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Emma im Glück

Emma im Glück

Titel: Emma im Glück
Autoren: Maja von Vogel
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Panik vorm Zahnarzt haben, wenn sie deshalb sogar Gesa anschwindelte.
    »Aber sag’s niemandem, okay?«, bat Mona.
    »Von mir erfährt keiner was«, versprach ich feierlich.
    Mona seufzte. »Darum hab ich jetzt ja auch solche Angst. Wahrscheinlich sind meine Zähne total vergammelt. Was, wenn der Zahnarzt ganz viele Löcher findet?«
    »Ach was, das glaub ich nicht«, beruhigte ich Mona. »Du putzt dir doch dreimal am Tag die Zähne und ernährst dich total gesund.« Manchmal benutzt Mona sogar Zahnseide! Könnt ihr euch das vorstellen? Ich hab’s ein Mal versucht, aber das blöde Band hat sich so verheddert, dass ich es mit einer Nagelschere durchschneiden musste. Fast hätte ich mir dabei in die Zunge geschnitten. Ich sag’s euch, Zahnseide ist brandgefährlich!
    »Trotzdem …« Mona machte ein unglückliches Gesicht.
    Wir waren da und ich stieß die Tür zur Praxis auf. Mona hatte mich so abgelenkt, dass ich meine eigene Angst fast vergessen hatte – bis mir der typische Zahnarztgeruch entgegenschlug. Sofort bildete sich ein Eisklumpen in meinem Magen und mein Mund wurde ganz trocken. Ich schluckte. Am liebsten hätte ich mich einfach umgedreht und wäre wieder abgehauen. Plötzlich konnte ich Mona hundertprozentig verstehen. Doch da hatte mich schon Frau Pölle, die Zahnarzthelferin, entdeckt.
    »Emma!«, rief sie mit trällernder Stimme. »Bist du aber gewachsen! Ich hätte dich fast nicht erkannt! Ein richtig großes Mädchen bist du geworden!«
    Frau Pölle redet immer so laut, als wären alle Menschen schwerhörig. Und sie wundert sich jedes Mal darüber, wie sehr ich gewachsen bin. Als ich fünf oder sechs war, fand ich das noch toll, aber inzwischen ist es mir nur noch peinlich.
    »Hallo, Frau Pölle«, murmelte ich. »Sollen wir uns noch einen Moment ins Wartezimmer setzen?«
    »Nein, nein, ihr könnt gleich durchgehen«, trällerte Frau Pölle. »Behandlungszimmer  3 , bitte.«
    Mit hängenden Schultern stapfte ich den Gang entlang. Im Kopf fügte ich noch einen Punkt zu meiner Liste mit den Gründen gegen Zahnarztbesuche hinzu:
    6 .
    Weil man bei meinem Zahnarzt NIE warten muss!!!
    Mona folgte mir. Sie warf ängstliche Blicke um sich, als befürchtete sie, dass sich gleich eine Horde wild gewordener Zahnärzte auf sie stürzen und sie mit Bohrern und Spritzen traktieren könnte.
    »Doktor Gehrland ist nett«, sagte ich. »Wird bestimmt gar nicht so schlimm.« Keine Ahnung, ob ich Mona oder mich selbst beruhigen wollte.
    In Zimmer  3 standen zwei Behandlungsstühle. Mona und ich blieben unschlüssig mitten im Raum stehen. Da wirbelte auch schon Frau Pölle herein. Sie lächelte so breit, als würde sie Werbung für Zahnpasta machen.
    »Setzt euch doch, ihr Lieben!«, rief sie. »Macht’s euch bequem. Der Doktor kommt gleich.«
    Kurze Zeit später betrat Doktor Gehrland den Raum. Er ist ziemlich dick, grauhaarig und mindestens siebzig Jahre alt. Manchmal zittern seine Hände ein bisschen bei der Behandlung. Und richtig gut gucken kann er auch nicht mehr, glaube ich. Zumindest sieht seine Brille aus, als wäre sie aus Panzerglas. Keine Ahnung, ob er überhaupt noch als Arzt arbeiten darf. Muss man da nicht auch irgendwann in Rente gehen?
    »Guten Tag, Emma.« Er schüttelte mir die Hand. »Wie schön, dich mal wieder zu sehen. Was macht die Schule?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Geht so.«
    »Fein, fein«, sagte er zerstreut, während er mit beiden Händen seinen Kittel abklopfte. »Wo habe ich denn nur …«
    »Ihre Brille liegt direkt vor Ihnen auf dem kleinen Tischchen«, sagte Frau Pölle.
    »Ach ja, vielen Dank.« Doktor Gehrland griff nach seiner Brille und setzte sie auf.
    »Und wen haben wir da?« Er sah zu Mona. Sie riss die Augen auf wie ein verschrecktes Kaninchen, das von einer Schlange hypnotisiert wird.
    »Das ist meine Freundin Mona«, sagte ich, als Mona stumm blieb. »Sie kommt auch zur Kontrolle.«
    »Gut, gut.« Doktor Gehrland machte sich eine Notiz auf der Karteikarte. »Frau Pölle, würden Sie bitte Herrn Wieland rufen? Er kann mir hier zur Hand gehen.«
    Frau Pölle verschwand mit flatterndem Kittel und Doktor Gehrland wandte sich wieder an Mona. »Wenn du nichts dagegen hast, wird dich mein junger Kollege untersuchen. Er unterstützt mich vorübergehend hier in der Praxis.«
    »Hm-hm«, machte Mona, was Doktor Gehrland offenbar als Zustimmung auffasste.
    Er legte die Karteikarte zur Seite. »Dann wollen wir mal, was, Emma? Schön weit aufmachen, bitte!«
    Todesmutig
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