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Erst ich ein Stück/Minnie, Detektivin

Erst ich ein Stück/Minnie, Detektivin

Titel: Erst ich ein Stück/Minnie, Detektivin
Autoren: P Schröder
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nicht dreht und …

    Uaaah! Er hat mich entdeckt!
Vor Schreck mache ich einen Satz zurück.
Mein Hintern stößt
gegen einen Zaunpfahl.
Der Junge bückt sich
und streckt mir seine Hand entgegen.
„Miez, miez, miez“, lockt er mich.
„Kleine Süße, komm doch mal her.“
Spinnt der?
    Ich bin doch nicht plemplem und lasse mich freiwillig in seine Tasche sperren!
    Blitzartig drehe ich mich um und flitze wie vom wilden Hund gebissen davon. Ich renne und renne und renne und plötzlich fällt mir Gonzo wieder ein. Augenblicklich mache ich eine Vollbremsung und tappe langsam zurück.
    Der Junge ist inzwischen an die Bordsteinkante getreten. Ein Bus rauscht heran und stoppt genau vor der Stange mit dem gelben Schild. Schnaufend öffnet er seine Türen und der Junge steigt ein.

    Neiiin!
Mit riesenlangen Sätzen
hechte ich zurück.
Der Bus ist nur noch
wenige Sprünge entfernt,
da schließen sich langsam die Türen.
Ich gebe alles
und renne so schnell ich kann.
Mit letzter Kraft erklimme ich die Stufen
und schlüpfe durch den Türspalt.
Juhuuu! — Geschafft!

Fettklops in Gefahr!
    Schnell husche ich unter die nächste Sitzbank, mache mich klein und rund und drücke mich hinter zwei dicken Damenbeinen dicht an die vibrierende Buswand. Es ist schrecklich laut und fühlt sich so an, als ob man mich mit einem Rasierapparat bearbeiten würde, aber zumindest habe ich von hier aus den Jungen bestens im Blick. Er ist gleich neben der Tür stehen geblieben und hält den Blick fest nach draußen gerichtet. Die Sporttasche hängt reglos über seiner Schulter. Hoffentlich hat er Gonzo nicht zu viel Gift verabreicht, denke ich, und mein Herz fängt wieder an zu pochen. Ich schließe die Augen und versuche, mir ein Leben ohne den nervigen Fettsack vorzustellen. Mein Garten wäre endlich mein Garten. Ich könnte stundenlang in der Sonne dösen, ohne von ihm belästigt zu werden. Ich könnte gehen, wohin ich will, ich hätte endlich meine Ruhe.
    Aber was wäre das für ein Leben? Wäre es nicht schrecklich öde und langweilig? Ich glaube, ich würde Gonzo ganz furchtbar vermissen.

    Ich vermisse ihn ja jetzt schon!
Sein freches Zwinkern
und seine wundervolle tiefe Stimme …
„Minnieee!“
Aaah! Wer kreischt mich denn da an?
Die Stimme gehört nicht zu Gonzo,
aber sie kommt mir sehr bekannt vor.
Ich reiße die Augen auf
und da sehe ich sie:
Meine Freundin Clara!

    Sie steht mitten im Gang und starrt mich ungläubig an.
    „Was machst du denn hier?“, ruft sie, lässt sich zu Boden fallen und krabbelt auf mich zu.
    Augenblicklich drehe ich mich um, schlüpfe zwischen den Damenbeinen hindurch und husche unter die nächste Sitzbank.
    „Aber Minnie!“, ruft Clara. „Erkennst du mich nicht?“
    „Wer ist denn da?“, fragt eine tiefe Männerstimme.
    „Meine Katze!“, jammert Clara nun los. „Bestimmt hat der Kidnapper sie entführt. Wahrscheinlich ist sie ihm entwischt und nun so verwirrt, dass sie nicht einmal mehr mich erkennt.“
    „Vielleicht ist es ja gar nicht deine Katze“, sagt eine Frau hinter mir.
    „Aber klar ist sie das!“, ruft Clara.
„Ich kenne Minnie unter Tausenden.“
Gerührt blicke ich sie an.
Natürlich kenne ich Clara
auch unter Tausenden.
    Jetzt wirft sie sich der Länge nach auf den Boden und streckt die Hände nach mir aus. „Minnie, bitte, bitte
komm. Wir gehen nach Hause. Dort bekommst du so viel Thunfisch wie du willst.“
    Besten Dank!, denke ich, auch wenn Clara es nett meint. Was soll ich bloß tun? Clara sieht so verzweifelt aus. Bestimmt fängt sie gleich an zu weinen.
    Und trotzdem: Ich muss Gonzo helfen!
Aber wie soll ich Clara das erklären?
Plötzlich drosselt der Bus sein Tempo.
Er hält an und die Türen öffnen sich.
    Der Junge mit der Baseballkappe wirft Clara einen kurzen Blick zu. Dann zieht er den Riemen seiner Sporttasche stramm und hechtet auf den Bürgersteig hinunter.
    Ich fackele nicht lange, schieße unter der Bank hervor und rase wie ein geölter Blitz hinter dem Jungen her.
    „Neiiin! Minnie, neiiin!“, höre ich Clara brüllen.
    Aber darum kümmere ich mich nicht, sondern sehe zu, dass ich dem Kidnapper auf den Fersen bleibe. Nur wenige Meter hinter der Bushaltestelle überquert er einen Zebrastreifen und läuft an einem Bäcker, einem Bastelgeschäft, einer Polizeiwache und ein paar Wohnhäusern vorbei.

    Ich halte einen Sicherheitsabstand von ungefähr fünf Metern und achte sorgsam darauf, dass ich jederzeit hinter einem Baum, einem Menschen oder einem parkenden Auto
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