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Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Titel: Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi
Autoren: Xanthippe Verlag
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Kissen fallen.
    Doctor Feelgood schreitet rasch hinüber zu McGregors Bettseite und misst ihm den Puls. Er schüttelt langsam den Kopf und fährt ihm übers Gesicht, um die Augendeckel zu schliessen.
    Maria steht auf, packt ihr blümchengemustertes Wolltuch, schlingt es eng um ihren Körper. Mit einem gellenden Schrei, der Amalia noch lange, lange in Erinnerung bleiben wird, rennt sie hinaus auf den Gang.
    Sie ist so plötzlich verschwunden, dass weder Amalia noch Weva oder der Doctor reagieren können. Als Amalia Sekunden später auf den Gang hinausgeht, ist Marias Getrappel auf der Treppe unten nur noch leise zu vernehmen. Dann fällt die grosse Eingangstüre ins Schloss.
    Sie läuft zum Ende des Gangs, reisst das Fenster auf und sieht Maria in Richtung Tennisplatz rennen. Weit wird sie nicht kommen, denkt Amalia, wir werden sie suchen gehen. Doch als sie unten bei der Dépendance den kleinen Hirten erblickt, ruft sie ihm zu und macht eine Handbewegung, er solle ihr nachgehen. Als dieser sich nur langsam in Bewegung setzt, ruft Amalia zu ihm hinunter:
    »Aber jetzt ein bisschen hopp, dass man nur noch Staub und Absätze sieht!»
    Das wirkt, der Kleine rennt schliesslich los.
    Der Lärm hat Sir Butterworth und Duncan Farthing heraufgelockt. Hinter ihnen auf dem Gang ist schon Signor Peffirelli mit zackigem Schritt unterwegs. Die Damen folgen etwas später. Es dauert nicht lange, und die ganze Gästeschar steht in McGregors Zimmer, alle mit hängenden Köpfen, niemand sagt etwas. Die Herren halten ihren Hut in der Hand. Die Damen gehen wieder hinaus auf den Gang, auf ihre Zimmer.
    Sir Butterworth fängt sich als Erster.
    «Hat man Lady Penelope unterrichtet?», fragt er mit gedämpfter Stimme.
    «N-nein», stammelt Doctor Feelgood, «es ist ja gerade erst passiert. Also, ich, ich werde das sogleich übernehmen.» Er blickt nochmals kurz in die Runde und geht dann hinaus auf den Gang in das Nebenzimmer zu Lady Penelope. Kurz darauf hört man ein Schluchzen aus dem Nebenzimmer und leises Murmeln.
    Amalia und Weva gehen still hinunter in die Küche. Sie werden dem Doctor assistieren. Weva hat das schon oft gemacht, sie schürt das Feuer und setzt neues Wasser auf den Herd. Dann holt sie Kessel aus dem angrenzenden Vorratsraum. Schweigend stellen die beiden die Kessel auf den Boden. Weva bringt Decken und helle Baumwolltücher aus dem Schrank, legt sie sorgfältig auf den Tisch und faltet sie zurecht.
    Amalia wäscht sich am Becken mit eisig kaltem Wasser das Gesicht. Im kleinen Spiegel kann sie nur einen Teil ihres Gesichts erkennen. Ihr Haar hat sich aus dem Knoten gelöst. Sie nimmt einen Haarkamm aus der Seitentasche ihres Rockes und fährt sich damit in kurzen Zügen durchs Haar, die kleinen Strähnen einbindend.
    Plötzlich hört sie hinter sich ein Poltern, sie dreht sich um, erblickt den Hirtenbuben, der die Küchentür aufstösst. Hochrot im Gesicht, verschwitzt und keuchend. Beim letzten Schritt stolpert er über die Schwelle, Amalia sieht ihn schon fallen, doch gleichzeitig dreht sich Weva zu ihm um und breitet instinktiv ihre Arme aus. So kann sie ihn gerade noch auffangen.
    Bevor eine der Frauen ihn zurechtweisen kann, schleudert er ihnen keuchend seine Neuigkeit entgegen:
    »Maria ist tot! Sie ist in den Bärenpfad gefallen!»
    Amalias und Wevas Blicke treffen sich stumm. Plötzlich öffnet sich die Küchentür: Pierre. Amalia stösst einen kurzen Schrei aus, rennt auf ihn zu und fällt ihm in die Arme.
    «Pierre! Endlich …», kann sie nur noch flüstern und spürt, wie ihr Tränen in die Augen schiessen.
      1   Tante
      2   Gemüsesuppe mit Siedfleisch
      3   Verkleinerungsform von Hirt
      4   Scheune
      5   Sahne
      6   Gitzi: Zicklein, Fleischgericht
      7   Armeseelenprozession
      8   Schlafmütze
      9   Nehmen wir sie in Angriff. Jeder seinen!
    10   Haben Sie keine Angst, meine Liebe, wir brauchen Ihre Zeugenaussage. Nicht wahr?
    11 Wenn ein Bergführer stirbt, geht seine Familie mit ihm unter, aber wenn ein Engländer umkommt, betten ihn seine Dummheiten zur Ruhe.

Schluss
    Es ist eine sehr stille Runde vor dem Eingang des Hotels Belalp. Die vor wenigen Tagen so überschwänglich spürbare Festtagslaune ist völlig verflogen. Rundum ernste Mienen. In den Gesichtern spiegeln sich Entsetzen, Gram, aber auch Ratlosigkeit, Betroffenheit und Scham.
    Am Boden stehen zwei einfache Holzsärge bereit, aus eilig herbeigeschafften Arvenbrettern zusammengenagelt. Man will die Toten
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