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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur
Autoren: Alexander Kröger
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unterbrach seine Arbeit, sah ein wenig erstaunt hoch,
musterte erneut den Frager von oben bis unten, gab unernst
zurück: „Weißt du überhaupt, was das ist? – Dort, in der
Laube.“
Gernot holte das Gerät, begann einige Meter neben Jercy zu
graben. Eine Weile sah dieser ihm zu.
Obwohl es Gernot nicht leichtfiel und er bald seine Jacke an
einen Ast hängte, stellte er sich nicht ungeschickt an. Bald
spürte er die Kraftanstrengung in der Bauchdecke und daß ein
Muskelkater kommen würde.
Dann gruben sie eine halbe Stunde schweigsam nebeneinander, Gernot sehr bemüht, den Anschluß an Jercys Stück nicht
zu verlieren.
Von der Terrasse rief Josephin zum Abendessen. Die beiden
richteten sich auf. Auch im Kreuz spürte Gernot ein Ziehen.
Sie sahen sich lächelnd an, wischten sich den Schweiß von der
Stirn. „Ich gebe dir nachher den Kram“, sagte Jercy.
    Der Oktober begann mit sonnigwarmen und ruhigen Tagen.
Jercy und Nora hatten Urlaub genommen, wenige Tage in
der Hohen Tatra verbracht, einige Tage auf der Halbinsel Hela.
An einem Sonntagabend kehrten sie in ihr Heim zurück, mit
guten Urlaubserinnerungen, aber auch froh, wieder zu Hause
zu sein. Da sie den nächsten Tag noch dienstfrei hatten,
beschlossen sie, die Reiseutensilien erst später zu ordnen und
sich noch einen schönen Abend zu machen.
    Während Nora duschte, fragte Jercy ohne gesteigertes Interesse den Postspeicher ab. Er erwartete nichts Besonderes,
zumal sie sich dort, wo sie gesellschaftlich verpflichtet waren,
abgemeldet hatten. Da war ein Gruß von Josephin. Jercy las
belustigt, daß irgend so ein „ahnungsloser Chef“ an ihren
Entwürfen zur Gestaltung der Außenanlagen des Reaktors
herumzumäkeln hätte. Eine Nachricht von Gernot: Er befand
sich wegen besonderer Metallegierungen in Stockholm.
Einladungen gingen über den Bildschirm, Informationen über
den Energieverbrauch. Dazwischen war eine kurze Nachricht,
auf die Jercy, nun doch die Abspannung durch die Reise
spürend, aufmerksam wurde, als er bereits las, daß die wissenschaftliche Gesellschaft Elektroenergie am elften Dezember
ihre Jahrestagung abzuhalten gedachte und seine Teilnahme
erwartete.
    Jercy stoppte den automatischen Vorlauf, drückte am Handgerät die Rücktaste, erwischte die gesuchte Nachricht nicht
gleich, sondern las noch einmal, nun bereits aufmerksamer, die
vorhergehende, die ihm kundtat, daß sein bestellter argentin ischer Rotwein abrufbereit lagere. Und dann stand da:
    JERCY KAMIENCZYK, ICH BITTE, DICH AM 14. OKTOBER GEGEN 16 UHR ZU EINER KURZEN UNTERREDUNG AUFSUCHEN ZU DÜRFEN. BIST DU VERHINDERT, NENNE BITTE EINEN TERMIN.
    BOTSCHAFT DES CENTAUR
MEN
PERSÖNLICHER MITARBEITER DES BOTSCHAFTERS
Jercy begriff nicht. Er las ein zweites Mal, sah auf die Datumsanzeige seiner Uhr. Der Vierzehnte war morgen. Dann
lachte er. Irgend jemand hatte sich einen Scherz erlaubt! Das
war es. Jercy atmete erleichtert auf. Dann erst gewahrte er das
Sternchen in der linken oberen Bildecke. Es war eine postalisch
registrierte Nachricht. Er sprang auf, lief ins Bad. Nora stand
unter der Heißluftdusche, rekelte sich wohlig. Ihre Haare
flauschten im Wind. Ihr Körper strahlte nach dem Bad Frische
aus. Eine Sekunde dachte Jercy an den Abend, dann rief er in
    das Summen der Dusche hinein: „Nora, komm mal mit.“
„Ich bin gleich fertig!“
„Sofort“, sagte er bestimmt, aber nicht barsch, faßte ihre
Hand und zog sie mit. „Lies mal“, forderte er sie auf, als sie
vor dem Postspeicher angekommen waren.
    Jercy hatte sich wieder in den Sessel fallen lassen, wies mit
langgestrecktem Arm auf den Schirm, verharrte in dieser Pose.
Nora las mit gerunzelter Stirn, glitt dabei neben ihm auf den
Sessel. „Das ist seltsam“, sagte sie.
    „Weißt du damit etwas anzufangen?“ fragte er überflüssigerweise.
Sie schüttelte den Kopf. Ihre Haare streiften sein Gesicht.
Dann begannen sie beide zu spekulieren. „Die machen eine
Umfrage“, sagte Nora, „das ist modern.“
„Vielleicht hängt es mit Josephin zusammen, daß sie bei
ihnen arbeiten soll?“
„Und warum sollten sie sie da nicht selbst fragen?“ Nach
einer Weile wurde Jercy des Rätselns müde. Er hatte den Kopf
an Noras Schulter gelehnt, atmete den Duft ihres Körpers. „Wir
werden es sehen“, sagte er, „der Vierzehnte ist ja morgen.“
Bevor er den Arm um seine Gefährtin legte, drückte er den
Ausschalter des Postspeichers.
Nora war es, die ihre Aufregung eingestand. Sie saßen auf der
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