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Entscheide dich, sagt die Liebe

Entscheide dich, sagt die Liebe

Titel: Entscheide dich, sagt die Liebe
Autoren: Siri Goldberg
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und küsste sie auf die geröteten Wangen, die nass vom Regen waren. »Was glaubst du, mit wem ich vorhin telefoniert habe?« Seine Wangenmuskeln schmerzten schon, weil er seit dem Telefonat das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekam. »Ich soll dir übrigens schöne Grüße von ihm ausrichten.«
    Madison lächelte, als wüsste sie genau, wen er meinte. Sie behauptete aber, keine Ahnung zu haben. Vielleicht nur, um ihm die Freude nicht zu verderben.
    »Mit deinem Daddy.« Paolos Grinsen wurde noch breiter, bestimmt waren die Mundwinkel bereits bei den Ohrläppchen angekommen. »Stell dir vor, er will einsteigen. Er hat zugesagt!« Er schnippte mit den Fingern. »Einfach so, ohne lang nachzudenken.«
    »Siehst du, ich hab’s gewusst. Dad hat einen Riecher für gute Geschäfte. Und er vertraut dir, weil er weiß, wie tüchtig du bist.«
    »Woher? Etwa von dir?« Paolo zwinkerte. »Bist du nicht voreingenommen?«
    »Aber nein. Dad hat seine Quellen, glaub mir. Er kennt die Entwicklung des Minotti-Konzerns, und vor allem kennt er die jüngsten Zahlen.«
    »Wie auch immer. Mit seinem Kapital können wir mit der Nessuno-Werft fusionieren.« Paolos Stimme überschlug sich fast vor Freude. »Und zusammen mit Nessuno wird Minotti Marktführer in Italien sein.« Wenn man vor Stolz platzen konnte, war er nahe daran.
    »Ich dachte, Fincantieri ist das größte italienische Schiffsbauunternehmen?«
    »Nicht mehr lange.« Er wirbelte Madison im Kreis herum. »In Zukunft sind wir die Nummer eins.«
    »Aufhören! Mir wird schwindlig.« Sie streckte den Arm aus, um sich am Treppengeländer festzuhalten. »Ich freue mich maßlos für dich.«
    »Für uns, meinst du.«
    Madison zog die Brauen hoch.
    »Dein Vater will seine Anteile dir übertragen.«
    »Was?« Jetzt wirkte sie tatsächlich erstaunt.
    »Offensichtlich weiß er, was für eine tüchtige Geschäftsfrau du bist.«
    »Woher? Etwa von dir? Bist du nicht voreingenommen?« Sie zwinkerte, dann küsste sie ihn. »Heute scheint jedenfalls der Tag der wunderbaren Nachrichten zu sein.« Ein geheimnisvolles Lächeln spielte um ihre Lippen, als hätte auch sie etwas Großartiges zu berichten. Bestimmt hatte es mit einem ihrer karitativen Projekte zu tun. Oder mit dem Verein, den sie mit Clara zusammen gegründet hatte.
    »Läuft es gut mit dieser Restitutionsgeschichte?«
    »Für den Anfang läuft es ganz prima. Ich soll dich übrigens von Clara grüßen.«
    »Danke.« Instinktiv fasste er an seinen Arm, aber das Ziehen, Brennen und Kribbeln blieb aus. Er spürte die Narbe nicht mehr, und da es sich ohnehin bloß um eine eingebildete Narbe gehandelt hatte, war das auch nicht weiter verwunderlich.
    »Hast du endlich mit Daniele geredet?«
    Er wich ihrem Blick aus. »Noch nicht.«
    »Du hast es versprochen!«
    Ausgerechnet auf der Hochzeitsreise hatte er Madison von seinem Gewissenskonflikt erzählt, und seither drängte sie ihn, die Sache aus der Welt zu schaffen.
    »Wenn du es nicht tust, spreche ich mit Clara.«
    »Nein!« Er wand sich. »Morgen rufe ich Daniele an. Ganz bestimmt.«
    Madison strich Paolo eine Haarsträhne aus der Stirn. »Was hältst du von einem Deal, Darling? Du rufst jetzt gleich an, dafür verrate ich dir die umwerfenden Neuigkeiten, die ich vorhin erfahren habe.«
    Paolo biss sich auf die Lippen. Irgendein borstiges Wesen in seinem Kopf bäumte sich ein letztes Mal auf und bleckte die Zähne. Er schüttelte es ab. »Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen«, murmelte er. Madison hatte recht. Er war ein Feigling. Ein Weichei. Sein Urahn Casanova hätte sich für so ein Verhalten geschämt.
    Er schluckte. Dann fischte er das Handy aus der Brusttasche seines Hemds und rief Danieles Nummer auf.
     
    Sosehr Clara sich auch darüber ärgerte, die Erinnerung an die rauen Lippen hatte eine Traurigkeit in ihr wachgerufen, die sie nicht mehr abschütteln konnte. Dabei gab es so viel Positives, an das sie denken konnte. Ihre Eigenständigkeit, die fast vollendete Biografie ihres Vaters, die neuen Freundschaften, die ihr wichtig waren, zu den Rosenblatts, zu Simon, zu Madison, zu Vincenzo. Die Beziehung zu ihrer Mutter Lidija, die immer inniger wurde. Und nicht zuletzt die neue musikalische Ecke, in der sie sich immer öfter aufhielt und immer besser ausdrücken konnte: der Jazz. Sie hatte so viel geschafft. Und doch fehlte etwas, und Clara wollte sich nicht eingestehen, dass es mit den Kaffeeaugen zu tun hatte.
    Als ersten Jazzstandard spielte sie
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