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Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Titel: Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi
Autoren: Xanthippe Verlag
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makaberen Leichenschau beim Mont Blanc, die noch dazu auch in London gezeigt werden sollte, und der trauernden Schwester eines verunfallten Bergführers haben wir nichts, leider, nein. Jeder kann es getan haben. Niemand will es gewesen sein. Wir sind genauso klug wie zuvor. James war bestimmt nicht ohne Fehler. Wie wir alle wohl. Er hatte seine Werte, und für die setzte er sich ein. Ob ihn das Kopf und Kragen gekostet hat, wer weiss.»
    «Wer ist denn diese Schwester?», erkundigt sich Doctor Feelgood.
    Als sie es ihm erklärt haben, meint er: «Aha! Beim Weissenfluh habe ich damals auch gedacht, James könnte ein wenig Emotionen zeigen. Nichts. Kein einziger Nachruf in einem Journal. Er ist immer mit ihm geklettert.»
    «Gut, aber was heisst das für uns? Diese Vreni muss man nur antippen, und sie flennt wie ein Wasserfall. Nicht gerade appetitlich, sage ich Ihnen. Die ist zu naiv für so eine Tat», erklärt Sir Butterworth nüchtern.
    «Vielleicht finden wir es nicht heraus», sinniert Amalia.
    «Vielleicht. Ich wäre geneigt zu sagen: Amalia locuta , causa finita. » Sir Butterworth lächelt nun doch wieder.
    «Was soll denn das bitte sehr wieder für ein Kauderwelsch sein? Das schreibe ich sicher nicht auf.»
    Kamil steckt die Feder entschieden ins Fass.
    «Es heisst, Madam Amalia hat gesprochen, und die Sache wird geschlossen. Es gibt keinen Mörder. Keinen, den wir finden. Wir müssen uns ergeben», erklärt Sir Butterworth.
    «Tragisch, tragisch. Am Ende werden wir wohl von einer versehentlichen Application sprechen müssen, was meinen Sie, Madam?», fragt der Doctor. «Natürlich ohne die werte Lady zu belasten. Ich kann auch bestätigen, dass der Patient natürlich einen angeschlagenen Gesundheitszustand hat und er wesentlich weniger verträgt als ein Gesunder. Man hat das unterschätzt. Er selber und wohl auch sein Leibarzt.»
    «Sehr unbefriedigend, Feelgood, kommen Sie, gehen wir einen Whisky trinken. Madam Amalia führt einen echten schottischen Single Malt, seit McGregor hier weilt», anerkennend nickt Sir Butterworth zu Amalia hinüber.
    «Madam, machen Sie uns die Ehre und begleiten uns? Unser Beamter kann natürlich auch mitkommen.»
    Doch Amalia schlägt vor, sie sollten doch ruhig zu zweit gehen. Kamil wolle sich vielleicht lieber in die Küche zu Weva setzen, und sie selbst würde gerne nochmals nach dem Professor sehen, wenn es recht sei.
    Kamil ist erleichtert, nimmt seinen Hut und verzieht sich Richtung Küche. Die beiden Herren ziehen sich in die Bibliothek zurück.
    12 Uriger Grindelwaldner Ausdruck für Himmel Herrgott nochmals!

18. Ein Hinweis?
    Nachdenklich steigt Amalia die steinernen Stufen empor zum Zimmer des Professors. Kurz vor der Zimmertür hält sie inne, denn sie hört Stimmen. Es ist nicht ihre Art, Gespräche zu belauschen, doch jetzt bleibt sie stehen und neigt ihren Kopf der angelehnten Türe zu. Sie vernimmt James McGregors Stimme, schwach, aber doch deutlich vernehmbar. Amalia verspürt Freude. Ob es dem Professor entgegen allen Erwartungen doch besser geht?
    Sie klopft leicht an die Türe und tritt erwartungsvoll ein. Maria steht beim Bett, die Arme verschränkt. Der Professor liegt etwas aufgestützt in den Kissen. Er sieht nicht besser aus, denkt Amalia enttäuscht. Eher noch aschener als vorher.
    Die beiden verstummen unmittelbar. Amalia blickt Maria an und fragt:
    »Und?»
    Maria zuckt mit den Schultern, sagt aber nichts.
    Amalia tritt ans Bett und befühlt die rechte Hand des Professors. Sie fühlt sich kalt an.
    «Nun, Professor McGregor, wie fühlen Sie sich?»
    Sie beugt sich zum Kranken hinunter, betrachtet ihn aufmerksam. Er sieht erbärmlich aus, mager, eingefallen, bleich.
    Der Professor seufzt, schluckt, sieht Amalia fiebrig an und sagt mit gebrochener Stimme:
    «Ich – ich fühle mich nicht gut.»
    Amalia sieht zu Maria hinüber. «Willst du ein wenig essen? Du kannst hinuntergehen in die Küche, Kamil ist auch dort. Weva hat etwas auf dem Ofen, ich löse dich hier ein bisschen ab.»
    «Aber du musst doch auch müde sein», wehrt Maria ab.
    «Es geht schon. Mach, mach», befiehlt Amalia, «nachher kannst du wiederkommen, und dann lege ich mich etwas hin.»
    Maria packt die Teegläser, die Kanne mit dem heissen Wasser, Löffel und Zuckerdose auf ein Holztablett und wendet sich zum Gehen. An der Tür wirft sie nochmals einen Blick zurück auf den Patienten. Fast mitleidig sieht sie ihn an. Aber bei Maria kann man nie wissen, denkt Amalia, seit ihrem Unfall
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