Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Aber auch die dümmste.« Das helle Schleifen, mit dem ein Schwert aus der Scheide gezogen wurde. Schritte. Aber Skar drehte sich immer noch nicht herum. Seine Augen füllten sich mit Tränen.
    »Wie lange weißt du es schon, Skar? Seit wann spielst du schon mit mir?«
    Langsam, wie gegen einen fast unüberwindlichen Widerstand ankämpfend, drehte Skar sich herum und blickte in sein Gesicht. Tränen liefen über seine Wangen, aber er schämte sich ihrer nicht. »Und wie lange gehörst du schon zu ihnen, Del?«
    »Vom ersten Tag an, alter Mann«, antwortete Del.
    Skar schloß die Augen. Die Worte taten weh, viel schlimmer, als Del sich vorstellen mochte. Er hätte es ertragen, wäre es Vela gewesen, deren magische Kraft Del verändert hatte. Er hätte es ertragen — er hatte
darum gefleht,
daß es so war, wären es die Sumpfleute gewesen, die Del in Cosh gesundgepflegt hatten, oder irgend etwas in der Zeit danach, in den Jahren, in denen sie sich nicht gesehen hatten.
    Der Gedanke, daß der Mann, den er wie einen Sohn aufgenommen hatte und der zuerst zu seinem Schüler, dann zu seinem
Freund
geworden war, ihn sein Leben lang belogen hatte, brachte ihn fast um den Verstand.
    »Warum, Del?« flüsterte er.
    Der schwarzhaarige Riese schürzte die Lippen. »Warum? Soll ich all die Argumente wiederholen, die du kennst? Ennart hat die Wahrheit gesagt, Skar. Wir… haben andere Vorstellungen von der Zukunft dieser Welt als ihr.«
    »Ihr?«
    »Es hat immer Menschen wie Vela gegeben, du Narr. Oder mich. Enwor wird wieder werden, was es war.«
    Skar dachte an den Höllenschacht und an den Tod, der darin lauerte. Den Tod für mehr als eine Welt. Er schwieg.
    »Du bist ein Narr, Skar«, sagte Del. »Du warst es immer, aber was du jetzt getan hast, das überrascht selbst mich. Du hast die Unsterblichkeit verschenkt.«
    »Und was willst du jetzt tun?« fragte Skar leise. »Mich töten?« Del zögerte einen winzigen Moment; dann zuckte er mit den Achseln. »Ich habe keine Wahl, Skar.«
    »Es wird dir nichts mehr nutzen«, antwortete Skar. »Die Quorrl wissen, wer die angeblichen Ssirhaa waren. Sie werden die Sümpfe von Cosh niederbrennen und ihre Bewohner erschlagen. Ich könnte sie nicht einmal daran hindern, wenn ich es wollte. Ihr habt verloren.«
    »Nein«, antwortete Del. »Diesmal bist
du
es, der sich irrt. Das hier ist nicht alles, was von der Welt der
Alten
geblieben ist, Skar. Und ich bin nicht der einzige, der Enwor wieder zu dem machen will, was es einmal war.« Er hob sein Schwert. »Ich gebe zu, daß du unsere Pläne gestört hast. Vielleicht wird es jetzt noch einmal tausend Jahre dauern, ehe diese Welt uns gehört, aber eines Tages wird es soweit sein. Wir haben trotzdem gewonnen, weißt du?«
    Das Schwert hob sich ein wenig höher, aber er griff noch nicht an. »Und soll ich dir verraten, warum?« fragte er. »Deinetwegen.
    Du hast uns den Sieg geschenkt, du alter Narr. Die
Sternenkreatur
und du, ihr wart das einzige, was uns wirklich im Weg stand.
    Und jetzt — wehr dich, alter Mann!«
    Der Schlag kam so schnell, wie Skar erwartet hatte; sogar noch eine Winzigkeit schneller. Auch Del war älter geworden in den letzten zwanzig Jahren, aber er war noch immer ein Gigant, und er machte an Körperkraft und Erfahrung zehnmal wett, was er an Gewandtheit verloren hatte.
    Und trotzdem war Skar schneller.
    Als Dels Klinge niedersauste, tauchte er blitzschnell zur Seite weg, trat nach seinem Bein und riß sein eigenes Schwert aus dem Gürtel, führte die Klinge in einem blitzschnellen, aufwärts geführten Hieb unter Dels Armen hindurch und fügte ihm eine tiefe, blutende Schnittwunde in der Seite zu.
    Del brüllte vor Schmerz und Wut, taumelte zurück — und griff sofort wieder an.
    Diesmal blieb Skar keine Zeit, auszuweichen und zurückzuschlagen; Dels Hiebe prasselten mit solcher Kraft und Schnelligkeit auf ihn herab, daß er sie kaum abzublocken vermochte, und jeder einzelne Schlag vibrierte als dumpfer Schmerz durch seine Schultern und raubte ihm ein ganz kleines bißchen seine Kraft.
    Er versuchte zur Seite zu tänzeln, trat nach Del und verlor beinahe selbst das Gleichgewicht, als der Riese dem Tritt nicht auswich, sondern ihn mit zusammengebissenen Zähnen hinnahm und gleichzeitig mit der freien Hand nach seiner Brust schlug. Dann durchbrach Dels Klinge seine Deckung, traf seinen linken Arm und spaltete das Fleisch bis auf die Knochen. Skar taumelte mit einem Schmerzensschrei zurück, prallte gegen die Wand und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher