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Erst ich ein Stück, dann du! Klassiker - Die Schatzinsel - Nahrgang, F: Erst ich ein Stück, dann du! Klassiker - Die Sc

Erst ich ein Stück, dann du! Klassiker - Die Schatzinsel - Nahrgang, F: Erst ich ein Stück, dann du! Klassiker - Die Sc

Titel: Erst ich ein Stück, dann du! Klassiker - Die Schatzinsel - Nahrgang, F: Erst ich ein Stück, dann du! Klassiker - Die Sc
Autoren: Frauke Nahrgang
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war die Kugel über die Köpfe der Besatzung hinweggefegt und im Meer eingeschlagen. Doch die wütend aufschäumende Gischt hatte die Jolle zum Kentern gebracht. Die Männer hatten sich ans Ufer retten können, doch die Ladung hatten sie eingebüßt. Unsere Seite musste noch einen schmerzlichen Verlust hinnehmen: Auf dem Weg zum Blockhaus war es zu einem Feuergefecht mit den Inselpiraten gekommen. Dabei hatte der treue Wildhüter sein Leben verloren. Diese Nachricht traf mich schwer. Und noch etwas bedrückte mich.
     
    „Was ist mit unserem Schiff?“,
    wollte ich wissen.
    Der Kapitän seufzte und sagte:
    „Die stolze HISPANIOLA ist
    in den Händen der Freibeuter.“
    „Kommen wir also nie mehr
    nach Hause?“, fragte ich angstvoll.

     
    Der Lord wiegte bedenklich den Kopf. „Vor unserer Abreise habe ich ein Suchschiff geordert. Wenn man bis August nichts von uns hört, wird es in See stechen. Aber ob wir so lange durchhalten können? Unsere Vorräte sind sehr knapp bemessen.“
    Da fiel mir der Mann wieder ein, der schon so lange auf dieser schrecklichen Insel durchhalten musste, und ich erzählte von Ben Gunn. Dabei vergaß ich auch nicht die seltsame Botschaft, die er mir aufgetragen hatte.
    „Ich glaube, er ist nicht ganz richtig im Kopf“, schloss ich meinen Bericht.
    Der Doktor nickte. „Drei einsame Jahre“, murmelte er mitleidig. „Die übersteht kein Mensch unbeschadet.“

Der Angriff

    Am nächsten Morgen war die Sonne gerade aufgegangen, als der Wachtposten meldete: „Es geht los!“
    Und wirklich waren wir umzingelt. Noch verharrten die Seeräuber in der Deckung des Waldes. Aber es war nur eine Frage der Zeit, wann der Sturm auf die Palisaden beginnen würde. Der Kapitän verteilte Gewehre und schickte alle Männer auf ihre Posten. Ich stand neben dem Lord und sollte ihm beim Laden zur Hand gehen. Wir alle fieberten vor Anspannung.
    Plötzlich erschallte ein Ruf vom Wald her. Es war John Silver.

    „Gebt uns die Karte!“, rief er.
    „Dafür verschonen wir euer Leben.“
    „Niemals!“, kam die Antwort
    gleichzeitig aus mehreren Kehlen.
    „Das werdet ihr noch bereuen!“,
    brüllte Silver.

    Schon prasselte eine Geschützsalve auf unsere Palisaden nieder. Plötzlich kam eine Horde Schurken aus dem Wald gerannt. Augenblicklich eröffnete unsere Seite das Feuer. Daraufhin ergriffen zwei Piraten die Flucht. Die anderen aber konnten in die Einfriedung gelangen.
    „Raus zum Nahkampf!“, rief der Kapitän.

    Wir gehorchten und im nächsten Moment stand ich Job Anderson gegenüber, der wie wild brüllte und seinen Säbel schwang. Ich wich aus, verlor den Halt und kullerte einen Abhang hinunter. Gerade wollte ich mich in mein Schicksal ergeben, da bemerkte ich, dass das Getöse verklungen war. Die Eindringlinge zogen sich zurück. Für heute war der Kampf zu Ende.
    Wir hatten gesiegt. Aber um welchen Preis? Ein Diener des Lords war tödlich getroffen, der andere und der Kapitän verletzt. Der Doktor versorgte die Wunden. Wenig später überstieg er die Palisaden und schritt im Schatten der Bäume davon. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Aber ich beneidete ihn glühend. Denn über uns brütete die Sonne und ließ uns alle schmoren. Ein Gedanke kam mir in den Kopf und setzte sich fest. Schließlich war er stärker als die Furcht vor den draußen lauernden Gefahren. So nutzte ich einen unbeobachteten Moment und verschwand.

    Mein Plan war es, Ben Gunns Boot zu finden. Ich wanderte zur Landzunge mit dem weißen Felsen. Und wirklich, versteckt im Unterholz fand ich ein schäbiges Gefährt aus Ästen und Ziegenfell und ein roh gezimmertes Paddel.

    Nun hätte ich schleunigst zurücklaufen müssen, um den anderen von meiner Entdeckung zu berichten. Doch eine neue Idee hielt mich davon ab. In der Bucht lag die HISPANIOLA vor Anker, und an ihrem Mast flatterte die Piratenflagge. Das Schiff war für uns verloren.
    Da wäre es doch nur gerecht, wenn die Seeräuber es auch nicht behalten könnten, dachte ich.
    Ich wartete die Dunkelheit ab, ehe ich das Boot zu Wasser ließ.
     
    Zum Glück setzte gerade
    die Ebbe ein und trieb mich
    direkt auf die HISPANIOLA zu.
    Aus der Kajüte drang der Lärm
    eines heftigen Streits. Es waren
    der Bootsmann und ein Matrose,
    beide schwer betrunken,
    wie mir schien.

    Ich bekam das Ankertau zu fassen und kappte es Strang für Strang. Der Schoner setzte sich in Bewegung, mein Fahrzeug geriet in seinen Strudel und wirbelte hinter der HISPANIOLA aufs offene Meer zu.
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