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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und versuchte die Hände zu heben, als der Quorrl ihm mit einem Wutschrei nachsetzte, ein tobender Gigant, der die Fäuste geballt hatte und ihn mit einem einzigen Schlag zermalmen mußte.
    »Halt!«
    Titch erstarrte. Sein Gesicht loderte vor Haß, und seine Augen schienen zu brennen, aber er rührte sich nicht mehr von der Stelle, sondern stand einfach da, unglaublich groß, unglaublich mächtig, unglaublich
drohend.
    Eine zweite, sehr viel schmalere, kleinere Gestalt in einem zerfetzten schwarzen Mantel trat neben ihn. Ihre rechte Hand hielt ein Schwert, die linke den schlanken, silberfarbenen Zylinder mit der Scannerwaffe.
    »Töte ihn nicht, Titch«, sagte Kiina. »Noch nicht.«
    Del versuchte sich stöhnend aufzurichten, aber seine gebrochenen Handgelenke gaben unter dem Gewicht seines Körpers nach. Wimmernd wälzte er sich auf den Rücken, suchte mit den Füßen nach Halt und stemmte sich in einem fast unglaublichen Kraftakt in die Höhe, bis er gegen die Wand gelehnt dasaß.
    Kiina starrte ihn an, und als Del in ihre Augen sah, vergaß er für einen Moment sogar die fürchterlichen Schmerzen und seine Angst. Kiinas Gesicht war leer, aber in ihren Augen war etwas auf entsetzliche Weise
Vertrautes,
das ihn innerlich zu Eis erfrieren ließ.
    Und plötzlich begriff er, daß alles umsonst gewesen war.
    »Nein, Titch«, sagte Kiina noch einmal. »Töte ihn nicht. Er gehört mir.«
    Del schürzte trotzig die Lippen, als Kiina Schwert und Scanner einsteckte und statt dessen einen Dolch zog. Er verlor fast den Verstand vor Angst, während sie sich vorbeugte und gleichzeitig Titch einen Wink gab, ihn festzuhalten, aber er schrie nicht einmal auf, als Titch bewußt viel heftiger als nötig Zugriff und ihm auch noch das Schlüsselbein brach. Zumindest diese letzte Genugtuung würde er ihnen nicht gönnen. Trotzdem hatte er sich nicht gut genug in der Gewalt, der schmalen Klinge in Kiinas Händen nicht aus einem weit aufgerissenen Auge zu folgen.
    Aber Kiinas Messer berührte nur seinen Gürtel und schnitt die kleine Tasche auf, in der er den Ring der
Margoi
verstaut hatte. Mit fast bedächtigen Bewegungen schob sie ihn auf ihre Hand, ballte die Faust und stand wieder auf. Dann ging sie zu Skar hinüber, kniete neben ihm nieder und berührte zärtlich seine Stirn mit der Hand. Ihr Gesicht war noch immer starr. Del entdeckte nicht die mindeste Spur von Trauer oder gar Zorn auf ihren Zügen. Und als sie nach einer Ewigkeit aufsah und wieder ihn anblickte, da lächelte sie sogar.
    Und wieder — und wieder mit dem gleichen, grenzenlosen Schrecken wie beim ersten Mal — gewährte Del etwas Vertrautes in ihrem Blick. Etwas, das er kannte. Seit langer, langer Zeit kannte.
    »Weißt du, Del«, sagte sie, »er hatte recht — ihr habt verloren.
    Ihr werdet immer verlieren, solange es Männer wie ihn gibt.«
    »Ich habe ihn besiegt, oder?« antwortete Del trotzig.
    »Besiegt?« Kiina schüttelte den Kopf. Das Lächeln in ihrem Blick erlosch. »O nein, Del. Das hast du nicht. Niemand konnte ihn besiegen. Du hast ihn getötet, aber selbst das nur, weil er es wollte.«
    »Was für ein Unsinn«, sagte Del. »Sieh mich an. Er hat gekämpft wie nie zuvor, aber ich war besser.«
    »Er hat jemanden gesucht, der ihn tötet«, sagte Kiina, als hätte sie seine Worte gar nicht gehört. »Und du warst der einzige, dem er es gestattet hätte.«
    »Dann war er ein Narr!« sagte Del. »Wir werden gewinnen, du dummes Kind. Ihr könnt mich umbringen, aber nicht uns alle. Wir werden siegen. Es gibt keinen Wächter mehr.«
    Kiina lächelte erneut. Sie stand auf. Ihre Hand glitt zum Gürtel und zog den Scanner. Titch richtete sich hastig auf und trat ein paar Schritte zurück, während sie die Waffe auf Del richtete. Aber er sah den Scanner gar nicht. Er starrte entsetzt in Kiinas Augen, und jetzt, endlich, begriff er, was es war, das ihm darin so bekannt, auf so fürchterliche Weise
vertraut
vorgekommen war.
    »O doch, Del, den gibt es«, sagte sie. »Es hat ihn immer gegeben, und es wird ihn immer geben. Ich bin seine Tochter.« Del starrte sie an. Und Kiina gab ihm genügend Zeit, die ganze Tiefe seiner Niederlage zu begreifen, ehe sie ihn erschoß.

D as Wasser des Sturzes rauschte so unbeteiligt und kraftvoll nieder, wie es dies seit Millionen von Jahren tat, und wie es vermutlich auch noch in Millionen Jahren sein würde; eine gewaltige, schweigende Macht, die in ihrer ruhigen Majestät selbst die bizarre unterirdische Welt
AetAhen
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