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Error

Error

Titel: Error
Autoren: N Stephenson
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ließ. An diesem floss reichlich Blut herab und tropfte ihm von den Fingerspitzen. Er stolperte beinahe über die Leiche des Mannes, der auf ihn geschossen und den Yuxias Flintenschuss getötet hatte. Jones musste den Kerl zurückgeschickt haben, damit er den lästigen Scharfschützen aufspürte und tötete, und Seamus hatte ihm das beinahe zu einfach gemacht, indem er aufgesprungen war und sich als Ziel präsentiert hatte.
    Andererseits hatte ihm gerade das vielleicht das Leben gerettet. Wäre er unten geblieben, wäre der Mann näher herangekommen, ehe er das Feuer eröffnet hätte. Mit seinem Gehampel in voller Sicht hatte Seamus sich unwiderstehlich gemacht, und der Mann hatte der Versuchung nachgegeben, aus größerer Entfernung zu schießen, als er mit seiner Pistole richtig treffen konnte.
    »Soll ich seine Pistole nehmen?«, fragte Yuxia, die ein paar Schritte hinter ihm hertrabte.
    »Gute Idee, Schätzchen«, rief Seamus zurück. »Du musst nur wissen, dass sie schießt, wenn du abdrückst.«
    »Okay.«
    »Obendrauf ist ein beweglicher Schlitten, der zurückschnellt und dir ein Stück von der Hand abreißt, wenn du sie weiter so hältst.«
    »Mmmkay«, sagte sie ein wenig geistesabwesend.
    »Ich meine es ernst. Halt sie weiter unten.«
    Sie tat es endlich.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Seamus.
    »Wir laufen über offenes Gelände.«
    »Du darfst gern jederzeit stehen bleiben«, gab Seamus leicht gereizt zurück. »Wir tun das, weil die Sache hier gerade in die Endphase geht und wir nicht mehr an der Stelle sind, wo die sich abspielt. Ich brauche einen vernünftigen Winkel und eine Schussposition.«
    »Du blutest auf den Boden.«
    »Ausgezeichneter Platz dafür.«
    Sie rannten ein paar Hundert Meter über das offene Gelände entlang dem Rand des ausgelichteten Bereichs und sahen dort keine Dschihadisten, die noch am Leben waren. Mit der Hütte war etwas spektakulär Übles passiert, aber Seamus sah und begriff es nur verschwommen. Wahrscheinlich, wurde ihm klar, geriet er gerade in einen Schockzustand. Und das war ihm ein bisschen peinlich, da die Wunde an seinem Arm eigentlich keine so große Sache hätte sein dürfen. Den Hügel hinunter auf das Gelände der Hütte zu rennen war in gewisser Weise eine halbbewusste Taktik gewesen, um sich davon abzulenken und auf etwas anderes zu konzentrieren.
    »Ich sehe den Scheißkerl«, verkündete er. Vielleicht hundert Meter entfernt war plötzlich der Kopf eines hochgewachsenen Mannes in Sicht gekommen. Seamus ging weiter bis zum nächsten Baum, lehnte sich daran, um einen festen Stand für den bevorstehenden Schuss zu gewinnen, und ließ sich dann auf das linke Knie sinken.
    Er hatte nicht vorgehabt, sich auf ein Knie sinken zu lassen; es war einfach passiert. Sein rechtes Bein hatte nachgegeben.
    Bei jedem Schritt war etwas Schweres gegen seinen Oberschenkel geklatscht. Etwas in seiner rechten Hosentasche. Als er niedersank, kam sein rechtes Knie hoch, die Tasche wurde, weil sich die Hose vorn in Falten legte, zusammengedrückt, und ein Schwall warmer Flüssigkeit ergoss sich daraus auf seine rechte Gesäßbacke und lief an seinem Oberschenkel hinunter.
    Zum ersten Mal seit einer ganzen Weile schaute er nach unten und sah, dass er auch rechts am Bauch getroffen worden war, dass die Wunde die ganze Zeit geblutet und das Blut sich aus irgendeinem Grund in der Hosentasche gesammelt hatte.
    Er lag auf dem Rücken, und Yuxia stand vor ihm, die Hände vor den Mund geschlagen. Vielleicht hatte sie einen kurzen Schrei ausgestoßen.
    Mit seinem gesunden Arm hielt er das Gewehr hoch. »Erschieß ihn«, sagte er. »Erschieß Abdallah Jones.«
    Vorsichtig bewegte sich Csongor vorwärts, um festzustellen, ob er es geschafft hatte, den Mann mit der Maschinenpistole zu treffen. Er hörte ein leises Rascheln, und als er hinschaute, sah er Abdallah Jones, der einfach nur dastand und ihn anschaute. Csongor schwenkte seine Pistole herum und zielte damit auf Jones. Im selben Augenblick richtete dieser eine Kalaschnikow auf Csongor.
    Die Entfernung war größer, als es Csongor lieb war. Seine Hände zitterten.
    »Sie«, sagte Jones. »Wenn es jemand anders wäre, hätte ich schon abgedrückt. So aber bin ich einfach nur völlig perplex. Wie zum Teufel kann das sein, Csongor? Sie heißen doch Csongor, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Was zum Teufel machen Sie hier?«
    »Das ist eine komplizierte Geschichte.«
    »Jammerschade. Ich würde sie nämlich wirklich furchtbar gern hören. Aber dafür
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