte eine wunderbare Wirkung.
    Ich ging nach Hause und übte vor dem Spiegel das Wort ›vierzig‹. Ich hielt mich für geheilt. Doch dann ging ich abends auf eine Party. Dort waren alle unter 30. Ein Albtraum! Keiner wusste, wie ›Junge, komm bald wieder‹ weiterging. Keiner hatte je von Maria Montez oder Zsa Zsa Gabor gehört. Und als ich nicht wusste, was Chauvis und Softies sind, lachten sie mich aus.
    Auf dem Heimweg malte ich in meiner blinden Wut einem Werbeplakat einen Schnurrbart. Ein Mitglied der ›Anonymen Vierziger‹ sah mich, als ich auf einem Rock-Festival im Hippie-Look erschien. ›Reißen Sie sich zusammen‹, mahnte er. ›Sprechen Sie es laut vor sich hin: Ich bin vierzig.‹
    ›Ich bin fififi - nein, ich bringe es nicht über die Lippen‹, rief ich.
    ›Sie können es!‹, ermutigte er mich.
    ›Es hat keinen Zweck‹, sagte ich, ›diese Welt gehört den Jungen. Alle sind jünger als ich. Mein Arzt trägt sein Stethoskop in einem Turnschuhbeutel. Mein Anwalt braucht sich nur einmal wöchentlich zu rasieren. Der Mathematiklehrer meines Sohnes trägt noch eine Zahnspange. Ich bin noch mit einem Flugzeug geflogen, das Stützräder hatte (wie ein Dreirad). Mein Gott, Mann, verstehen Sie denn nicht: Ich bin älter als die Micky Maus!‹«
    Sylvias Stimme brach. »Und heute bin ich stolz darauf, sagen zu können, dass ich es gelernt habe, von einem Tag zum anderen mit meinem Problem zu leben.«
    Abends stellte ich mich vor den Spiegel und übte. »Mein Name ist Erma B. und ich bin fff - man sieht es mir nicht an, aber ich bin fff - an manchen Tagen sehe ich aus wie ffff - voriges Jahr war ich ...« Es war sinnlos. Ich rief die »Anonymen Vierziger« an. Sylvia kam herüber, und wir betranken uns gemeinsam.
    Es wäre nicht so schlimm, den 40. oder einen sonstigen Meilenstein zu erreichen, wäre es nicht heutzutage Mode geworden, Geburtstage in Restaurants an die große Glocke zu hängen. Das reicht dann von einem zusätzlichen Brötchen und einer Kerze auf dem Tisch bis zu einem Chor Kellnerinnen mit Polypen in der Nase, die »Happy birthday to you ...« anstimmen.
    Ich habe meine Familie gewarnt: Wenn ihr mir je einen Geburtstag in der Öffentlichkeit antut, stürze ich mich in den nächsten Schaschlik-Spieß! Nach dem 12. Lebensjahr sollte man Geburtstage so diskret behandeln wie Bruchoperationen. Schließlich sind sie eine Privatangelegenheit.
    Philosophen und Dichter mögen über die mittleren Jahre reden, was sie wollen, es bleibt die Frage: »Was bitte beginnt mit vierzig?«
    Die Lachfältchen verlieren das »chen«. Die Grübchen an Knien und Ellbogen füllen sich auf. Man braucht eine Brille, um etwas am schwarzen Brett zu lesen. Und wenn man glaubt, die Teenager seien nun endlich alt genug, um alles über Sex zu erfahren,
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