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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger
Autoren: Henry Rider Haggard
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Ländern genug Ale und Met finden. Hier gibt es keins. Spute dich! Ich will allein sein!«
    Nun erzitterte Skallagrims mächtiger Körper vor Trauer und Scham, und er wurde unter seiner dunklen Gesichtshaut ganz rot. Dann sprach er mit erstickter Stimme:
    »Ich habe niemals erwartet, solche Worte von Erik Hellauges Lippen zu hören. Sie sind berechtigt, und doch geziemt es sich deiner nicht, Herr, einen, der dich liebt, so zu verhöhnen. Ich würde lieber auf die Art sterben, die Swanhild deinem Knecht als Todesart zugedacht hat, als solche Worte von dir hören zu müssen. Fürwahr, ich habe gegen dich gesündigt, und wegen dieser meiner Sünde ist mir das Herz gebrochen. Hast du niemals so gesündigt, daß du dir das Herz am liebsten aus der Brust gerissen hättest, wie es die Adler aus dem Körper eines gestrauchelten Pferdes reißen? Denke an deine eigenen Sünden, Erik, und habe Mitleid mit den meinen! Verhöhne mich noch einmal so, oder bitte mich noch einmal zu gehen, und ich werde wirklich gehen! Ich werde mich vom Rand dieses Abgrundes stürzen, an dem du mich mit schierer Kraft besiegtest und an dem ich dir Treue schwor, Erik Hellauge. Viele Jahre sind wir Seite an Seite gewandert, haben Rücken an Rücken gekämpft und dabei so manchen Schlag geführt. Ich möchte bei deinem letzten Kampf, der immer näher kommt, neben dir stehen und mit dir sterben. Ich habe keinen anderen außer dir geliebt, und ich bin zu alt, um mir neue Herren zu suchen. Doch wenn du mich darum bittest, werde ich gehen, wie ich es gesagt habe. Wo ich dir meinen Eid geleistet habe, werde ich es zu einem Ende bringen. Denn ich werde mich am Rand jenes Abgrundes niederlegen, an dem ich einst lag, als deine Hand an meiner Kehle war, und ich werde laut rufen, daß du nicht mehr mein Herr bist und ich nicht mehr dein Knecht. Dann werde ich mich in die Tiefen stürzen, und mit dieser Tat der Schande bist du dann frei von mir, Erik Hellauge.«
    Erik sah den großen Mann an – sah ihn lange und betrübt an. Dann sprach er:
    »Skallagrim Lammschweif, du hast ein aufrechtes Herz. Ich habe gleichfalls gesündigt, und nun vergebe ich dir deine Sünde, obwohl Gudruda tot ist und ich sterben muß. Bleibe bei mir, wenn du willst, und laß uns zusammen fallen.«
    Da kam Skallagrim zu Erik, kniete vor ihm nieder, nahm seine Hände und küßte sie.
    »Nun bin ich wieder ein Mann«, sagte er, »und ich weiß, wir beide werden einen solch großen Tod sterben, daß es gut ist, gelebt zu haben, nur um ihn sterben zu können!« Und er erhob sich und rief:
    A! hai! A! hai! Ich sehe Feinde stolz vorüberziehn!
    A! hai! A! hai! Walküren reiten auf dem Wind!
    Hört das Lied des Schwertes!
    Weißfeuer ward gehoben – gehoben!
    Blank ist die Axt des Berserkers!
    Krächzt, ihr nistenden Raben!
    Schlag mit den Schwingen, ihr Adler,
    Denn des Moosbergs Höhle ist hell vor Blut!
    Faß zu! Faß zu, du Grauer Wolf,
    Lach laut, Odin!
    Lache, bis die goldenen Türen erzittern,
    Der Helden Füße stehen auf dem Bifröst,
    Öffnet euch, ihr hundert Tore!
    A! hai! A! hai! Rot fließt das Blut!
    A! hai! A! hai! Walküren reiten auf dem Wind!
    Dann wandte sich Skallagrim um und ging, um seinen Harnisch und Eriks goldenen Helm zu säubern.
    Nun sprach auf dem Kaltrücken Gizur mit Swanhild.
    »Du hast große Schande über mich gebracht«, sagte er, »denn du hast mich dazu verführt, eine schlafende Frau zu töten. Weißt du, daß meine eigenen Männer kaum noch mit mir sprechen? Aus Liebe zu dir habe ich mich verleiten lassen, eine schlafende Frau zu töten!«
    »Es war nicht meine Schuld, daß du Gudruda getötet hast«, gab Swanhild zurück, »ich dachte, es sei Erik gewesen, den dein Schwert durchbohrte! Ich habe deine Liebe nicht gesucht, Gizur, und ich sage dir, geh, wenn du willst, und laß mich allein!«
    Nun sah Gizur sie an und war auf und an zu gehen; doch wie Swanhild nur allzu gut wußte, hielt sie ihn zu fest im Netz ihrer Hexerei.
    »Ich würde gehen, wenn ich es könnte!« gab Gizur zurück. »Aber ich bin im guten wie im bösen an dich gefesselt, denn das Schicksal hat bestimmt, daß wir heiraten.«
    »Du wirst mich niemals heiraten, solange Erik lebt«, sagte Swanhild.
    Nun hatte sie hier die Wahrheit gesprochen, und sie wollte Gizur gar nicht dazu bringen, Erik zu töten – denn nun, wo Gudruda tot war, wußte sie in dieser Sache nicht mehr ein noch aus, denn sie wollte Erik noch immer für sich selbst, wenn dies nur möglich war. Das meinte sie damit,
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