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Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Titel: Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi
Autoren: Xanthippe Verlag
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aufgeklärt, um den jungen Herrn nun noch einmal darüber zu befragen.
    Duncan sitzt bereits in der Réception auf dem Sessel vor dem grossen Schreibtisch. Er lehnt sich lässig zurück, legt den Kopf in eine Hand und streckt beide Beine aus. Als Amalia hereinkommt, springt er auf.
    «Sie haben uns nichts über das merkwürdige kleine Museum in Chamonix erzählt», herrscht Amalia ihn herausfordernd an.
    «Sie haben mich auch nicht danach gefragt», antwortet Duncan lakonisch.
    «Aber jetzt fragen wir Sie: Mein Herr, geben Sie es zu, Sie haben etwas mit der Sache zu tun!», entgegnet Kamil forsch.
    «Welche Sache?»
    «Na, diese Leichenschau, verdammt, und Sie wollten James davon abhalten, dass er die Sache in Chamonix auffliegen lässt», sogar Sir Butterworth hat seine übliche Zurückhaltung aufgegeben. «Das hätte Ihnen nämlich die Möglichkeit genommen, Ihren Wanderzirkus aufzuführen. Sie wollten mit diesen Leichenteilen Kasse machen, und James wollte Ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. So reden Sie schon!»
    Doch Duncan lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.
    «Ich sehe, man macht gewisse Fortschrittchen», meint er ironisch.
    «Kommen Sie, Duncan, arbeiten Sie mit uns zusammen. Sonst muss ich Sie verhaften lassen!», Sir Butterworth wird ungewöhnlich laut.
    «Gut.» Duncan erhebt sich plötzlich und rückt rasch seinen Schlips zurecht.
    Da springt Kamil sofort hinter dem Tisch hervor und stellt sich mit seinem Körper vor die Tür. Er geht etwas in die Hocke und streckt beide Arme seitlich aus, wie ein Hirt, der seine Schafe in den Stall treiben will. Er sieht aus, als ob er Duncan gleich anspringen möchte, um ihn zu überwältigen.
    Amalia kann ihn gerade noch davon abhalten.
    «Lieber Duncan. Sie könnten uns jetzt behilflich sein. Sagen Sie uns doch, was Sie wissen. Warten Sie nicht auf unsere Fragen, die vielleicht wieder in die Irre führen», versucht sie ihn zu überzeugen.
    «So will ich denn wohl lieber meinen Kopf aus der Schlinge ziehen», lächelt Duncan süffisant, «ihr seid auf dem Holzweg. Ja. Ich habe die Ausstellung gesehen. Ich habe sie zu einer Wanderschau verarbeitet. Übrigens sehr sehenswert, sehr sehenswert. Dieser Seagull ist ein vortrefflicher Maler. Und mir kam es nicht gelegen, dass McGregor intervenieren wollte. Ich hätte die Bilder heute Abend gezeigt. Ich wollte die Reaktionen prüfen. Natürlich nicht, um Voyeure zu befriedigen, nein!» Duncan schreitet im Raum hin und her, beide Hände stecken in den Seitentaschen seines samtblauen Jacketts. Er bleibt stehen und mustert die Anwesenden kurz: «Ein viel höheres Ziel schwebt mir vor! Es soll endlich einmal klar werden, wie gefährlich diese Kletterei ist und was dabei alles passieren kann. Besonders, ja besonders, wenn man nicht das richtige Material verwendet. Ich habe eine neue Knotentechnik entwickelt. Diese erlaubt ein rasches Aufbinden und verhindert jegliches Zuschnüren. Ich wollte ein Plädoyer halten für die Seilpflicht für Bergführer. Eine Art Zehn Gebote der Sicherheit!»
    Wieder schreitet Duncan auf und ab, wie ein Professor vor seinen Studenten. Er streckt einen Finger in die Luft und schüttelt ihn heftig.
    «James würde meine Ansicht teilen! Und mit seinem Ableben habe ich nichts zu tun. Gar nichts.»
    Jetzt stützt sich Duncan mit beiden Händen auf dem Tisch ab und sieht abwechselnd Amalia und Kamil an.
    «Wieso fragt ihr euch eigentlich nie, ob euer Personal etwas damit zu tun hat? Anstatt immer nur bei den Gästen, noch dazu fast ausschliesslich bei den männlichen Gästen, herumzustochern. Man weiss, dass Giftmorde – und als solchen muss man diesen Vorfall wohl klassieren –, dass Giftmorde Frauenmorde sind.» Duncan lacht laut und unangenehm.
    «Wenn Sie eine konkrete Vermutung haben, dann lassen Sie es uns wissen», wehrt sich Amalia, «beschuldigen Sie andernfalls aber nicht meine Leute. Weshalb sollten sie denn unseren Gästen etwas antun?»
    «Nun, Sie wussten sicher nicht, Verehrteste», und er beugt sich leicht zu Amalia hinüber, «dass beispielsweise Ihre Vreni, dieses Unschuldsgesicht, so einiges Interesse daran hätte, unserem armen James zu schaden, nicht? Sehen Sie, da staunen Sie jetzt! Wusste ich es doch. Ihr seid überhaupt nicht fähig, so eine Untersuchung zu führen. Euch muss man alles auf dem Silbertablett…»
    Sir Butterworth räuspert sich und blickt Duncan streng an. «Sagen Sie, was Sie vermuten, und verschonen Sie uns im Übrigen mit Ihren
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