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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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blutige, linke Hand streckte sich nach Skars Schulter aus und krallte sich hinein.
    »Und ich habe immer gesagt«, stöhnte er unter Schmerzen, »daß du ein romantischer Narr bist, alter Mann.«
    Und damit hob er sein Schwert und stieß es bis zum Heft in Skars Brust.

D ie Schmerzen waren unvorstellbar. In seinem Kopf loderte eine Sonne, und das Blut in seinen Adern hatte sich in flüssige Lava verwandelt. Ihm wurde wechselweise übel, heiß und kalt und schwindlig, und ein paarmal griff schwarze Bewußtlosigkeit nach seinen Gedanken und drohte ihn zu überwältigen. Aber Del war so sehr Satai wie Skar, und wie er hatte er gelernt, den Schmerz zu besiegen oder sich wenigstens mit ihm zu arrangieren, wenn er ihn schon nicht ignorieren konnte.
    Es dauerte Minuten, aber er verlor nicht das Bewußtsein, und nach einer Weile hatte er seinen Körper wieder so weit unter Kontrolle, daß er daran gehen konnte, die schlimmsten Wunden zu versorgen, so daß er wenigstens nicht verbluten würde.
    Er wußte, daß er überleben würde. Sein Auge war zerstört, und die fürchterliche Narbe, die er zurückbehalten würde, würde ihn für den Rest seines Lebens daran erinnern, daß auch
er
nicht unbesiegbar war. Del war sich selbst gegenüber ehrlich genug, zuzugeben, daß er Skar nicht
besiegt
hatte. Es war Glück gewesen; eine Mischung aus Zufall und den romantischen Anwandlungen eines alten Narren. Skar hätte ihn töten können, hätte er es wirklich gewollt.
    Zu seinem eigenen Erstaunen erfüllte ihn der Anblick des toten Satai nicht mit Triumph, sondern mit einem vagen Gefühl von Trauer. Er hatte ihn gehaßt, von dem Moment an, in dem er wie ein Gespenst aus einer längst vergessen geglaubten Vergangenheit aus dem Nichts wieder aufgetaucht war, und alles, was Skar seither getan hatte, hatte diesen Haß geschürt, denn er hatte sehr schnell begriffen, daß sein alter Lehrmeister vielleicht der einzige war, der ihre Pläne noch vereiteln konnte. Er hatte ihn gehaßt, und er haßte ihn noch, für das, was er getan hatte — und trotzdem empfand er keine Zufriedenheit bei dem Gedanken, ihn am Ende doch noch besiegt zu haben.
    Sie waren einmal Freunde gewesen…
    Aber es ist zwanzig Jahre her!
dachte er verwirrt. Und er hatte alles zerstört, worauf er sein Leben lang hingearbeitet hatte.
    Und trotzdem…
    Del verscheuchte diesen Gedanken, hob sein Schwert auf und wandte sich um, um den Raum zu verlassen. Sein Blick streifte noch einmal den toten Satai und blieb auf etwas Schmalem, Silbernem haften, das an seiner rechten Hand glänzte.
    Zögernd wandte er sich um, ging in die Hocke und hob Skars Hand an.
    Es war ein Ring.
    Nicht
irgendein
Ring. Del erkannte den schmucklosen Silberring mit dem Schlangenmotiv sofort, obwohl er ihn noch nie zuvor im Leben gesehen hatte.
    Es war der Ring der
Margoi.
Der Ring, der seinem Besitzer Macht über das Volk der
Errish
und all ihrer Verbündeten gab. Das Volk der
Errish
existierte nicht mehr, auch wenn die Rakete, die
Elay
hatte treffen sollen, ihr Ziel verfehlt hatte und die Stadt der
Ehrwürdigen Frauen
nur für wenige Jahre verseucht war, statt in einem nuklearen Feuerball zu verglühen — aber dieser Ring war trotzdem ein Schatz. Es
gab
noch
Errish,
hier und da, und vor allem: sie hatten Verbündete. Und er würde Verbündete brauchen, dringender als alles, denn Skar hatte recht gehabt mit dem, was er ihm prophezeite. Die Quorrl würden Cosh vom Antlitz dieses Planeten tilgen.
    Er bog Skars Finger auseinander, streifte den Ring ab und versuchte ihn sich selbst anzustecken. Er paßte nicht. Selbst für seinen kleinen Finger war er zu schmal, also schob er ihn in eine Tasche seines Gürtels, wollte aufstehen und zögerte noch einmal. Vielleicht würde er sich später dafür selbst in Gedanken einen närrischen Trottel schimpfen, aber plötzlich ertrug er es nicht mehr, in Skars gebrochene Augen zu blicken. Er streckte die Hand aus, um sie zu schließen.
    Er sah die Bewegung in den erstarrten Augen des Toten, aber seine Reaktion kam zu spät.
    Titch warf sich auf ihn, riß ihn wie ein Kind in die Höhe und brach ihm mit einer einzigen, kraftvollen Bewegung auch noch das unverletzte linke Handgelenk. Del brüllte vor Schmerz auf, dann wurden seine Schreie zu einem erstickten Keuchen, als der Quorrl ihn abermals in die Höhe und herumriß und ihn mit aller Kraft gegen die Wand schleuderte.
    Del spürte, wie mehrere seiner Rippen unter dem Aufprall brachen. Er fiel zu Boden, krümmte sich
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