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Erst ich ein Stück, dann du! Klassiker - Die Schatzinsel - Nahrgang, F: Erst ich ein Stück, dann du! Klassiker - Die Sc

Erst ich ein Stück, dann du! Klassiker - Die Schatzinsel - Nahrgang, F: Erst ich ein Stück, dann du! Klassiker - Die Sc

Titel: Erst ich ein Stück, dann du! Klassiker - Die Schatzinsel - Nahrgang, F: Erst ich ein Stück, dann du! Klassiker - Die Sc
Autoren: Frauke Nahrgang
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Dort machte das Schiff eine Wendung, und mit der Strömung der Westküste nahmen wir Kurs nach Norden.
    Fast gleichzeitig folgte an Bord ein Schrei dem anderen. Das drohende Unheil war wohl ins umnebelte Bewusstsein der beiden Säufer vorgedrungen. Polternd eilten sie an Deck und setzten die Segel. Bald würde die HISPANIOLA auf Nimmerwiedersehen verschwunden sein.

    Doch zu meinem großen Erstaunen hielt das Schiff keinen klaren Kurs. Es drehte sich mal hierhin, mal dorthin und lag schließlich mit flatternden Segeln hilflos da. Warum steuerte niemand? Am Heck baumelte ein Tau über die Reling. Mit einem Sprung bekam ich es zu fassen und zog mich hoch, während mein Boot gurgelnd versank.

Die Eroberung der HISPANIOLA
    An Deck fand ich beide Piraten in einer Blutlache liegen. So kam ich zu der Ansicht, dass sie sich in ihrer trunkenen Wut gegenseitig umgebracht hatten. Doch der Bootsmann röchelte noch und stierte mich an. Alles, was er herausbringen konnte, war ein Wort: „Rum!“
    Ich sagte mir, dass man einem Sterbenden seinen letzten Wunsch nicht verwehren dürfe, und rannte hinunter in die Kajüte. In dem heillosen Durcheinander, das die Piraten hinterlassen hatten, fand ich schließlich eine halb volle Flasche.
     
    Der Bootsmann trank einen
    großen Schluck und sein Gesicht
    nahm langsam wieder Farbe an.
    Er beobachtete mich scharf,
    während ich die verruchte
    Piratenflagge einholte
    und über Bord warf.

     
    Schließlich sagte er: „Schätze, du willst das Schiff in der Nordeinfahrt sicher an Land bringen.“
    Bisher hatte ich noch gar nicht darüber nachgedacht. Jetzt kam mir aber in den Sinn, dass das gar keine schlechte Idee wäre. Am entgegengesetzten Ende der Insel würden Silver und seine Leute so schnell nicht suchen.
    „Ohne meine Anweisung wird dir das nicht gelingen“, fuhr der Bootsmann fort.
    Wieder musste ich ihm innerlich zustimmen. Laut fragte ich: „Was schlagt Ihr also vor?“
    „Verbinde meine Wunde!“, forderte Hands. „Dann will ich dir sagen, wie man das Schiff segelt.“
    Diesen Handel machten wir auf der Stelle. Mit meinem Halstuch verband ich die tiefe Stichwunde, die der Bootsmann in den Oberschenkel erhalten hatte. Wenige Minuten später segelte die HISPANIOLA munter die Schatzinsel entlang. Mit tückischem Blick beobachtete er mich ununterbrochen. So wusste ich, dass ich auf der Hut sein musste.
    Gegen Mittag erreichten wir die Nordeinfahrt. Sie war sehr eng und die Navigation heikel. Doch der Bootsmann war ein ausgezeichneter Lotse, und ich steuerte genau nach seinen Anweisungen. Schließlich waren wir drin, und die HISPANIOLA setzte sanft am Strand
auf. Für einen Moment vergaß ich die Gefahr. Aber dann hörte ich ein Geräusch. Als ich mich umblickte, stand der Bootsmann mit einem Dolch in der Hand vor mir. Ich sprang zur Seite und ließ dabei die Ruderstange los. Sie schlug scharf aus und traf den Bootsmann auf die Brust. In diesem Augenblick kippte die HISPANIOLA, und der Pirat verlor den Halt. Mit einem erstickten Schrei stürzte er über die Reling, schlug mit dem Kopf gegen die Bordwand und rührte sich nicht mehr. Ich brauchte eine Weile, ehe ich begriff: Die HISPANIOLA befand sich wieder in den Händen rechtschaffener Menschen. Stolz machte ich mich auf den Weg zum Blockhaus.
     
    Gut, dass ich die Schatzkarte
    damals im Gutshaus so gründlich
    studiert hatte. So fand ich
    meinen Weg über die Insel,
    ohne mich zu verlaufen.
    Mitten in der Nacht kam ich
    bei den Palisaden an.

    Innerhalb der Umzäunung glühten die Überreste eines riesigen Feuers. Das war seltsam, denn wir waren mit Brennholz immer sehr knausrig gewesen. Auch konnte ich nirgendwo eine Wache entdecken. Solcher Leichtsinn passte nicht zu meinen Gefährten.
    Besorgt kletterte ich über den Zaun und schlich aufs Haus zu. Dort wurde mir leichter ums Herz. Denn lautes Schnarchen drang an mein Ohr, und das bedeutete, dass meine Freunde wohlauf waren. So glaubte ich jedenfalls.

    Um niemanden zu wecken, schlich ich auf Zehenspitzen ins Haus. Mein Fuß stieß gegen einen Schläfer. Der fuhr hoch und schickte einen Fluch in die Dunkelheit, einen Fluch, wie ich ihn von meinen Leuten noch nie gehört hatte. Der schneidende Ton weckte die anderen, und eine Stimme, die mir nur zu gut bekannt war, rief: „Wer da?“
    Schon hielten starke Arme mich fest und jemand leuchtete mir mit einer Fackel ins Gesicht. Meine schlimmsten Befürchtungen waren Wirklichkeit geworden. Die Seeräuber hatten das Haus in Besitz
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