Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erst ich ein Stück/Minnie, Detektivin

Erst ich ein Stück/Minnie, Detektivin

Titel: Erst ich ein Stück/Minnie, Detektivin
Autoren: P Schröder
Vom Netzwerk:
ausdrücklich erklärt, dass nur in ihrer Gegend Katzen verschwunden sind. Moment mal — aber wieso lagern dann in unserer Vorratskammer so viele Gläser mit Essiggurken? Gibt es überhaupt einen Zusammenhang zwischen den Katzendieben und den Gurken-Erpressern? Wenn ich es mir recht überlege, macht es keinen Sinn, einen meiner Artgenossen aus einer fremden Gegend zu entführen, und anschließend Regine deswegen zu erpressen. „Minnie, wie guckst du denn bloß?“, fragt Clara.
    Ja, wie denn?
    „Wie ein ausgehungerter Waschlappen.“
    Hä?
Seit wann haben Waschlappen Augen?
Oder Hunger?
Mensch, Clara, denk doch mal nach!

Trick 17
    Zum Glück denkt Clara weder über Waschlappen noch über Gurken-Erpresser nach, sondern schlüpft aus dem Zimmer und bringt mir kurz darauf eine große Portion Thunfisch, eine Wasserschale und mein Klohäuschen.
    Ich springe vom Bett und mache mich über den Thunfisch her. So etwas gibt es nämlich nicht alle Tage. Bestimmt hat Clara ein schlechtes Gewissen, weil sie mich tagelang hier festhalten will. Na ja, im Augenblick ist mir das egal.
    Der Thunfisch schmeckt ganz vorzüglich. Genüsslich schlecke ich das Schälchen aus. Anschließend schlabbere ich noch ein wenig Wasser in mich hinein. Dann springe ich auf Claras Bett zurück und beginne mit meiner Wäsche. Ich putze und putze und plötzlich bin ich schrecklich müde. Meine Augen klappen einfach zu. Ich plumpse auf Claras Kissen und zwei Sekunden später bin ich auch schon eingeschlafen.

    Ich träume von Gonzo
und der hübschen Grauen.
Sie trägt ein weißes Kleid
und Gonzo einen schwarzen Anzug
mit Fliege.
Der Anzug platzt aus allen Nähten.
Die Grünschnäbel streuen Blumen
und der Himmel hängt voller Thunfisch …
    Als ich aufwache, scheint die Sonne mitten durch Claras Fenster ins Zimmer hinein. Moment mal — das kann eigentlich gar nicht sein, denn das tut sie immer nur morgens. Ich hebe meinen Kopf und stelle fest, dass er so schwer wie eine ganze Palette Futterdosen ist. Außerdem dröhnt er, als ob ein Schwarm Hornissen in ihm herumsaust.

    Was ist passiert?
Wieso ist es schon wieder Morgen?
So lange habe ich ja noch nie geschlafen!
Das sind ja mindestens
zwanzig Stunden gewesen!
Verwirrt sehe ich mich um.
Claras Bett ist total zerwühlt.
Sie hat also ebenfalls hier geschlafen.
Ich linse zur Futterschale hinüber.
Sie ist leer!
    Trotzdem soll man die Hoffnung nie aufgeben. Auf wackelweichen Zitterbeinen stakse ich zur Bettkante und lasse mich langsam auf den Boden hinunter. Verdammter Mäusegott, mein Kopf! Wie der dröhnt und brummt und schmerzt! Was ist bloß los mit mir? Von zu viel Schlaf bekommt man doch keine Schlabberknie und auch keine solch fürchterlichen Kopfschmerzen. Mit letzter Kraft schleppe ich mich zur Futterschale. Leider scheint sie bei näherer Betrachtung noch leerer zu sein. Zumindest auf den ersten Blick. Auf den zweiten sieht die Sache schon ein wenig besser aus. Am Rand klebt nämlich noch ein Rest Thunfisch.

    Es ist zwar nur ein sehr kleiner Rest, genau genommen ist er fast gar nicht zu sehen, aber fast gar nichts ist immer noch besser als überhaupt nichts.
    Erwartungsvoll recke ich meine Nase. Der Fitzel riecht ganz eindeutig nach Thunfisch, aber da ist auch noch etwas anderes. Etwas, das bitter riecht. Geradezu unappetitlich. Hätte ich dieses seltsame Aroma gestern Abend schon bemerkt, hätte ich den Thunfisch ganz bestimmt nicht gegessen.
    Mit einem Schlag
hört mein Kopf auf zu dröhnen.
Ich sehe wieder klar. — Glasklar!
Jemand wollte mich vergiften.
Aber wer?
Clara? — Unmöglich.
Ihre Mutter?
Nein, das kann ich mir nicht vorstellen.
    In meinem Schädel wirbelt alles durcheinander. Ich sehe Sardinendosen und Gurkengläser, höre Gonzos dämliches Gekraunze und die mahnenden Worte der Grauen. Und plötzlich fügt sich alles zusammen.

    Lilie, Perlchen, Pascha und die anderen wurden gar nicht entführt, sondern vergiftet. Wahrscheinlich haben sie sich irgendwo zum Schlafen hingelegt und sind - anders als ich — gar nicht mehr aufgewacht. Da stellt sich natürlich die Frage, warum ich so viel Glück gehabt habe! Bei meiner Größe hätte das Gift doch eigentlich besonders gut wirken müssen.
    Nachdenklich betrachte ich den Thunfischrest. Die Lust, ihn zu verschmausen, ist mir gründlich vergangen. Außerdem gibt es jetzt weiß Gott Wichtigeres zu tun, als futtern.
    Ich muss die hübsche Graue suchen
und ihr von meinem Verdacht erzählen.
Sie ist klug, sie wird mich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher