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John Sincalir - 0970 - Der Werwolf, die Hexe und wir (2 of 3)

John Sincalir - 0970 - Der Werwolf, die Hexe und wir (2 of 3)

Titel: John Sincalir - 0970 - Der Werwolf, die Hexe und wir (2 of 3)
Autoren: Jason Dark
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    Es dunkelte weiter.
    Das Tier hockte in einer muldenartigen Höhle. Laub verdeckte den Eingang.
    Nur wer genauer hingeschaut und dabei hineingeleuchtet hätte, dem wäre die lange Schnauze aufgefallen. Sie stand offen. Reißzähne schimmerten wie poliert. Darüber malten sich kalte Augen ab.
    Es waren nicht die Augen eines normalen Werwolfs, der tagsüber ein Leben als Mensch führte und sich erst in der Nacht verwandelte, wenn der Mond sein Silberlicht schickte, nein, sie gehörten eigentlich einem normalen Tier, das durch fremde Kräfte beeinflußt worden war und fast zu den Werwölfen gezählt werden konnte, denn der höchste von ihnen, Fenris, hatte sich seiner angenommen.
    Die Spur blieb.
    Sie verdichtete sich.
    Das Tier spürte seine eigene Unruhe. Immer mehr drängte sich das hoch, was man ihm eingeimpft hatte, ein Fährtensucher zu sein. Den magischen Ort zu suchen, zu schauen und wieder zurückzukehren. Das klappte nicht, wenn er sich in seinem Versteck aufhielt.
    Mit einigen harten und ruckartigen Bewegungen seiner Läufe schaufelte er sich buchstäblich frei, hielt sich dabei dicht am Boden und kroch aus der Deckung hervor. Er tauchte ein in die Finsternis des Waldes, wo die tiefen Schatten wie dichte, schwarze Watte zwischen den Stämmen der Bäume standen.
    An Beute dachte er nicht. Er war zwar ein Geschöpf der Nacht oder dazu gemacht worden, doch er fühlte sich nicht mit denen verwandt, die in der Dunkelheit auf Jagd gingen, wo Eulen, Käuze oder Uhus wie Schatten durch den Wald flogen und Kleingetier rissen. Da hatten Mäuse und auch Ratten keine Chance.
    Den Wolf interessierte das nicht. Er lief der Spur nach. Wie jemand, der an einer langen, unsichtbaren Leine hängt und dabei immer sicherer wird, je weiter er sich fortbewegt.
    Er ließ die Finsternis des Waldes hinter sich, der nie totenstill war. Seine wachsamen Ohren hatten schon all die Geräusche aufgenommen, das Rascheln, Kratzen und leise Piepsen, auch mal schrill, wenn sich eine Maus in den Klauen eines nächtlichen Jägers krümmte.
    Der Wolf brauchte keine Nahrung. Ihm war eine andere Aufgabe übertragen worden, die er durchführen mußte, dem großen Götterwolf hatte man einfach zu gehorchen.
    Das am Rand wachsende Unterholz stellte kein Problem für ihn dar. Er durchbrach es mit wenigen Sprüngen, um das leere Feld vor sich zu sehen, über dem ein einsames Flugzeug weit oben hinwegschwebte. Ein Punkt in der Nacht, der sich dem Mond näherte, um von ihm verschlungen zu werden. Er war als blasse Sichel zu sehen. Ab und zu trieb der Wind die Wolken auf ihn zu, daß auch diese Gondel dann verdeckt war und es noch finsterer wurde.
    Das Tier bewegte sich weiter. Er lief jetzt schneller. Dabei hielt es sich dort auf, wo das Gras höher wuchs. Die Richtung war ihm bekannt, denn die Witterung nahm zu.
    Sie wurde stark, sie spornte ihn an. So lief er wenig später am Ufer eines kleinen Sees entlang, dessen Wasserfläche wie ein geheimnisvoller, dunkler Spiegel glänzte, in dem sich die Farben Blau und Schwarz verteilten.
    Leichter Dunst umwebte das Ufer. An der anderen Seite schimmerten ein paar Lichter durch die Finsternis. Dort lebten Menschen, die von nichts ahnten. Keiner von ihnen wußte, wer da unterwegs war, um ein besonderes Ziel zu finden.
    Der Wolf hatte freie Bahn.
    Er erreichte das schmalere Nordufer des Sees, an dem der Gürtel aus Gras und Schilf bis weit hinein in das Land reichte. Der Boden war feuchter geworden. Manchmal schmatzte das Wasser in den Trittstellen, die das Tier im weichen Boden hinterlassen hatte. Das Ziel kam näher.
    Der Wolf spürte es. Hin und wieder stieß er einen heiseren Laut aus, der sich beinahe anhörte wie der Schrei eines Menschen. Schaum fegte in Fetzen vor seinem Maul. Er schwitzte. Das lange und intensive Rennen hatte ihn angestrengt.
    Aber er hörte nicht auf. Keine Pause! Der Befehl stand in seinem Schädel. Fenris und seine Helferin hatten ihn ausgesucht. Er hatte vor ihnen gelegen und gewinselt und dabei in die Augen der Werwolf-Frau Morgana Layton geschaut.
    Für sie und auch für Fenris sollte er den Ort suchen, und er würde ihn auch finden.
    Mit langen Sprüngen hetzte er einen kahlen Hang hoch, der nur an wenigen Stellen mit niedrigem Gestrüpp bewachsen war, Gestrüpp, das sich in der harten Erde festkrallte, wobei hin und wieder, wenn es vom Mondlicht getroffen wurde, das Grau alter Steine hindurchschimmerte.
    Der Wolf erreichte das Ende des Hangs, wo er für einen Moment
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