Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:

Terrasse und warteten, daß es sechzehn Uhr wurde. „Ich habe
Herzklopfen“, sagte sie.
„Etwas Schlimmes kann es ja wohl nicht sein“, zum wiederholten Male sprach er die Floskel. Er strich mit der rechten
Hand über die Hose. Dann nickte er Nora verstehend zu. „Mir
geht’s wie vor einer wichtigen Prüfung.“
Sie lachten.
„Quatsch!“ rief Jercy. Er goß sich und Nora einen Kognak
ein, und als er ihr zuprostete, zog ein Schatten über die
Terrasse. Sekunden später stand unmittelbar vor ihren Füßen,
so als sei er ein exotisches Gestaltungselement moderner
Gartenbaukunst, zwischen den Ziersträuchern – aber ohne auch
nur einen Zweig zu streifen – ein kleiner Fluggleiter, wie sie
aus Publikationen allgemein bekannt waren, ein „Rochen“ der
Centauren.
Nora und Jercy waren aufgestanden. Die wenigen Stufen
hinab auf das Flugzeug zuzugehen, schafften sie nicht. Dessen
Schlag sprang auf, und mit einer schwerfälligen Leichtigkeit,
als rennte einer mit einem Sack auf dem Rücken, kam der
Außerirdische auf sie zu. Eine Höflichkeitsgeste, die ihm viel
Kraft kosten mochte.
„Men“, sagte das kleine Kästchen auf seiner Brust. Er neigte
den Kopf.
„Aber bitte“, beeilte sich Jercy zu sagen und bedeutete dem
Gast, die Terrasse zu betreten. Er selbst ging nun doch die
Stufen hinunter.
Men maß höchstens einen Meter und dreißig Zentimeter. Die
Last der dreifachen Schwere war dem Fremden anzumerken. Er
stützte sich mit den Armen ab, als er sich in den Sessel gleiten
ließ.
Es war das erstemal, daß Nora und Jercy einen Außerird ischen aus nächster Nähe zu Gesicht bekamen. Sie waren beide
bestrebt, nicht aufdringlich zu blicken. Aber offenbar war Men
diese Situation nicht neu. Die ersten Minuten bemühte er sich,
seine Gegenüber nicht unmittelbar anzusehen. Er blickte in die
Weite, als er sprach, gab ihnen so Gelegenheit, ihn zu betrachten.
Das Faszinierende der Centauren waren ihre Augen, und das
wußte Men natürlich.
Der Tisch war noch gedeckt. Nora fragte unsicher, ob sie ihm
etwas anbieten dürfe.
„Ja, bitte, ein wenig Kaffee“, antwortete Men ohne die
geringste Regung im Gesicht, nur die Augen strahlten, als
lächelten sie. Dann sah er über die Sträucher hinweg und setzte
fort: „Wißt ihr, bei uns, den Centauren, sagt man in der
Konversation stets sofort, was man meint und will. Gestattet,
daß ich dieses Prinzip anwende. Jercy Kamienczyk, du hast vor
sieben Jahren ein Projekt vorgeschlagen, das der Energieerzeugung im größten Maßstab dient – dienen würde, das selbst
zwar hohe Investitionen und neue Technologien erfordert, aber,
gemessen an anderen Energieerzeugern, verschwindend
geringe Betriebskosten verursacht und kaum Wartung benötigt.
Umweltfreundlich ist es außerdem. Gut, gut…“, er wehrte mit
nur leicht erhobener Hand Jercys Absicht, ihn zu unterbrechen,
ab. „Das ist auch schon alles – oder fast alles, was wir davon
wissen, und außerdem bin ich natürlich kein Fachmann. Ich bin
gekommen, dich zu bitten, die Anwendbarkeit deiner Idee auf
unserem Planeten durch uns prüfen zu lassen. Bist du einverstanden? Oder unter welcher Bedingung wärst du einverstanden?“ Der Gast lehnte sich zurück, sah Jercy eine Sekunde lang
an, blickte auf Nora, dann wieder in den Garten.
Jercy fühlte sich aufs äußerste überrascht und erregt. Er
suchte Noras Blick. Sie starrte auf den Tisch und rührte
gedankenvoll in ihrer Tasse. Widerstreitendes ging Jercy durch
den Kopf. Unwichtiges und Wesentliches. Er fühlte sich
außerstande zu entscheiden. Wer war dieser Men, was kannten
die Centauren überhaupt von dem Objekt? Vier Exemplare der
ausführlichen Vorlage existierten nur, zwei davon lagerten in
seinem Arbeitstisch, zwei im Archiv der Akademie, zu dem der
Zugang nur über Sondervollmacht erfolgte. Jercy fühlte sich
unsicher. Warum, zum Teufel, kam eigentlich dieser Men und
eben nicht jemand von der Akademie, ein Beauftragter
Professor Garmas?
Als hätte Men Jercys Gedanken erraten, sagte er: „Ich bin
hier, um deine prinzipielle Meinung zu hören. Natürlich
müßten die weiteren Schritte offiziell getan werden. Aber ihr
versteht: Bist du strikt dagegen, können wir das alles vergessen, nichts ist eingeleitet. Aber es wäre sehr schade.“
Jercy räusperte sich. „Du weißt, daß die Arbeit von der
Akademie abgelehnt wurde? Wegen Undurchführbarkeit!“
Letzteres sagte Jercy mit Nachdruck.
Wieder strahlten die Augen des Gegenübers. „Du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher