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Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Titel: Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi
Autoren: Xanthippe Verlag
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Sie hat zwar keinen Hunger, aber vielleicht hat Weva Recht. Vielleicht würde es ihr guttun, etwas zu sich zu nehmen.
    «Bist du sicher?», fragt Amalia noch einmal.
    «Geh jetzt, geh jetzt!», und mit der Hand um ihren Oberarm schiebt Weva sie sanft, aber bestimmt zur Tür hinaus.
    Als Amalia kurze Zeit später in der Küche neben Kamil sitzt und Kartoffeln mit Rüben isst, fühlt sie sich etwas wohler.
    «Du, Kamil, sag einmal», fragt sie, während sie ein Stück hartes Brot in die Buttersosse tunkt, «was schreibst du denn dem Professor für Briefe?»
    Maria, die am Kochherd steht, hält kurz inne und wirft ihr einen fragenden Blick zu. Dann hantiert sie weiter. Kamil zuckt mit den Schultern, schaut weiter auf den Teller vor sich, aus dem er Löffel für Löffel in seinen Mund schiebt, und meint nur:
    »Was für Briefe?»
    «Das musst du mir erklären. Ich sah zufällig beim Professor einen Umschlag mit deiner Handschrift. Ich lese ja nicht fremder Leute Briefe, aber mich würde schon interessieren, worüber ihr miteinander korrespondiert.»
    «Ich schreib diesen hohen Herren sicher keine Briefe», brummelt Kamil.
    «Aber ich könnte schwören, das war deine Schrift. So schöne Buchstaben malt doch sonst keiner. Und der Brief war aus Naters, von einem B.W.» Amalia lässt nicht locker.
    Mit einer Kopfbewegung gegen die Zimmerdecke brummt Kamil nur:
    «Frag die da oben.»
    «Was? Wen meinst du damit? Jetzt sag schon», Amalia wird ungeduldig.
    «Na, die da oben. Deine Tante. Die hat mir den Brief diktiert.»
    Kamil lächelt unsicher zu Amalia hinüber.
    «Ach, wie meinst du das?», Amalia stutzt. «Was hat denn die Weva unserem Professor zu schreiben?»
    Bei sich denkt sie, gut, das könnte sein. «B.W.» stand auf dem Couvert, Brindlen Weva.
    «Was ist denn, weshalb druckst du so herum?»
    Eigentlich hat Amalia aus Neugier gefragt. Aber jetzt kommt es ihr so vor, als ob Kamil mehr wüsste und nicht mehr sagen möchte.
    «Und worüber sie schrieb, willst du mir nicht sagen, Kamil?», Amalia spricht jetzt strenger.
    «Ich habe es der Weva versprochen. Bei meinem Seelenfrieden. Frag sie doch selber. Es war ihre Idee, ich war nur der Schreiberling. Ach, ihr Weiber.»
    Plötzlich steht Kamil abrupt auf und schaut Amalia direkt an:
    «Jetzt hast du mir den Appetit verdorben! Ich sehe mal nach den Maultieren im Stall.» Er packt seinen Hut und eilt hinaus in die abgekühlte Abendluft.
    Amalia und Maria sehen sich an.
    «Weisst du etwas?», fragt Amalia. Doch Maria schüttelt nur den Kopf, ebenso verwundert, und meint:
    «Nein. Ich weiss nichts, wo ist denn der Brief, hast du ihn noch?»
    «Ich hab ihn beim Professor in die Schublade gelegt. Ich lese sicher keine Briefe anderer Leute.» Und nach einer kurzen Pause fügt sie hinzu: «Maria, geh du hinauf und löse Weva ab. Ich will sie selber fragen, wer weiss, vielleicht ist es ja doch ein Hinweis. Vor allem Kamil, der hat wirklich komisch reagiert vorhin, findest du nicht auch?»
    Maria blickt sie wieder gross an, trocknet ihre Hände mit einem Lappen, legt die Küchenschürze ab und eilt aus der Küche.
    Es dauert nicht lange, und Weva ist wieder da. Amalia erzählt ihr von der Diskussion um den Brief und von Kamils merkwürdiger Reaktion. Und dass sie eigentlich nicht so neugierig sein möchte, aber nun doch ein komisches Gefühl habe, weil Kamil so eilig die Küche verliess, als von dem Brief die Rede war. Sie, Weva, müsse ihr natürlich nichts verraten, aber wenn es das Geringste mit dem nahenden Tod des Professors zu tun haben könnte, dann wäre das jetzt wichtig. Man habe ja immer noch keine Spur.
    Amalia hat sich etwas in Fahrt geredet, sie ist sich nicht schlüssig, ob sie Weva gegenüber zu weit gegangen ist. Doch Weva sieht sie ernst an und sagt zu Amalias Überraschung:
    «Setz dich, Amalia, dazu brauche ich jetzt etwas Zeit.»

19. Süppchen werden in der Küche gekocht
    Weva sitzt mit ihrer Nichte Amalia in der Küche, die Hände vor sich auf dem Tisch gefaltet. Sie beginnt mit ungewohnt leiser Stimme zu reden.
    «Ach, Amalia, wo soll ich anfangen?», Weva wirkt unsicher. Amalia kann sich nicht erinnern, in Wevas Gesicht je einen ähnlichen Ausdruck gesehen zu haben.
    «Ihr wart immer so verschieden», Weva spricht fast mehr zu sich, «du und Maria, so nahe verwandt und doch so unterschiedlich. Von klein auf war das so. Du warst immer die Erfolgreiche, Maria hatte immer Pech. Unglück verfolgt diesen Zweig unserer Familie. Ich will nicht alle alten
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