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Emma im Glück

Emma im Glück

Titel: Emma im Glück
Autoren: Maja von Vogel
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»Bitte!«
    »Nein, nein, ich gehe«, sagte Oma. »Ihr bleibt sitzen und esst in Ruhe euren Kuchen.«
    »Ich bin aber dran! Du hast Lili beim letzten Mal gewickelt.« Mona ließ nicht locker.
    Ich verdrehte die Augen. Keine Ahnung, warum alle so scharf darauf waren, der Stinkbombe den Hintern sauber zu machen. Mich würden keine zehn Pferde dazu bringen, irgendjemandem die Schiete abzuwischen. Das ist doch total eklig! Außerdem riecht es echt widerlich. Mir wird schon schlecht, wenn ich nur am Windeleimer vorbeigehe. Mama hat ihn in den Flur gestellt, weil er so müffelt.
    »Na gut«, sagte Oma. »Aber creme sie ordentlich ein, ihr Popo ist ein bisschen wund.«
    Mona strahlte. Vor Lilis Geburt hat sie extra einen Babysitterkurs gemacht, darum hält sie sich jetzt für die absolute Expertin für Babys im Allgemeinen und Lili im Besonderen. Sie schnappte sich die Stinkbombe und verließ die Küche. Ich stand auf und öffnete das Fenster, damit der Gestank abziehen konnte. Dann mampfte ich meinen Kuchen. Er war total lecker.
    »Was machen denn deine Hochzeitspläne, Gertrud?«, fragte Papa.
    Omas Wangen färbten sich rosa. »Wir haben endlich einen Termin gefunden! Pfingstsamstag ist es so weit. Gerhard und ich planen ein richtig großes Fest. Du bist natürlich auch eingeladen, Rudi.«
    Meine Oma ist zwar schon steinalt, aber sie will tatsächlich noch mal heiraten. Könnt ihr euch das vorstellen? Ich finde das ziemlich blöd, aber mich fragt ja keiner.
    »Wo wollt ihr denn feiern?«, fragte Gesa. Sie nippte an ihrem Kräutertee. Statt Kuchen aß sie zuckerfreie Haferkekse. Gesa hat einen totalen Bio-Tick. Sie isst nur gesunde Sachen ohne Zucker, Konservierungsstoffe, künstliche Aromastoffe und genmanipulierte Zutaten. Ich frage mich, was da überhaupt noch drin ist. Kein Wunder, dass das Zeug manchmal so komisch schmeckt.
    »Die Feier findet im Gemeindezentrum statt«, erzählte Oma. »Dort gibt es einen sehr schönen großen Raum, den wir benutzen können.«
    Omas Zukünftiger heißt Gerhard Pauli. Er ist der Pfarrer bei uns im Dorf.
    »Müsst ihr auch in der Kirche heiraten?«, fragte ich.
    Oma nickte. »Natürlich! Gerhard ist doch Pfarrer.«
    »Aber du glaubst doch gar nicht an Gott«, sagte ich. »Darf man dann überhaupt in der Kirche heiraten?«
    Unsere Familie hat mit Gott nicht viel am Hut. Wir gehen so gut wie nie in die Kirche und Klaus, Tim und ich sind nicht mal getauft. Heiligabend hat Oma uns in den Weihnachtsgottesdienst mitgeschleppt, weil Mona dort mit ihrem Flötenchor gespielt hat. Das war sehr feierlich. Es wurden viele Lieder gesungen, das fand ich schön. Aber die Rede, die Pfarrer Pauli gehalten hat, war ziemlich langweilig. Und viel zu lang. Ich hab gesehen, wie einem Mann zwei Reihen vor uns ganz langsam die Augen zugefallen sind. Er ist glatt eingedöst! Das konnte ich gut verstehen.
    »Ich werde vor der Trauung evangelisch werden, so wie Gerhard«, sagte Oma. »Dann ist das mit der kirchlichen Trauung kein Problem.«
    Ich starrte Oma an. »Ehrlich? Kann man evangelisch werden, ohne an Gott zu glauben?«
    »Na ja … eigentlich nicht«, gab Oma zu. »Aber sonst könnte ich Gerhard ja nicht heiraten. Auf jeden Fall müsst ihr mir alle bei den Hochzeitsvorbereitungen helfen. Es gibt noch wahnsinnig viel zu tun!«
    Ich nickte. »Klar. Ich bin dabei.«
    Ich stellte es mir ziemlich aufregend vor, eine Hochzeit vorzubereiten. Leider bin ich bisher noch nie auf einer gewesen.
    »Ich könnte auch Hilfe gebrauchen«, sagte Mama. »Freitag beginnt mein neuer Aktmalkurs, da müsste jemand auf Lili aufpassen.«
    »Du willst schon wieder anfangen zu arbeiten?«, fragte Papa. »Ist das nicht noch ein bisschen zu früh?«
    Gesa und Mama haben ein Gesundheitszentrum in unserem Haus eröffnet und geben dort verschiedene Kurse. Mama gibt Mal- und Zeichenkurse, und Gesa zeigt den Leuten, wie sie sich gesund ernähren können. Außerdem macht sie Yoga.
    Mama runzelte die Stirn. »Finde ich nicht. Lili ist schließlich schon zwei Monate alt. Da fangen viele Frauen wieder an zu arbeiten.«
    »Aber du stillst doch noch«, sagte Papa. »Wie soll das denn gehen?«
    »Wie das gehen soll?« Mama zog eine Augenbraue hoch. »Ganz einfach: Ich stille Lili, bevor der Kurs anfängt. Und dann wieder hinterher. Das ist doch überhaupt kein Problem.«
    »Ich finde das nicht gut«, beharrte Papa. »Lili ist noch so klein. Sie braucht ihre Mutter.«
    Mamas Lippen wurden schmal. »Ich bin immer für Lili da, wenn sie mich
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