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Engel beißt man nicht! (German Edition)

Engel beißt man nicht! (German Edition)

Titel: Engel beißt man nicht! (German Edition)
Autoren: Joy Fraser
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zusammen. „Ein menschliches Gericht hat nichts mit uns zu tun, und ich sehe keinen … “
    Merlin unterbrach sich. Sein Mund war mitten im Satz offen stehen geblieben und seine Augen bekamen den Ausdruck ungläubigen Staunens.
    Julian sah zu den beiden Frauen rüber, die sich ein paar Meter neben ihm befanden, um zu sehen , was Merlin sah. Mit einem Laut des Entsetzens sprang er auf Alana, doch es war zu spät.
    Sie hatte Sienna bereits das Messer in den Bauch gerammt.
    Sienna sackte in Julians Armen zusammen und schloss die Augen. Er sah auf und bedachte Alana mit einem Blick aus der Hölle. Sienna diese Schmerzen noch einmal anzutun , hatte er vermeiden wollen. Außerdem, was für ein Teamchef war er, wenn er seine Angelegenheiten nicht allein regeln konnte? Wenn Alana heimtückisch einen Engel töten musste, um seine Unschuld zu beweisen? Er fühlte sich noch gedemütigter als bei Entgegennahme des Urteils.
    Alana kannte ihn gut. Sie las seine Gedanken, oder selbige mochten in Leuchtschrift auf seiner Stirn stehen. „Du wirst drüber wegkommen, Macho“, sagte sie.
    Die Ratsmitglieder und das Team waren näher getreten. Julian hielt Sienna auf seinem Schoß, ihr Kopf ruhte auf seinem Schenkel und ihr Blut rann aus der Bauchwunde und bildete eine Lache um sie beide. Er packte zu und zog das Messer aus ihren Gedärmen. Klimpernd landete es in der Ecke.
    Merlin bückte sich, nahm Siennas schlaffen Arm und fühlte ihren Puls. „Sie ist tot.“
    „Na also, geht doch“, sagte Zeus.
    „Nicht so hastig“, warnte Alana. „Gebt ihr ein bisschen Zeit.“
    „Wie viel Zeit?“, wollte Merlin wissen und ließ ihren Arm niedersinken.
    „Das weiß ich leider nicht“, gab Alana zu. „In der Hektik habe ich vergessen sie zu fragen.“
    Julian sah sie an. Ihm war, als habe ihn ein Berg gerammt. „Soll das heißen sie hat freiwillig mitgespielt?“
    Alana machte eine ungeduldige Geste. „Selbstverständlich. Glaubst du etwa, ich hätte sie hierher gelockt und ohne ihr Wissen umgebracht? Du musst noch viel über die Liebe lernen, mein Lieber.“
    Julian glaubte an gar nichts mehr. Er streichelte Siennas Haar und wurde von einer Welle heißer Emotionen überrollt. Sie hatte es für ihn getan. Mit voller Absicht. Um ihn zu retten. Noch nie in seinem langen Leben hatte jemand etwas derart S elbstloses für ihn getan. Er fuhr sich mit der Hand über die Wange und starrte auf die Träne, die aus seinem Augenwinkel entkommen war. Es musste Hunderte von Jahren her sein, als er das letzte Mal weinte.
    Alana drängte die Ratsmitglieder zurück, wie ein Polizist einen Tatort absperrt. Das Team war bereits in den Hintergrund getreten. „Gebt ihnen Raum“, sagte sie. „Ich denke ihr Jungs könnt euch vertagen, es dauert vielleicht ein paar Stunden , bis Sienna wieder zurück ist, von wo auch immer sie jetzt ist.“
    Julian nickte ihr dankbar zu. Glücklicherweise hatte Zeus seine Tränen nicht gesehen. Er würde ihn bis in alle Ewigkeit damit aufziehen.
    Merlin, an dessen Erhabenheit auch eine lockere Ratsbezeichnung wie „ihr Jungs“ nichts anhaben konnte, verkündete eine Unterbrechung der Sitzung. Man solle Sienna in ein Gästezimmer bringen und ihn rufen lassen, sobald sich ihr Zustand ändere.
     
    Julian lag auf dem Bett neben seinem toten Engel. Er beobachtete , wie sich das erwartete Wachsgrau des Todes auf ihrer Haut nicht einstellte. Im Gegenteil, er sah zu, wie ihre Wunde sich schloss und ihr Körper den Schaden reparierte.
    Nach sechs Stunden, in denen er sich darüber klar wurde , nicht mehr ohne Sienna existieren zu wollen, machte sie einen tiefen Atemzug und schlug die Augen auf.
    Julian nahm sie in die Arme. „Willkommen zurück.“
    Sienna löste sich von ihm und untersuchte ihren nackten Bauch. „Wer hat mich ausgezogen?“
    „Ich ganz allein. Ich habe dich gewaschen und keinen in deine Nähe gelassen, die letzten sechs Stunden.“ Er sah ihr tief in die Augen. „Danke für deine Aufopferung. Das hat mich sehr … berührt.“
    Sie lächelte und kuschelte sich an ihn. „Was hat der Rat zu der Vorstellung gesagt?“
    „Noch nichts. Sie warten darauf, dass du aufwachst, dann geht die Sitzung weiter.“
    Sienna setzte sich. „Na dann, worauf warten wir?“
     
    *
     
    Der Rat war voll versammelt. Julian, Alana und Sienna standen davor, wie Angeklagte vor dem Richter. Sienna trug T-Shirt und Jeans, die Alana ihr von irgendwo her besorgt hatte, denn ihre eigene Kleidung war blutdurchtränkt.
    Merlin
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