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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur
Autoren: Alexander Kröger
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siehst“,
sagte er, „es schreckt uns nicht. Wären wir von dem Urteil voll
überzeugt, wäre ich nicht hier. Versteh mich nicht falsch, das
ist nicht etwa eine Kritik am Senat, die stünde mir nicht zu…“,
seine Augen strahlten stärker, „aber es ist Jahre her, man hat
neue Erkenntnisse gewonnen, unser Planet hat ein dreimal so
starkes Magnetfeld wie die Erde, also.“ Er hob wie ein Mensch
die Schultern ein wenig und drehte die Handflächen nach
außen. Und obwohl der Automat auf seiner Brust leidenschaftslos übersetzte, war es Jercy, als klängen die Worte
ironisch.
Jercy lächelte. „Ich sehe das weniger optimistisch.“
„Heißt das, daß du selbst an deine Arbeit nicht oder nicht
mehr glaubst?“
Noch bevor Jercy antworten konnte, sagte Nora mit Schärfe
in der Stimme: „Das heißt es ganz und gar nicht!“ Ein leises
Staunen stand in den Augen des Fremden.
Jercy legte ihr die Hand auf den Arm. „ Man müßte ein
wenig verändern, Neues berücksichtigen…“ Dann winkte er
ab. „Ich glaube aber trotzdem nicht, daß irgend jemand
Interesse daran hat, daß der Generator irgendwo gebaut wird.“
Er betonte zweimal das „irgend“.
Wieder lächelten die Augen des Fremden. „Das ist eine
andere Sache“, sagte er. „Es geht um deinen Standpunkt, um dein Interesse.“
Am liebsten hätte Jercy dem Fremdling gesagt, er sollte sich
zum Teufel scheren. Da hat man nun geglaubt, endlich seine
Ruhe, zu sich selbst gefunden zu haben, und nun kommt so ein
Mensch, so ein Nichtmensch daher und zerbricht die Kruste.
Soll ich ihm, dem Außerirdischen, sagen, was wirklich war,
damals? Wie sie mich ausgetrickst haben, besonders Garma?
Ei, freilich, verständlich ist es, sitzt man wacklig in einem so
hohen Senat, daß man potentielle Nachfolger nicht selbst noch
züchtet. Vielleicht gar noch mit einem Projekt, das weltweit
von sich reden macht. Jercy atmete tief. Und jetzt, ich könnte
es ihm heimzahlen! – Aber das wird doch nichts! Er sah auf
Men, der im Sessel lag, als trüge er einen Sandsack auf den
Schultern. Der richtete doch gegen Garma nichts aus, auch als
Außerirdischer nicht. Jercy schüttelte den Kopf. „Ich habe
keine Meinung“, sagte er dann.
Der Fremde richtete seinen Blick von Jercy auf Nora. Ungewöhnliche Aufmerksamkeit lag darin. Nora selbst saß mit
geröteten Wangen, nervös biß sie sich auf die Lippen. „Sage
bitte jetzt nichts.“ Men legte Jercy die Hand auf den Arm.
„Wenn ihr gestattet, komme ich in einer Stunde noch einmal,
auf einen Sprung, wie die Menschen sagen. Ich habe aus
Versehen einen wichtigen Kode eingesteckt, der heute noch
gebraucht wird.“ Während dieser Worte war er bereits aufgestanden und schwerfällig die Treppe hinabgestiegen. Noch
bevor die beiden Menschen etwas erwidern konnten, hatte er
sich in den Sitz des Rochens plumpsen lassen, war gestartet
und mit einem Rauschen über das Dach hinweggesegelt.
Jercy war halb aufgestanden. In dieser Pose verharrend,
schaute er dem Flugzeug hinterher. Dann ging sein Blick zu
der Gefährtin. Sie sah ihn mit zusammengekniffenem Mund an.
Jercy ließ sich in den Sessel zurückfallen. Er lehnte sich
zurück, schloß halb die Augen. Er wußte, was jetzt kam. Oh, er
hatte es früher bewundert an Nora. Zielstrebig und hartnäckig
pflegte sie ihre Ziele zu verfolgen.
Einen Augenblick erinnerte sich Jercy zurück. Sie kannten
sich lange, noch aus der Schulzeit. Für Jercy war der Weg klar:
Angewandte Physik wollte er studieren. Nora gab ihrem Vater,
dem ehemaligen Gefährten ihrer Mutter, nach, zu ihm in die
Staaten zu kommen, er versprach ihr beste Ausbildungsmöglichkeiten. Nun, die fand sie vor, aber sie wuchs dort in Land
und Leute nicht hinein, fand wenig Kontakt, und so blieb ihr
eigentlicher Halt Jercy, der Schulfreund. Sie beschlossen eine
Gefährtenschaft. Nach ihrer Ausbildung kam Nora nach
Europa zurück. Doch, es waren schöne Jahre! Seine beruflichen Chancen standen gut. Sie einigten sich, daß sie sich ihm
anpaßte… Ihr eigener Ehrgeiz verwandelte sich in eine Fackel,
den seinen zu entzünden. Und immer blies sie kräftig nach,
damit das Feuer brannte. Doch, doch, es ging ganz gut so. Es
wäre falsch, dachte Jercy, das anders zu sehen. Und dann der
Tiefschlag mit dem Projekt, sein Einschwenken in beruflich
Stagnierendes, das Prägen seines Hobbys, Biographien
berühmter Physiker romanhaft nachzuzeichnen, bis ins
Perfekte. Vor allem aber das verflachte Interesse der Fachwelt
und auch
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