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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green
Autoren: DEBORAH HALE
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habe, wirklich verwerflicher als Mr. Temples Lüge, mit der er Rosemary glauben ließ, er habe sein Vermögen verloren, was gar nicht stimmte?“
    Ihre Frage riss Hawthorn aus seinen kreisenden Gedanken. „Das war etwas völlig anderes. Rosemary war Merritts Vermögen doch völlig gleichgültig.“
    „Während du immer den Wunsch hattest, eine Familie zu gründen.“ Felicity sprach mit brüchiger Stimme, als sei sie den Tränen nahe. „Dennoch warst du bereit, mich zu heiraten, obwohl du geglaubt hast, ich könne dir keine Kinder schenken. Du kannst dir nicht vorstellen, wie beklommen mich das gemacht hat, da ich nie um meiner selbst willen geliebt worden bin.“
    In dem Morast aus Wahrheit und Lüge, in dem er watete, war ihm plötzlich, als spüre er wieder so etwas wie festen Boden unter den Füßen.
    „Du warst es doch, der sagte, wir müssten alles sorgfältig abwägen, was zwischen uns steht und was uns verbindet, bevor wir uns endgültig trennen könnten … Ich weiß, dass alles gegen mich spricht, Hawthorn. Alles.“
    Ihre schattenhafte Gestalt schien vor seinen übermüdeten Augen zu verschwimmen, ihre leise Stimme klang verloren und ergeben. „Dennoch fandest du einen Weg, mir mein Verhalten von heute früh zu verzeihen. Aber ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du mir diese letzte Lüge nicht verzeihen kannst. Es war mir nur wichtig, dass du mich anhörst. Du hast mir geduldig zugehört, dafür danke ich dir. Nun halte ich dich nicht länger auf.“
    Eine Erinnerung aus weiter Ferne tauchte unvermittelt in ihm auf und verdrängte alle anderen Gedanken. Ein legendärer Ausspruch von Archimedes, dem berühmten griechischen Mathematiker und Physiker.
    Gebt mir einen festen Platz zum Stehen, und ich werde die Erde bewegen.
    Und dann kamen ihm weitere Worte in den Sinn. Worte, die er vor vielen Jahren gehört hatte, und die seine Schwester heute wiederholt hatte.
    Liebe ist eine große Macht, wenn wir nur den Mut haben, sie zuzulassen.
    Es bedurfte eines hohen Maßes an Mut für einen Mann der Vernunft zu sagen: „Ich habe mich geirrt.“
    „Was?“ Felicity sah ihn ungläubig an.
    Hatte er etwa laut gesprochen?
    Und plötzlich kamen aus einem neu entdeckten Winkel in seinem Innern noch mehr Worte. Erklärungen, die ihn selbst ebenso verwunderten, wie sie Felicity zu überraschen schienen.
    „Es war falsch von mir, Liebe wie einen Sack Kartoffeln auf die Waagschale zu legen. Liebe ist schließlich nicht mit einem Handel zu vergleichen, bei dem es darum geht, ein gutes Geschäft zu machen.“
    Er wusste nicht, wie er auf die Füße gekommen war, aber plötzlich stand er auf den Beinen. Nur in welche Richtung trugen sie ihn?
    „Was ist die Liebe dann?“, flüsterte Felicity ängstlich und hoffnungsvoll zugleich.
    „Liebe ist ein Spiel um alles oder nichts“, hörte er sich sagen, während er einen Schritt zum Bett machte.
    „Es geht dabei um weit mehr, als man sich leisten kann zu verlieren.“ Er machte noch einen Schritt. „Auf sehr lange Sicht.“
    Hätte sein Vater, der Spieler, damals den Mut gehabt, Hawthorn in seine finanziellen Nöte einzuweihen, hätten sie gemeinsam daran arbeiten können, die Verluste aufzufangen. Stattdessen hatte Royce Greenwood seine heimliche Schande mit ins Grab genommen. Hatte sein Stolz ihm verboten, seine Irrtümer seinen Kindern zu gestehen? Oder hatte er nur gefürchtet, sie würden ihm nie verzeihen? Er hätte ihm verziehen, plötzlich war Hawthorn sich sicher.
    Vom Bett her war ein Rascheln zu hören.
    „So etwas würde ein vernünftiger Mann niemals tun“, flüsterte Felicity ganz in seiner Nähe.
    Er zuckte die Achseln. „Nein, das würde er wohl nicht tun.“
    „Nach allem, was geschehen ist, hast du da den Mut, dein Glück in einem riskanten Vorhaben, wie ich es bin, aufs Spiel zu setzen?“
    Sie klang einsam und mutlos, ganz anders als die weltgewandte, kluge Frau, die sich ihn zum Liebhaber genommen hatte. Hawthorn erkannte, dass ihr stolzes Auftreten nichts weiter war als eine brüchige Fassade. Von Selbstzweifeln getrieben, war sie gezwungen, ihn immer wieder auf die Probe zu stellen. Aber seine Liebe würde ihr Kraft geben, zur Ruhe zu kommen.
    Er breitete die Arme aus. „Ich glaube, die Gewinne lohnen das Risiko … für uns beide und für unser Kind.“
    „Du bist hundertmal zu gut für mich.“ Felicity sank in seine Arme. „Aber ich will mich mit meinem ganzen Herzen bemühen, dich glücklich zu machen.“
    Er neigte den Kopf, bis
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