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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Herz, kein irgendwie geartetes Zentrum oder etwas, das einem menschlichen Gehirn entsprach. Sie war einfach eine ungeheuerliche Masse lebender Materie, ein Netz aus finsterem Protoplasma, das vielleicht nicht nur Cant, sondern diese ganze Welt durchdrang, und ihr kleinster Teil war so mächtig und unverwundbar wie ihre Gesamtheit. Sie alle — selbst Ennart — hatten geglaubt, sie wäre vernichtet, zerstört bis auf einen winzigen Rest, aus dem sie zu neuer Größe heranwachsen mußte, aber das stimmte nicht. Sie hatte immer existiert. Es hatte sie immer gegeben, wie die Quorrl, wie die Menschen, wie diese Welt. Vielleicht war sie das älteste lebende Ding auf diesem Planeten, und vielleicht war sie älter als diese Welt, älter als die Sonne, denn das, woraus sie entstanden war, war von den Sternen gekommen; zusammen mit ihren Schöpfern.
    Die
Sternenkreatur
hob die Hand. Ein Schatten huschte über ihr nur angedeutetes Gesicht, und wenn sie überhaupt in der Lage war, so etwas wie Freude zu empfinden, dann war es genau das, was sie in diesem Moment spürte. Skar versuchte nachzuempfinden, was in einem Geschöpf vorgehen mußte, das unendlich
lange
auf seine Befreiung gewartet hatte, aber er konnte es nicht.
    HERR
    Wieder war es kein Wort, keine Telepathie, sondern eine Stimme, die aus
ihm selbst
kam, denn er war viel mehr Teil der
Kreatur,
als er bisher geahnt hatte. Es war nur Skars Bewußtsein, das unter dieser vollkommen fremden, allumfassenden Art der Kommunikation zerbrochen wäre, hätte es nicht versucht, es in Worte und für ihn begreifbare Empfindungen zu verwandeln.
    »Ich bin gekommen«, sagte er.
    Die schwarze Hand aus Fleisch, das kein Fleisch war, streckte sich weiter aus.
KOMM. ICH GEHÖRE DIR..
    Skar machte einen Schritt — und blieb wieder stehen.
    Er konnte es nicht.
    Er war hier heruntergekommen, um zu sterben, seine menschliche Existenz aufzugeben und Teil dieses ungeheuerlichen Wesens zu werden, zu
ihm
und gleichzeitig zu seinem
Herrscher
zu werden, aber plötzlich konnte er es nicht mehr. Er begann zu zittern.
    WORAUF WARTEST DU? WIR GEHÖREN ZUSAMMEN,
    DU UND ICH. WIR SIND EINS. DU BIST DER WILLE, ICH DER KÖRPER..
    Er konnte es nicht. Er wollte es, denn er wußte, daß etwas Unvorstellbares geschehen würde, wenn er sich weigerte, seinen Teil der Abmachung zu erfüllen. Enwor würde untergehen, nicht im Feuer der Sterne, sondern im Würgegriff der Bestie, die so oder so erwachen würde, unter seinem Willen und Lenkung, oder als reißende Bestie, die zu nichts anderem fähig war, als zu töten — aber er konnte es nicht.
    Es war Kiina, die es verhinderte.
    Er versuchte, an Enwor zu denken und daran, daß sein Leben ein winziges Opfer war, gegen das der ungezählten Millionen, das er damit rettete, aber er sah Kiinas Gesicht vor sich. Er versuchte, an Titch zu denken, und das Wort, das er ihm gegeben hatte, aber es war Kiinas Lächeln, das auf diesen Gedanken antwortete. Plötzlich begriff er, daß er es niemals für Enwor getan hatte. Nicht für Del oder Titch oder Gowenna oder irgendeinen anderen Menschen, der ihm etwas bedeutete oder je bedeutet hatte, nicht für diese Welt, von der er außer Schmerzen und Furcht wenig erhalten hatte, sondern nur für Kiina.
    WIR WERDEN DIE WELT BEHERRSCHEN, SKAR. UND SPÄTER DAS UNIVERSUM. KOMM ZU MIR,, UND ICH MACHE DICH ZU EINEM GOTT.
    Aber das wollte er nicht. Oh, er
wollte
es — alles in ihm
schrie
danach, den letzten Schritt zu tun und zum Herrn der Ewigkeit zu werden, er
wollte
die Unsterblichkeit und die Macht über Welten, vielleicht Galaxien.
    Aber er konnte es nicht. Der Gedanke an Kiina ließ es nicht zu.
    Er hatte die Verlockung der Macht gespürt. Er würde ihr widerstehen, vielleicht ein Jahrhundert, vielleicht ein Jahrtausend. Er wußte, daß er das Wort, das er Titch gegeben hatte, halten konnte — er konnte seinen Körper und seine menschliche Existenz der
Sternenkreatur
opfern und damit ihr Herr werden; sie bändigen, vielleicht, solange es Leben auf dieser Welt gab, sicher aber, solange Titchs Volk existierte. Aber irgendwann, vielleicht erst in einer weiteren Million Jahre, würde er der Verlockung erliegen.
    »Nein«, sagte er.
    In seinem Innern schrie der
Daij-Djan
in rasendem Zorn auf, und auch die
Kreatur
bewegte sich unruhig. Aber weder sie noch sein Dunkler Bruder vermochten ihm noch etwas anzutun. Es war nicht die Zukunft seiner Welt, die ihm die Kraft gab, diesem ungeheuerlichen Geschöpf zu widerstehen, nicht Enwor
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