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Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Titel: Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi
Autoren: Xanthippe Verlag
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Nebengebäude.»
    «Wie? Was für eine Gestalt? Tier, Mensch?», Kamil tupft sich ein paar Schweissperlen von der Stirn.
    «Mensch, entweder ein Mann mit einem langen dunklen Rock gegen die Kälte oder eine Frau mit einem Schal. Es war zu kurz, ich konnte die Gestalt nicht erkennen. Ich habe mir nichts dabei gedacht und bin dann schlafen gegangen.»
    «Und heute Morgen?», Sir Butterworth drängt.
    «Heute Morgen bin ich etwas später aufgestanden, da ich sehr müde war. Und da war eine Heidenaufregung im Saal.» Seagull blickt in die Runde, doch als niemand reagiert, verstummt er.
    «Können Sie sich vorstellen, wer etwas mit dem Fall zu tun hat?», Sir Butterworth seufzt, er scheint die Antwort schon zu kennen.
    «Wissen Sie, Vermutungen haben wir alle. Aber ich könnte Ihnen nichts sagen, was Sie weiterbringt.»

14. Eine Beobachtung
    Kurz darauf ist Amalia endlich allein in ihrem Zimmer und schaut zum Fenster hinaus und auf den grossen Gletscher. Ob er wirklich fliesst? Sie kann sich das nur schwer vorstellen. Sie hatte immer gedacht, er wachse einfach so.
    Jetzt sieht sie hinten beim Tennisplatz Lady Farthing und deren Neffen Duncan. Die Lady redet mit wedelnden Händen auf ihn ein und ist offensichtlich sehr aufgebracht. Er steht, beide Hände in den Hosentaschen und einen Fuss auf einem Stein vor sich, leicht vornübergebeugt da und starrt geradeaus auf den Gletscher, während sie ihn von der Seite her bearbeitet. Auf einmal schaut er die Tante direkt an und sperrt die Augen weit auf. Jetzt läuft er hin und her. Kickt mit dem Fuss einen Stein weg. Blickt wieder zu Boden. Nun nimmt er die Kappe vom Kopf und kratzt sich im Nackenhaar. Die Lady redet und redet. Sie scheint ihn von etwas überzeugen zu wollen. Plötzlich blickt er auf, sieht seine Tante an, sagt etwas, dreht sich um und kommt auf das Hotel zu. Amalia lässt erschrocken das weisse Vorhänglein los. Hoffentlich hat er sie nicht gesehen.
    Das leise Klopfen erschreckt sie.
    «JA?», schreit sie beinahe.
    «Wann soll ich jetzt eigentlich kommen?»
    Ach ja, Maria. Sie wollte doch über den Zustand des Professors berichten.
    «Komm rein. Setz dich her zu mir.»

15. Flucht nach vorn
    Als Amalia die Treppe hinuntersteigt, hört sie hinter sich seidenen Stoff rascheln. Sie dreht sich um und sieht Signora Carabellese auf sich zukommen, Giovanna am Arm hinter sich her ziehend. Amalia schaut in das gerötete, leicht aufgedunsene Gesicht der jungen Frau. So sieht sie nur noch halb so hübsch aus, denkt Amalia.
    «Können wir irgendwo ungestört sprechen, Madame Germanier?», die Stimme der Signora wirkt angespannt.
    «Gehen wir in die Réception, dort ist zurzeit niemand», schlägt Amalia vor.
    Als sie drinnen Platz genommen haben, stupst die Signora ihre Nichte in die Seite.
    «Sag der Madame, was du mir erzählt hast. Jetzt musst du reden!»
    « …alors, Madame , entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht erschrecken heute Nachmittag», beginnt Giovanna schluchzend.
    Amalia sieht sie ruhig an. Gleich würde ein Geständnis kommen. Giovanna berichtet von dem kleinen Musée in ihrem Heimatort Chamonix. Es sei leider wirklich so, dass neben diversen Bergsteigerutensilien eben auch das eine oder andere Element von einem Körper… Aber man sehe nicht, was es ist, fügt sie entschuldigend an.
    «Die Schilderungen von Lady Farthing waren da wesentlich dramatischer», bemerkt Amalia trocken.
    Signora Carabellese fügt hinzu, ihr sei das Ganze sehr peinlich. Jetzt übernimmt sie es, zu reden, während ihre Nichte stumm danebensitzt. Ihre Verwandten aus Chamonix hätten da über das Ziel hinaus geschossen. So wie ihre Nichte es erklärt habe, fühle sich die ganze Familie betrogen. Damals, das sei über vierzig Jahre her, sei eine Expedition auf den Mont Blanc fast gescheitert. Soweit sie wisse, sei das damals nicht mit rechten Dingen zugegangen. Jedenfalls seien zwei Brüder von Giovannas Vater umgekommen. Der Pietro und der Guido. Und noch einige andere natürlich. Die Expedition war gross, vier Engländer und für jeden der vier je drei Bergführer. Bruno, Giovannas Vater, begleitete die Expedition als junger Mann. Er erzählt bis heute, dass die Engländer sie unnötig in Gefahr gebracht hätten. Besonders dieser eine, der Expeditionsleiter, habe gegen den Rat der lokalen Führer alle zum Vorankommen gedrängt. Und dann sei eben das Unglück passiert. Eine Schneelawine habe sie mitgerissen, und dabei seien drei Männer in eine Gletscherspalte gefallen, aus der
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