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Entfuhrt

Entfuhrt

Titel: Entfuhrt
Autoren: Koppel Hans
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Augenblick brach er über seiner toten Frau zusammen. Sanna streckte die Hand aus und tätschelte ihm tröstend den Rücken.
    Als sie sich schließlich erhoben, hatten sie beide verweinte, rote Gesichter. Mike fuchtelte nervös mit den Händen in der Luft.
    Nour breitete die Arme aus und umarmte sie beide.

61. KAPITEL
    Karlsson trank einen Schluck Kaffee und vertiefte sich wieder in den Artikel. Er enthielt zahlreiche Fakten, die es im Kopf zu behalten galt. Etliche Informationen waren ihm neu. Freunde und Bekannte würden ihm wegen Bonusfeatures in den Ohren liegen, als wäre er eine DVD.
    Er musste den Mob füttern, wenn er seinen Ruf retten wollte. Keine Ahnung? Nicht auf dem neuesten Stand? Das müsstest du doch wissen, du bist doch bei der Polizei! Außerdem war das doch deine Ermittlung, oder?
    Gerda saß ihm gegenüber und las ein eigenes Exemplar derselben Zeitung. Er las denselben Artikel. Aus demselben Grund.
    »Verdammt, was für kranke Per verslinge.«
    »Allerdings.«
    »Wie lange war sie dort gefangen?«
    »Über anderthalb Jahre.«
    »Und ihr Mann war die ganze Zeit bei dem Typen in Behandlung? Da hätte er doch Lunte riechen müssen.«
    »Stimmt.«
    »Seltsam, dass er keinen Verdacht geschöpft hat.«
    »Wer? Der Ehemann?«

    »Ja.«
    »Wirklich sehr seltsam.«
    »Vollkommen abwegig.«
    »Wir hätten nichts tun können.«
    »Was hätte das sein sollen? Das übersteigt wirklich jegliches Vorstellungsvermögen.
    Gerda vertiefte sich erneut in den Artikel.
    »War er bereits tot?«
    »Der Mann? Muss er gewesen sein. Kein Rauch in den Lungen. Im Unterschied zu der Frau, die das Feuer gelegt hat.«
    »Ylva hat ihn also kaltgemacht?«
    »Yes.«
    »Nicht schlecht.«
    »Allerdings.«
    »Dass sie das nicht viel früher getan hat.«
    »Wahrscheinlich hatte sie keine Gelegenheit.«
    »Ja, aber trotzdem.«
    Karlsson schüttelte den Kopf.
    »Was für Schweine.«
    Gerda pflichtete ihm bei. Es klopfte an der Tür. Beide schauten hoch. Ein Kollege hielt ihnen breit grinsend eine aufgeschlagene Abendzeitung hin.
    »Habt ihr das hier gesehen?«
    Er warf ihnen die Zeitung auf den Tisch und verschwand pfeifend. Gerda ging um den Tisch herum und schaute Karlsson über die Schulter.
    Ylva hätte nicht sterben müssen. Polizei ignorierte entscheidenden Hinweis.

    Der Artikel war mit einem Foto Karlssons illustriert. Referiert wurde der Telefonanruf, den er einige Tage zuvor entgegengenommen hatte.
    »Wer hat diesen Scheiß geschrieben?«, fragte Karlsson und suchte nach dem Namen des Artikelverfassers. »Calle Collin. Wer zum Teufel ist Calle Collin?«

62. KAPITEL
    Sanna hatte so lange gequengelt, bis er eingewilligt hatte, mit ihr zum Baden zu fahren. Sie wollte in den Wellen der Abendfähre schwimmen. Die Fähre legte um fünf Uhr in Kopenhagen ab und passierte Hittarp um zwanzig nach sechs. Zehn Minuten später erreichten die Wellen das Ufer. Keine riesigen Wellen, aber man konnte sich auf sie verlassen.
    Sie waren rechtzeitig da, und Sanna sprang sofort ins Wasser. Sie hatte keine Lust, auf dem Steg zu warten. Sie sehnte sich nach dem Wasser, die Wellen waren nur die Zugabe. Nour blieb auf der Bank sitzen.
    »Jetzt kommen sie«, sagte Mike und deutete aufs Wasser.
    Sanna schwamm rasch auf die Treppe zu und stieg aus dem Wasser. Sie nahm ihre Position ein und sah ihren Vater an.
    »Gehst du nicht ins Wasser?«
    »Doch, natürlich.«
    Er zog das Bändel in seiner Badehose fest.
    »Bist du bereit?«, fragte Sanna.
    »Ja.«

    »Jetzt will ich einen richtigen Kopfsprung sehen«, sagte Nour.
    Sanna stand, den Blick auf die sich langsam nähernden Wellen gerichtet, da. Sie schlug ihrem Vater mit der Hand auf den Bauch.
    »Wir nehmen die größte, okay?«
    »Natürlich«, sagte Mike.
    »Jetzt.«
    Sie liefen zum Rand des Stegs und sprangen ins Wasser.

63. KAPITEL
    Annika freut sich, dass sie sie gefragt haben, dass sie überhaupt wissen, wer sie ist. Sie sitzen lässig auf der Fensterbank und haben den Überblick. Dort, wo schon immer die Leute gesessen haben, die das Sagen haben, wo sich die grauen, geduckten Leute nicht hintrauen. Sie wissen, wer sie ist, Ylva hat ihren Namen gerufen, hat sie zur Turnhalle begleitet, hat mit ihr geplaudert, ihr gesagt, sie sei okay, und sie sogar zu sich nach Hause eingeladen. Keine Party, einfach nur ein bisschen abhängen. Fernsehgucken? Nein, nicht fernsehgucken. So ein Schwachsinn. Nein, nein.
    Aber merkwürdig ist das schon, denn sie haben sich nichts zu sagen, und Ylva macht kaum den
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