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Error

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Titel: Error
Autoren: N Stephenson
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Minuten lang still und lauschte nur, nahm seine Umgebung wahr. Genoss den Augenblick. Denn sehr bald würde dieser Teil seines Lebens vorbei sein, und er würde in das Tal des Prohibition Crick absteigen, wie er es an jenem Herbstnachmittag im Jahr 1974 mit einem Bärenfell auf dem Rücken getan hatte. Nur dass er keine versteckte Schmugglerhütte, sondern ein schönes, modernes Blockhaus mit Internet vorfinden würde, voller Menschen, die alle mit ihm reden wollten.
    Als er so weit war, drehte er sich wieder um und folgte den in den Matsch gedrückten Fußspuren der Dschihadisten aus dem Wald hinaus und auf das offene Plateau des Bergarbeitercamps.
    Ein paar hundert Meter entfernt kam ihm ein einzelner Mann mit einem Gewehr über der Schulter entgegen. Er bewegte sich im erschöpften, ruckweisen Gang eines Menschen, der weiß, dass er eigentlich rennen müsste, aber einfach nicht die Energie dazu aufbringt. Ab und zu drehte er sich rasch um und ging ein paar Schritte rückwärts, ganz ähnlich wie Richard vor ein paar Minuten, als er sich wegen des Pumas Gedanken gemacht hatte. Anders als Richard suchte er auch den Himmel ab. Und tatsächlich nahm Richard, nun da er ins Freie getreten war, das Geräusch mindestens eines Hubschraubers wahr.
    Der Mann drehte sich wieder nach vorn und erstarrte, als sein Blick direkt auf Richard fiel. Es war Abdallah Jones.
    Richard überlegte, hinter seinen Rücken zu greifen und den Revolver zu ziehen, aber die Waffe war trotz ihres langen Laufs und des großen Kalibers auf diese Entfernung nutzlos. Es hatte also keinen Sinn, Jones wissen zu lassen, dass er bewaffnet war. Auf den Stab gestützt, um sein Gewicht abzufangen, ließ er sich auf ein Knie nieder. Er und Jones schauten einander nun durch einen Schleier aus Gesträuch an. Jones hob sein Gewehr: eine Kalaschnikow. Richard ließ sich auf beide Knie, dann auf alle Viere fallen und kroch rasch in eine andere Position, während ein paar aufs Geratewohl abgegebene Schüsse über ihm durch die Luft pfiffen und in den matschigen Boden hinter ihm einschlugen.
    Es war schwierig, sich auf diese Weise zu bewegen, ohne das Buschwerk zum Wackeln zu bringen, was Jones einen Hinweis darauf liefern würde, wo er sich gerade befand. Ohnehin hinterließ er in der weichen Erde eine Spur, der Jones einfach folgen konnte, bis er ungehindert zum Schuss kam. Ein Blick zurück zeigte Richard diese Spur und ihre fatale Breite, und er hörte selbst in diesem Moment die Stimme einer Furiosen Muse, die ihn ermahnte, dass er unbedingt abnehmen müsse. Ein Zickzackkurs würde die Spur in kurze Abschnitte zerlegen und es Jones erschweren, ihm einfach ein Loch in den dicken Arsch zu schießen, während er hinter ihm herspazierte. Aber es würde ihn auch langsamer machen. Er musste also unbedingt eine richtige Deckung finden, dort Unterschlupf suchen und Jones zwingen, sich zu zeigen.
    Er rief sich den letzten Ausblick ins Gedächtnis, den er vor Jones’ Auftauchen genossen hatte, und erinnerte sich an eine verfallene Blockhütte, die jetzt ungefähr fünfzig Meter von ihm entfernt sein müsste. Sie lag nicht so furchtbar weit weg vom Waldrand; und er konnte von der Stelle aus, wo er sich jetzt befand, mit einem kurzen, sehr schmerzhaften Sprint zwischen die Bäume gelangen. Er kroch daher auf den Wald zu und hielt dabei ab und zu lauschend inne, in der Hoffnung, einen Hinweis auf Jones’ Position zu bekommen.
    Den Jones bereitwillig lieferte, indem er rief: »Wer ist Ihr raffinierter kleiner Freund, Dodge?«
    Richard kam auf die Füße, sprintete auf den Wald zu und warf sich zu Boden, als er Schüsse hörte. Wobei »sprinten« ein ungemein optimistischer Begriff zur Beschreibung seiner Fortbewegungsweise war; für Richard bedeutete es lediglich, dass er sich so rasch wie nur irgend möglich bewegte. Mehrere Kugeln flogen ganz nahe vorbei, jedenfalls schloss er das aus den unheimlichen Geräuschen, mit denen Luftmoleküle in seiner unmittelbaren Umgebung zu zerreißen schienen. Von der Stelle aus, wo er gelandet war, musste er nur noch ein kurzes Stück durch Matsch bis zwischen die Bäume robben. Dort fühlte er sich sicher genug, um sich in eine geduckte Haltung aufzurichten und weiter durch den Wald zu bewegen, bis nur einen Steinwurf entfernt die alte Blockhütte in Sicht kam.
    Er konnte Jones sehen, der ihn gemächlichen Schritts durch den Teil des Camps verfolgte, durch den er eben noch gerannt, gehechtet und gekrochen war. Jones’ Aufmerksamkeit
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