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Erst ich ein Stück, dann du! Klassiker - Die Schatzinsel - Nahrgang, F: Erst ich ein Stück, dann du! Klassiker - Die Sc

Erst ich ein Stück, dann du! Klassiker - Die Schatzinsel - Nahrgang, F: Erst ich ein Stück, dann du! Klassiker - Die Sc

Titel: Erst ich ein Stück, dann du! Klassiker - Die Schatzinsel - Nahrgang, F: Erst ich ein Stück, dann du! Klassiker - Die Sc
Autoren: Frauke Nahrgang
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genommen. Und meine Freunde? Ich konnte mir ausmalen, was mit ihnen geschehen war.
    „Der kleine Hawkins“, sagte John Silver mit einer Mischung aus Spott und Überraschung.
    „Er ist ein Spion“, krakeelte einer der Piraten. „Vom Doktor und dem Kapitän geschickt.“
    „Wohl kaum“, widersprach John Silver. „Die wollen ihn nicht mehr. Ein treuloser Lump wäre er, das hat mir der Doktor selbst gesagt.“
    Bei diesen Worten schöpfte ich Hoffnung, bedeuteten sie doch, dass meine Gefährten am Leben waren.
    „Wie auch immer“, sagte der Pirat mürrisch. „Fackeln wir nicht lange!“

    „Genau!“, stimmten die anderen zu. „Aus sei’s mit dem Bengel.“
    John Silver steckte sich eine Pfeife an und sagte bedächtig: „Gemach, gemach. Morgen heben wir erst den Schatz. Dann sehen wir weiter.“
    Den Schatz? Die Verblüffung war mir wohl ins Gesicht geschrieben, denn John Silver zog die Karte aus seiner Jacke und sagte schadenfroh: „Als deine Leute gemerkt haben, dass der Kahn verschwunden ist, haben sie weiche Knie gekriegt. Ich auch, zum Teufel“, fügte er hinzu und schaute mich durchdringend an. „Ich hatte die HISPANIOLA schon verloren gegeben. Aber in deinen Augen sehe ich etwas, das mir neuen Mut macht.“ An seine Männer gewandt sagte er: „Morgen wird Jim uns sein kleines Geheimnis gewiss gern erzählen.“
    Mir wurde flau im Magen. Piraten – so wusste ich – haben ihre eigenen Methoden, wenn sie jemanden zum Reden bringen wollen.

Die Stimme eines Geistes
    Die Nacht verbrachte ich an Armen und Beinen gefesselt in Angst und Verzweiflung. So war ich froh, als endlich die ersten Sonnenstrahlen ins Blockhaus eindrangen.
    Früh am Morgen brachen die Männer auf, um der Karte zu Flints Schatz zu folgen. Es war ein langer beschwerlicher Weg, den ich als Silvers Gefangener wie ein Tanzbär an der Leine zurücklegen musste.
     
    „Wisst ihr noch, wie es damals war?“,
    fragte ein Seeräuber unterwegs.
    „Als wär’s gestern“,
    murmelte ein anderer.
    „Mit sechs Kameraden war Flint
    hier draußen“, spann der erste
    seine Erinnerungen weiter.
    „Nur er allein kam zum Schiff
    zurück.“

     
    „Flint hat sie alle sechs auf dem Gewissen, nur, damit sie nichts ausplaudern konnten“, wusste ein anderer zu berichten.
    „Bringt sie um, Mann für Mann, und dann singt er, als wäre nichts gewesen. Wie ging gleich sein Lied? Fünfzehn Mann auf der Kiste des Toten …“
    Ich erinnerte mich, wo ich dieses Lied schon einmal gehört hatte. Bei dem Gedanken, wie mein Elend mit Billy Bones angefangen hatte, legte sich ein tiefer Kummer auf meine Seele.
    „Still!“, wies George Merry den Sänger zurecht. „Hab es seit damals nie mehr gehört.“
    Angst schwang in seiner Stimme und auch die anderen wirkten immer verzagter.
    Schließlich spuckte John Silver verächtlich aus und knurrte: „Seid ihr Piraten oder abergläubische Waschweiber? Flint ist tot, Kanonenschlag!“
    „Mag sein“, erwiderte einer. „Aber der tote Flint als Geist ist noch viel schlimmer.“
    Die Männer hielten sich jetzt eng beisammen. Und obwohl mir meine Begleiter nicht gefielen, war auch ich froh, nicht allein zu sein.
    Inzwischen waren wir nahe der Stelle, die auf der Karte mit einem Kreuz versehen war. Beim Gedanken an all den Reichtum wurden die Schritte der Männer
wieder leichter und ihre Augen funkelten vor Gier. Ich konnte kaum Schritt halten. Ab und zu stolperte ich. Dann zerrte John Silver grob an dem Seil und warf mir einen Mörderblick zu. Plötzlich blieben alle abrupt stehen. Vor uns lag eine Grube und darin eine zerbrochene Schaufel. Das Versteck war geplündert worden. Der Schatz war weg.

    Eine Weile starrten die Männer fassungslos in das Erdloch. Dann kreischte George Merry: „Silver hat uns betrogen!“
    Gerade wollte sich die ganze Horde auf den vermeintlichen Verräter stürzen, da hörte man aus dem Wald eine Stimme singen: „Fünfzehn Mann auf der Kiste des Toten – jo-ho-ho, und eine Flasche mit Rum!“ Nie habe ich Menschen mehr erschrecken sehen. Die Piraten zitterten vor Angst und klammerten sich alle aneinander. „’s ist Flint“, wisperte einer.
     
    Begleitet von höhnischem Gelächter
    begann die Stimme zu sprechen:
    „Habt wohl vergessen,
    wie es denen geht,
    die meinen Schatz stehlen wollen.“

    Was selbst eine Salve aus hundert Gewehren nicht hätte bewirken können, das bewirkten die Worte eines Toten im Handumdrehen. Die Piraten rannten wie die Hasen. John Silver fingerte an
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