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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen
Autoren: Julie Kenner
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sein wollte.
    Aber wieder blieb mir keine Wahl. So wie ich in seinen wollte er auch in meinen Kopf, nur dass er die Visionen besser unter Kontrolle hatte als ich. Es war, als würde ich in einen Strudel gesogen, tiefer und tiefer, schneller und schneller, bis es sich anfühlte, als würde mir die Haut abgezogen und mein Herz explodieren.
    Dunkelheit.
    Ein Kreis.
    Tank, der Egan gegenübersteht. Freitag. Sonnenaufgang. Das Mädchen. Das junge Mädchen. Für den Ruhm. Für die Sache.
    Und dann ging Egan, und Tank lächelte.
    Für den Ruhm. Für die List. Es geht weiter.
    Tank.
    Und Egan.
    Keine Kräuter. Mädchen. Ein Mädchen. Ein Opfer. Tank und Egan arbeiteten zusammen.
    Und schon bald.
    Schon ganz bald würde jemand sterben
    Meine Gedanken gerieten durcheinander. Der Schmerz. Die Dunkelheit.
    Ich versuchte, mich hindurch zu kämpfen. Ich musste es sehen. Musste sehen, wo sie sie hatten. Das junge Mädchen. Ich musste sie da rausholen.
    Musste sie retten.
    Aber mein Gehirn löste sich allmählich auf. Es war einfach zu viel. Er bekämpfte mich, mit aller Kraft.
    Ich wollte protestieren. Wollte mein Schwert finden, es ihm ins Herz stoßen.
    Aber mein Herz hatte aufgehört zu schlagen. Meine Lungen hatten ihre Arbeit aufgegeben. Die Welt wurde grau. So grau.
    Er war hineingeglitten. In mein Gehirn.
    Und er stellte alle Körperfunktionen ab.
    Ich starb, und …
    »Lily! Lily! Das Messer! Nimm dein Messer!«
    Eine Hand knallte gegen meine Wange. Ich schnappte nach Luft, kehrte in die Wirklichkeit zurück und rammte dem Geheimnishüter das Messer ins Herz. Ich hatte einen Volltreffer gelandet. Während der dämonische Schleim aus ihm herauslief und sich seine Essenz in mich ergoss, fiel ich auf die Knie und schnappte weiter nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    »Ich dachte schon, ich hätte dich verloren. Wenn ich nicht hier gewesen wäre …« Deacon zitterte vor unterdrückter Wut. »Wenn ich nicht hier gewesen wäre, hätte er dich von innen nach außen verbrannt.«
    »Alles bestens«, erwiderte ich und umklammerte seine Hand. »Mir geht’s gut.« Ich sog Unmengen von Luft in meine Lungen. »Tank hat dem Geheimnishüter seine Geheimnisse anvertraut. Ich habe alles gesehen. Sie brauchten wahrhaftig Alice’ Körper.« Ich schwankte, als Deacon mir auf die Füße half. »Sie war die Hülle, und ich war die Seele. Es war genau geplant.« Ich sa h ihm in die Augen. »Egan, dieser Drecksack, hat sie ihnen verkauft. Alles nur, damit sich diese Prophezeiung erfüllte.«
    »Diese Schweine!«
    »Und es ist noch nicht zu Ende«, fuhr ich fort, wobei Angst und ein Gefühl von Vergeblichkeit mir das Blut in den Adern gefrieren ließen. »Wenn es uns nicht gelingt, es rechtzeitig zu retten, wird heute ein weiteres Mädchen geopfert. Heute Nacht.«

41
     
    »Wer?«, fragte er, während wir zur Straße rannten.
    »Ich weiß es nicht. Ist auch egal. Wir müssen es verhindern.«
    Deacon blieb vor einem Wagen stehen, einem schnittigen schwarzen Jaguar, und riss die Fahrertür auf. Ich stieg ein und kletterte auf die Beifahrerseite hinüber.
    »Wohin?«, fragte er, presste die Hand auf den Zündungsschlitz, und schon sprang der Motor an. Die Sonne sank rasch und tauchte die Straße in ein seltsam grüngraues Licht.
    Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Das war ein verdammt praktischer Trick, und mir wurde mal wieder klar, dass ich eigentlich nichts über diesen Mann wusste, mit dem ich mich zusammengetan hatte. »Zum Pub. Es ist heute geschlossen. Wegen Installationsarbeiten.« Ich schnaubte. »Der wahre Grund befindet sich vermutlich im Keller.« Ich erinnerte mich an die Metallplatte, die ich gegenüber des Lagerraums gespürt hatte. An die seltsamen Symbole. Wahrscheinlich dämonische Symbole. Das war mit Sicherheit irgendeine Tür.
    Das würden wir schon bald herausfinden.
    »Bist du dort wach geworden? Als Alice?«, fragte Deacon, nachdem ich ihm von meiner Theorie erzählt hatte.
    Ich schüttelte den Kopf. »Vermutlich haben sie mich woanders hingebracht. Sie wollten verhindern, dass ich die Straße wiedererkenne, wenn ich zur Arbeit ins Pub gehe. Das hätte Fragen aufgeworfen, die sie nicht so gern beantwortet hätten.«
    Ich klammerte mich an der Tür fest, während Deacon die Kurven mit einer Geschwindigkeit nahm, die Formel-l-Fahrer wie Schlappschwänze aussehen ließ. »Jetzt ergibt endlich alles Sinn«, fuhr ich fort, als ich wieder zu Atem gekommen war. »Die Mädchen, die im Laufe des Sommers verschwunden sind.
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