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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur
Autoren: Alexander Kröger
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überhaupt da bin“, er lächelte.
„Wenn dir daran so viel liegt, mache ich das schon. Vie lleicht hilft mir Nora.“
„Heimlich aber nicht. Es wäre schön, mit ihm darüber sprechen zu können.“
Josephin seufzte. „Eigentlich wollten wir Urlaub machen.“
Gernot strich ihr über den Arm. „So schlimm wird es schon
nicht. Ich finde einfach den Gedanken genial. Auf so etwas
muß eben einer kommen. Stell dir vor, die ganze Erde als
Generator…“
„Ja, ja – ist gut, ist gut!“ Josephin fuhr ihm über die Haare.
„Du weißt, das Projekt ist abgelehnt.“
„Dadurch wird es nicht schlechter.“
„Als undurchführbar!“
„Trotzdem!“
„Du kannst daran nichts ändern.“
„Will ich auch nicht. Ich möchte nur wissen, was undurchführbar war.“
„Außerdem brauchen wir einen solchen Generator nicht. Wir
haben genug Energie.“
Gernot wollte erneut erwidern.
Als Nora auf die Terrasse trat, rutschte Josephin von der
Sessellehne.
Nora, eine Vierzigerin, wirkte wesentlich jünger. Sie war
groß, nicht übermäßig schlank. Das nachgeblondete Haar trug
sie halslang, die Spitzen nach innen. Und der Fülle dieses
Kopfschmuckes bewußt, pflegte sie ab und an den Kopf zu
werfen, als wollte sie Störendes dem Gesicht fernhalten. Dann
schwang das Haar wie schwerer Samt. Während breiter
Augenabstand und angedeutete Grübchen in den Wangen dem
Gesicht etwas Fröhliches gaben, wiesen merklich hervorstehende Jochbeine und ein schmaler Mund auf Strenge und
Energie. „Meinst du, Gernot, daß sich für die Sache noch
jemand ernstlich interessieren könnte?“ Mit ihrer Frage gab sie
kund, daß sie einen Teil des Gesprächs gehört hatte.
„N-nein“, Gernot zögerte. „Zumindest jetzt nicht. Wenn sich
das Projekt verwirklichen ließe, in hundert Jahren vielleicht.“
„Es läßt sich verwirklichen!“ Sie sagte es mit Überzeugung.
„Einen Spinner hätte ich mir nicht zum Gefährten gewählt.“
Man wußte nicht, wie ernst sie das meinte. „Ich verstehe davon
nicht viel, ich arbeite im Tiergarten, aber das weißt du sicher.“
Und in diesem Augenblick spürte Gernot die Spannung.
Irgendwo, aber im Zusammenhang mit dem Generator lag sie
zwischen Josephins Eltern. Erst Jercys abweisende Reaktion
vor dem Flughafen, jetzt Noras Bemerkung – und wenn sie
auch spaßig gemeint war. Gleichzeitig aber bewunderte Gernot
diese Frau, die, weil mit dem Gefährten verbunden, an eine
Sache glaubte, die man allgemein verworfen hatte. Blinde
Liebe nach so vielen Jahren konnte man Nora sicher nicht
unterstellen.
„Gehst du mir ein wenig zur Hand, Fini?“ fragte Nora.
„Gernot mag die Sonne genießen, er ist ohnehin blaß.“
Die beiden Frauen gingen ins Haus, Gernot schlenderte in
den Garten. Als er um die Gebäudeecke bog, sah er Jercy
wirtschaften, halb von Büschen verdeckt. Im Näherkommen
bemerkte Gernot, daß Jercy mit einem Spaten die Erde
umbrach.
Jercy hatte ein gerötetes Gesicht, Schweißperlen standen auf
seiner Stirn, und der Atem ging stoßweise. Gernot sah unter
Jercys Hemd die Muskeln spielen. Dann blickte er über den
Garten. Viel verstand er von Pflanzenzucht nicht, aber ihm
schien, daß hier alles prächtig gedieh und in bester Pflege
stand.
Jercy Kamienczyk, der Physiker, rechte Hand des Technischen Leiters im Solarzellenbetrieb, ein Mann, der geniale
Gedanken hat. Oder hatte? Von dem die Fachwelt sprach, um
sein Projekt stritt, obwohl es im Detail kaum einer kannte. Ein
Mann, um den es schnell wieder ruhig wurde. Und Jercy
Kamienczyk, ein Kämpfer? Oh, er legte sich ins Zeug mit
seinen Schollen! Jercy zerhackte mit dem Spaten eine Wurzel
mit wohlgezielten, kraftvollen Schlägen. Und Gernot stellte
sich die Frage, ob dieser Mann wohl in seinem Tagewerk
Befriedigung fand. Freilich, er ist an der Weiterentwicklung
der Solarzellen beteiligt. Routine. Und hier? Wieder ruhte
Gernots Blick auf Jercy. Dieser sah unter seinem Arm hindurch
zurück, lächelte, wischte mit dem linken Arm den Schweiß von
der Stirn, grub nicht etwa verbissen, sondern wie einer, dem es
Spaß bereitet. Er macht ganz und gar einen jugendlichen
Eindruck, dachte Gernot. Wäre da nicht die gelichtete Stelle im
Haar, man würde ihn nicht auf Vierzig schätzen. Das glattrasierte, runde Gesicht wirkte gutmütig und, unterstrichen durch
buschige, graumelierte Brauen und Schläfen, weise. Die
Fältchen um Augen und Mund gaben dem Gesicht einen
schalkhaften Ausdruck. „Hast du noch einen Spaten?“ fragte
Gernot.
Jercy
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