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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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warf sich instinktiv zur Seite. Dels Schwertspitze bohrte sich knirschend neben ihm in den Stahl, zuckte wie eine angreifende Schlange zurück und fügte Skar noch in der Rückwärtsbewegung eine weitere, tiefe Wunde zu.
    Im ersten Moment machte ihn der Schmerz fast wahnsinnig, aber dann gelang es ihm, ihn zu unterdrücken, ihn zu isolieren und auf einen winzigen, brennenden Punkt zu bannen, der außerhalb seines Körpers lag. Als Dels Klinge nach seinem Hals züngelte, wich er ihr mit einer fast spielerischen Bewegung aus, packte gleichzeitig sein Handgelenk und verdrehte es. Etwas knackte. Del brüllte vor Schmerz, torkelte zurück und wechselte sein Schwert von der rechten in die linke Hand. Auf seinem Gesicht mischten sich Zorn und Schmerz mit Überraschung.
    Für einen Moment stockte der Kampf. Sie standen einfach da, Skar taumelnd vor Erschöpfung und aus zwei gefährlichen Wunden blutend, Del mit gebrochener Hand und ebenfalls blutbesudelt, wenn auch das wenigste davon sein eigenes war.
    Dann verzogen sich seine Lippen zu einem halb höhnischen, halb aber auch anerkennenden Lächeln. »Du bist immer noch gut, alter Mann«, sagte er. »Aber nicht gut genug. Das warst du nie, weißt du?«
    »Bisher hat es immer gereicht«, keuchte Skar. Seine Lungen brannten, und die Schwäche war wieder da, schlimmer als zuvor. Er würde diesen Kampf nicht mehr lange durchstehen. Aber vielleicht wollte er das auch gar nicht. »Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, daß du mich jemals besiegt hättest«, fügte er hinzu.
    »Das ist lange her«, antwortete Del. »Ich habe dazugelernt, weißt du? Und ich hatte einen guten Lehrer.«
    Er griff wieder an. Irgendwie gelang es Skar, seinen Hieben abermals zu entgehen und aus der Ecke zu entkommen, in die Del ihn getrieben hatte, aber er trug eine weitere, tiefe Stichwunde davon, aus der das Leben unbarmherzig aus ihm herausfloß.
    Del lachte. Im gleichen Maße, in dem Skar schwächer wurde, schien er an Kraft zu gewinnen. Auch er war getroffen worden, aber der Schmerz schien nur seine Wut zu schüren, ihn nicht zu schwächen.
    »Du hast verloren, Skar«, sagte er. »Die Unsterblichkeit hat nicht ganz so lang gedauert, wie du geglaubt hast. Du verlierst, und wir werden siegen. Nach dir wird es keinen
Wächter
mehr geben.«
    Er hob sein Schwert, um zum letzten, entscheidenden Angriff anzusetzen, und Skar ließ sein Schwert und sich selbst fallen, riß noch im Sturz seinen letzten
Shuriken
aus dem Gürtel und schleuderte ihn nach Dels Gesicht.
    Der Satai schrie vor Schrecken, und obwohl es unmöglich schien und der kleine Wurfstern nur den Bruchteil einer Sekunde brauchte, um sein Ziel zu erreichen, warf er sich im allerletzten Moment noch herum und riß den Arm in die Höhe.
    Er war schnell, unglaublich
schnell.
Aber er war nicht schnell
genug.
Der
Shuriken
traf sein linkes Auge und zerriß es, grub eine blutige Spur in seine Schläfe und den Schädel und prallte klirrend gegen die Wand hinter ihm. Del taumelte, kreischte in purer Agonie und schlug die Hand vor das Gesicht.
    Skar warf sich mit einem verzweifelten Satz herum, packte sein Schwert und kam mit einer Rolle wieder auf die Füße. Noch einmal, ein allerletztes Mal, kämpfte er mit den übermenschlichen Kräften eines Satai, bewegte er sich so schnell, daß das Auge ihm kaum zu folgen vermochte, wurde zu einem huschenden, tödlichen Schatten. Del war gegen die Wand getaumelt. Er wimmerte. Zwischen seinen Fingern quoll dunkelrotes, zähflüssiges Blut hervor.
    Skar erstarrte. Sein Schwert verharrte Zentimeter vor Dels Kehle, zitterte, bewegte sich weiter, berührte seine Haut und ritzte sie — und sank kraftlos herab.
    Er konnte es nicht. Er
wollte
es nicht. Er hatte allen Grund, Del zu hassen, aber er konnte es nicht. Er konnte nicht mehr töten.
    Del ließ stöhnend die Hand sinken. Sein Gesicht war eine rote Maske aus Qual und Blut, in der sein unverletztes Auge wie ein schwarzer Krater wirkte, aber der Ausdruck darin war noch immer Haß. Und auch in seinem Innern schien etwas verletzt zu sein, denn als er sprach, kam auch über seine Lippen Blut. »Warum… erschlägst du mich nicht?« stöhnte er. »Gib mir… wenigstens einen ehrenvollen Tod.«
    Skar lächelte traurig. »Es gibt keinen ehrenvollen Tod, Del«, sagte er. »Das habe ich dir immer gesagt. Aber du hast es nie begriffen. Nicht einmal jetzt.«
    Del stöhnte. Er taumelte, drohte an der Wand zusammenzusak-ken und fand im letzten Moment wieder Halt. Seine
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