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Entfuhrt

Entfuhrt

Titel: Entfuhrt
Autoren: Koppel Hans
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anhören«, sagte Jörgen. »Ich bitte Sie, nicht aufzulegen, bevor ich alles gesagt habe.«
    Mike ließ sich auf einen Küchenstuhl sinken.

    »Was wollen Sie?«, fragte er.
    »Ich habe zur gleichen Zeit wie Ihre Frau die Breviksschule besucht«, sagte Jörgen.
    »Meine Frau ist verschwunden«, erwiderte Mike mit schriller Stimme. »Warum lassen Sie mich nicht alle in Frieden?«
    »Nur eine Frage«, sagte Jörgen. »Was hat Ylva über Gösta und Marianne Lundin gesagt?«
    Mike verstand die Frage nicht.
    »Gösta und Marianne Lundin hatten eine Tochter, Annika. Sie ging auch in unsere Schule. Sie hat sich das Leben genommen. Die Jungen, mit denen Ylva auf der Schule befreundet war, sind tot. Ich glaube, dass da ein Zusammenhang besteht. Ich glaube, dass Ihre Frau irgendwie mit Annikas Selbstmord zu tun hatte, zumindest bilde ich mir ein, dass Gösta und Marianne Lundin sie damals für Annikas Tod verantwortlich machten. Michael, sind Sie noch da? Michael …?«

    Gösta ließ den Pferdeschwanz los. Ylva warf ihren Kopf zurück, riss das Kabel nach vorn. Sie hielt das funkelnde Kupfer an seinen glänzenden Schwanz und betätigte den Schalter.
    Eine Stichflamme schlug ihr entgegen, ein Knall war zu hören, und alles wurde schwarz.
    Ylva wusste nicht, was sie eigentlich erwartet hatte, allerdings nicht, dass die Sicherung rausfliegen würde.

    »Verdammt, verdammt, verdammt.«
    Seine Stimme war schmerzverzerrt. Ylva hörte, dass er mit dem Rücken an der Wand auf den Boden sackte. Er atmete heftig, und es roch nach versengter Haut.
    »Ich bring dich um, du verdammte Hure.«
    Sie tastete nach der Gabel unter der Matratze, umklammerte sie und hieb in Richtung seines Gesichts. Den ersten Hieb konnte er noch abwehren, beim zweiten bohrte sich die Gabel in seine Wange.
    Ylva sprang aufs Bett, riss seine Hosen an sich und begann, die Taschen nach den Schlüsseln zu durchsuchen.
    »Ich bin keine Hure«, schrie sie und trat ins Dunkel, in die Richtung, in der er sich befinden musste. »Ich bin die Mutter, die vom Steg springt. Hörst du das, du perverser alter Sack? Ich bin die Mutter, die vom Steg springt.«
    Sie zog die Schlüssel hervor und eilte zur Tür. Ihre Hände zitterten, und sie fand das Schlüsselloch nicht. Sie hörte, wie er hinter ihr mit Mühe auf die Füße kam. Sie hatte nicht genug Zeit.
    »Ich dreh dir den Hals um.«
    Er schlurfte langsam in ihre Richtung. In der Kochnische lagen Messer und Schere. Sie zögerte. Die Tür oder das Messer.
    Sie machte zwei Schritte Richtung Kochnische, packte das Messer und hielt es vor sich ins Dunkel. Die Schlüssel in der rechten, das Messer in der linken Hand. Das war falsch. Das Messer hätte in der rechten Hand sein sollen. In der linken Hand hatte sie keine Kraft, und die Koordination war mit links auch nicht gut.

    Sie hörte seinen Atem, sein heiseres Lachen. Sie hatte keine Möglichkeit, wieder zur Tür zu kommen. Er war auf den Beinen, und er war stärker.
    »Komm näher«, sagte er. »Es endet, wie es immer endet. Du kannst dich nicht verstecken.«
    Sie stand in der Kochnische und versuchte, lautlos zu atmen. Er war nur ein paar Meter von ihr entfernt. Jetzt stand er still und lauschte, genau wie sie.
    »Du versteckst dich in der Küche, was? Kein gutes Versteck. Die Küche ist klein und eng, da ist überhaupt kein Platz.«
    Er trat einen Schritt auf sie zu.
    »Habe ich dich überhaupt schon mal in der Kochnische gefickt? Ich glaube, das ist jetzt ein guter Zeitpunkt. Ich ficke dich in der Küche. Mit einer kaputten Flasche werde ich dich in der Küche ficken, hörst du?!«
    Der Abstand zwischen ihnen wurde kleiner. Sie wartete, hielt den Atem an. Sie musste das Messer in die rechte Hand nehmen. Aber das war unmöglich, ohne ein Geräusch zu machen und ihre Position zu verraten. Sie hatte nur eine einzige Chance, und es war wichtig, dass das Messer ganz tief eindrang, damit er sie nicht verfolgen konnte.
    Sie kniete sich hin. Ihre Gelenke knackten ganz leise.
    »Aber, aber, aber. Knack, knack. Du bist also wirklich in der Küche, genau wie ich gedacht habe. Du wartest darauf, dass ich komme und dich nehme. Dich so nehme, wie du genommen werden willst.«
    Er schlurfte näher. Sie spürte ihn ganz nahe vor sich.
Etwas sauste über ihren Kopf. Die Champagnerflasche zerschellte hinter ihr an der Wand.
    Sie schleuderte den Schlüsselbund gegen die Tür, um ihn abzulenken, nahm das Messer in die Rechte und stach zu. Das Messer drang in seinen Bauch ein. Sie zog es
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