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Engelstraum: Schatten der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Engelstraum: Schatten der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Engelstraum: Schatten der Ewigkeit: Roman (German Edition)
Autoren: Cynthia Eden
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muss ich.«
    Dann war sie weg, schlich vor ihm her durch die Dunkelheit. Sie kannte sich hier aus. Ihr war jede Ecke, jeder Winkel vertraut, und Keenan folgte ihr. Er blieb dicht hinter ihr, achtete darauf, dass sie nie mehr als ein Schritt trennte.
    »Die Spur führt nach drinnen«, flüsterte sie, als sie zu den zackigen Türmen aufblickte. Er konnte nicht umhin, an eine andere Nacht zu denken, die von noch mehr Blut besudelt gewesen war.
    Langsam bewegte Nicole sich weiter, ihren Blick auf die Kreuze oben an der Kathedrale gerichtet. »Warum bringt er seinen Köder hierher?«, flüsterte sie. »Er kann doch nichts davon wissen.«
    Nein, er dürfte nichts davon wissen, was dieser Ort für sie bedeutete, es sei denn, jemand hatte es ihm gesagt.
    Ihre Hand zitterte, als sie zur linken Tür griff. Sie zog ein wenig und atmete leise aus. »Heute Nacht ist nicht abgeschlossen.«
    Er griff nach ihrer Hand. »Geh nicht rein.« Er wusste nicht, was sie erwartete, doch bei all dem Blut konnte es der Tod sein.
    Aber sie schüttelte den Kopf. »Ich hätte schon längst hineingehen sollen.«
    Dann war sie in der Kathedrale und Keenan ihr dicht auf den Fersen. Er würde sie an nichts und niemanden verlieren.
    Auf den Marmorfliesen verursachten ihre Schritte leise Schabgeräusche. Kerzen brannten, obwohl Keenan sicher war, dass die Kathedrale um diese Zeit normalerweise geschlossen war. Engel und Heilige starrten ihn von den Bildern an, schienen ihn vorwurfsvoll zu mustern.
    »Dort«, flüsterte Nicole. Die Blutspur führte zu einem Beichtstuhl.
    Dass Carlos hier eine Leiche ablegte, sie in einer Kirche fallen ließ, war unverzeihlich.
    Manche Sünden konnten nicht vergeben werden.
    Nicole neigte ihren Kopf nach links. »Ich höre etwas.« Sie hielt den Atem an und rannte nach vorn. Sobald sie die Tür zum Beichtstuhl aufriss, gellte ein Schrei durch das Kirchenschiff.
    Das war nicht Nicoles Schrei.
    Die Beute lebte. Es war eine Frau, die schrie und zitterte. Dünne, blutige Schnitte bedeckten ihre Arme und Beine, und Keenan erkannte auf Anhieb, dass diese Wunden von Kojotenkrallen stammten.
    »Alles gut«, sagte Nicole zu der Frau und hielt eine Hand hoch, an der keine verlängerten Krallen waren. »Wir wollen Ihnen helfen.«
    Die Frau hatte zerzaustes blondes Haar, trug ein sehr kurzes schwarzes Kleid und war sichtlich verwirrt. Mascara und Tränen waren auf ihrem Gesicht verschmiert. Vor allem aber kam sie Keenan bekannt vor. Er wusste, dass er sie schon mal gesehen hatte.
    Vor dem Feuer im Temptation fliehend.
    Er trat einen Schritt zurück und ließ seinen Blick über die hölzernen Kirchenbänke schweifen.
    »Wo ist der Mann, der Ihnen das angetan hat?«, fragte Nicole.
    »K-kein Mann.« Die Frau fiel auf die Knie und bekreuzigte sich. »Das war der Teufel.«
    Nein, bloß ein Kojotenwandler. Der Teufel war vor langer Zeit gestorben, und nun herrschte jemand anders an seiner Stelle.
    »Er … er hat mich verletzt und … und wollte wissen …«
    »Bringen wir sie hier raus«, sagte Nicole, und Keenan bemerkte, dass sie ihren Kopf von der Frau abgewandt hielt. Richtig, das Blut. Dessen Duft war zu verlockend für Nicole.
    Er hob die Frau hoch.
    »Hilfe«, flüsterte die Frau. Wie war noch ihr Name? Tina?
    »Wir helfen Ihnen«, versprach Nicole. »Wir bringen Sie zu einem Arzt. Alles wird wieder gut.«
    Sie liefen zum Ausgang. Als Nicole die Tür aufstieß, schlug ihnen schwüle Nachtluft entgegen. Die Morgendämmerung war noch nicht da, lauerte aber am Horizont. Nicole rannte die Steinstufen hinunter. »Komm schnell«, rief sie. »Wir können …«
    Da zerriss ein Knurren die nächtliche Ruhe.
    Nicole sah sofort zur dunklen Seitengasse. Pirate’s Alley, die Gasse, in der sie vor sechs Monaten beinahe gestorben war.
    Nein, sie war gestorben. Die Wahrheit ließ sich nicht leugnen.
    Und nun wusste Keenan, dass Carlos in der Dunkelheit auf sie wartete.
    Vorsichtig stellte er die Frau ab. »Können Sie gehen?«, fragte er leise.
    Sie weinte nur, schlang die blutigen Hände um seinen Hals und hielt sich an ihm fest.
    Er versuchte, ihre Hände von sich zu lösen, aber da fing sie zu schreien an: »Verlassen Sie mich nicht! Lassen Sie mich nicht allein!«
    Nicole sah ihn fragend an, schluckte und flüsterte: »Pass auf sie auf.«
    Nein, sie durfte nicht allein loslaufen!
    »Ich habe keine Angst mehr vor dem Monster in der Gasse«, beteuerte sie. Ihre Reißzähne waren verlängert, ihre Krallen scharf. »Diesmal darf er sich vor mir
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