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Erknntnisse eines etablierten Herrn

Erknntnisse eines etablierten Herrn

Titel: Erknntnisse eines etablierten Herrn
Autoren: Oliver Hassencamp
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Müller-Passavant angerufen. auch das noch!
    »Ich will die Geschichte nicht noch einmal erzahlen, ich will in mein Hotel!«
    »Soso. Dann sind Sie mit der Familie gar nicht so gut bekannt?«
    Es hat keinen Zweck. ,
    Lukas gibt keine Antwort, die Beamten fragen nicht weiter; nur der Sprechfunkverkehr quakt ohne Pause.
    Rrrrichtig!
    Warum sind Menschen so stur, wenn sie ihre Pflicht tun? Mit den Beamten ließe sich durchaus reden. auch ohne die Zauberformel Psychologie, wie bei Peter und Ines. Ob es zu neuen Komplikationen kommt, hängt davon ab, wie Lilly reagiert. Und Alfredo.
    Auch das ist ihm inzwischen egal. Die Beamten suchen; er hilft ihnen.
    »Da vorn rechts. Dann das zweite Haus rechts.«
    Die gesamte Außenbeleuchtung ist eingeschaltet; die beiden Pappeln sind von unten angestrahlt wie Kirchtürme. Große Auffahrt, dazwischen der Lastwagen von Tanfani, der das Büfett besorgt — alles wie gehabt. Vor dem Eingang wartet eine große Limousine mit CC-Schild; der Chauffeur, die Mütze in der Hand, steht am Schlag. »Das sind ja die oberen Fünfhundert!« wundert sich der Beamte neben Lukas. »Und so schön beleuchtet für uns.«
    Mitten in der Straße hält der Streifenwagen. Aussteigen noch im Ausrollen, die Türen bleiben offen. Das sieht wichtiger aus, amtlicher. Gäste kommen aus dem Haus, ein älteres Ehepaar. Die Beamten nehmen Lukas in die Mitte, gehen :um die Limousine herum; der Chauffeur öffnet gerade den Schlag.
    »Polizei?« Die alte Dame schaut erstaunt; ihr Mann wendet sich an Lukas.
    »Was ist denn los, Herr Kommissar?«
    Lukas begreift die Logik der Anrede: Zwei Polizisten und der Kommissar in Zivil in der Mitte. Belustigt spielt er die ihm angehängte Rolle.
    »Das Übliche: Einbrecher in der Gegend.«
    Es klingt routinemäßig. Trotzdem ereifert sich die alte Dame. »Siehst du, schon wieder! Laß uns das Riesenhaus endlich verkaufen und in eine Wohnung ziehen!«
    Im Sprung nimmt der »Kommissar« die drei Stufen zur Haustür, die offensteht. Aus dem Wohnraum dringt Musik (Herb Alpert) und Stimmen; die Polizisten folgen. Draußen muß der Fahrer den Streifenwagen zurücksetzen, damit die Limousine des Konsuls herausfahren kann; drinnen, im weiß-grünen Entrée, empfängt sie keine Gerda. Um diese Zeit wäre das reine Freundlichkeit, und zu der ist sie nicht verpflichtet. Um diese Zeit wird im Smoking empfangen, grauer geworden, pastellhafter, aber unverkennbar Alfredo. Auch er zögert nicht.»Herr Dornberg! Sie kommen doch noch. Und in so charmanter Begleitung.«
    Herzlich streckt er Lukas seine große Hand entgegen, sagt, wie sehr er sich freut und wendet sich dann erst an die Polizisten.
    »Was verschafft mir die Ehre, meine Herren?«
    Andeutungsweise nimmt der Oberbulle die Hand an die Mütze, seine fleischigen Lippen haben sich auf Dienstformat verkleinert.
    »Sind Sie Herr Müller-Passavant?«
    »Ja, der bin ich. Ist wieder eingebrochen worden?«
    »Davon ist uns nichts bekannt. Wir wollen nur melden, daß Ihr Fräulein Tochter wieder da ist.«
    Alfredos Auge, das von einem zum anderen schaut, sagt alles: Er weiß von nichts.
    »Ja«, sagt Lukas mit ausdruckslosem Blick. Alfredo scheint zu verstehen, er nickt und sagt:
    »Dann ist ja alles in Ordnung. Danke, meine Herren. Oder gibt’s sonst noch was?«
    »Nein«, antwortet der Oberbulle. »Den genauen Hergang kann Ihnen der Herr erzahlen. Er soll ja der Onkel Ihrer Tochter sein.«
    »Ja, ja.«
    Wieder hebt Alfredo die große Hand zu freundschaftlichem Schulterklopfen, und Lukas kann sich’s nicht verkneifen: Er schnurrt den Beamten ein »Rrrrichtig!« entgegen. Mit nicht geschlossenen Fingern nehmen sie die Grußhand an den Mützenrand; die Bewegung hat durch ihre dicken Handschuhe etwas Tollpatschiges.
    »Dann gute Nacht allerseits.«
    Muskelbewußt gehen sie die Stufen hinunter; vor der Hüfte baumelt die Stütze des Rechtsstaates, die 7,65-Millimeter-Autorität. Alfredo schließt die Tür.
    »Und jetzt, Herr Dornberg, erzahlen Sie mir bitte, was das alles zu bedeuten hat.«
    »Um es kurz zu machen«, Lukas bleibt in der Mitte des Arbeitszimmers stehen, in das Alfredo ihn geführt hat, »Andrea fehlt nichts. Sie ist nicht verunglückt und nicht krank. Nur ein bißchen überdreht. Ich war zufällig Zeuge und habe sie ins Krankenhaus gebracht. Sie bekam eine Beruhigungsspritze und schläft sich jetzt aus.«
    Alfredo hat aus einem Mahagonischränkchen eine geschliffene Kognakflasche und zwei Gläser geholt.
    »Das beruhigt mich. Nett,
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