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Emma im Glück

Emma im Glück

Titel: Emma im Glück
Autoren: Maja von Vogel
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und dass er mehr Zeit für sich braucht …«
    Mona schnaubte verächtlich. »So ein Unsinn! Wo steckt der Kerl? Den werde ich mir jetzt erst mal vorknöpfen. Was fällt ihm eigentlich ein?«
    »Er ist schon weg«, sagte ich. »Hat doch sowieso keinen Zweck. Es ist aus, und zwar endgültig. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Ich werd’s überleben.«
    In Wirklichkeit war ich mir da nicht so sicher. Mein Herz fühlte sich an, als hätte jemand eine heiße Nadel hineingebohrt. Der Schmerz brannte in meiner Brust und nahm mir den Atem. Vielleicht bekam ich ja einen Herzinfarkt! Das passiert manchmal nach einem schlimmen Schock. Das würde Bastian recht geschehen! An meinem Grab würde er bestimmt wieder zur Vernunft kommen und bereuen, dass er mit mir Schluss gemacht hatte. Aber dann wäre es zu spät …
    Mona legte den Arm um mich. »Komm, setz dich erst mal.«
    Eigentlich wäre ich lieber nach Hause gegangen, aber ich war so kraftlos, dass ich mich von Mona unter den Apfelbaum führen ließ und ins Gras sank. Mona setzte sich neben mich und drückte mir ein Glas Cola in die Hand, das ich Schluck für Schluck austrank, als wäre es eine bittere Medizin. Ich fühlte mich wie in Trance. Das Fest rauschte an mir vorbei, ohne dass ich Einzelheiten wahrnahm.
    Nach einer Weile merkte ich, dass Klara auf meiner anderen Seite Platz genommen hatte. Sie drückte meine Hand. Offenbar hatte Mona ihr alles erzählt.
    Ich lächelte schwach. »Weißt du, was wirklich verrückt ist?«, fragte ich. »Erst dachte ich, Bastian macht deinetwegen mit mir Schluss.«
    Klara schaute mich verdutzt an. »Was? Aber wieso denn?«
    »Als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, war ich mir ganz sicher, dass du was von ihm willst«, erklärte ich.
    Klara wurde rot. »Na ja … ehrlich gesagt fand ich ihn zuerst wirklich ganz süß. Aber da wusste ich noch nicht, dass er eine Freundin hat. Und als wir beide uns dann … na ja … irgendwie angefreundet haben, hab ich mir Bastian endgültig aus dem Kopf geschlagen.«
    »Du Glückliche«, murmelte ich. »Ich wünschte, das würde ich auch schaffen.«
    »Du schaffst das«, sagte Mona zuversichtlich. »Vielleicht nicht heute oder morgen, aber irgendwann bestimmt.«
    Daniel und Jonas kamen zu uns rüber, während Markus am Buffet stand und sich mit Fleischbällchen vollstopfte. Daniel setzte sich sofort neben Mona.
    »Alles klar bei euch?«, fragte Jonas und ließ sich ins Gras fallen. Als er meine ernste Miene sah, stutzte er. »Was ist los, Emma?«
    »Nichts«, sagte ich schnell. »Mir geht’s bloß gerade nicht so gut.«
    Ich war froh, dass Jonas nicht weiter nachbohrte. »Du siehst übrigens sehr hübsch aus heute«, sagte er stattdessen. »Grün steht dir echt gut.«
    Ich wurde rot. Normalerweise hätte ich widersprochen, aber diesmal sagte ich einfach nur: »Danke.«
    Jemand legte eine neue CD ein. Ein Walzer begann und Rufe nach dem Brautpaar wurden laut. Oma und Pfarrer Pauli erschienen lächelnd auf der Terrasse und begannen zu tanzen. Sie sahen sich die ganze Zeit verliebt in die Augen. Dann kamen andere Paare hinzu. Klaus wirbelte Nadine herum. Ich hatte gar nicht gewusst, dass er Walzer tanzen konnte. Wahrscheinlich hatte Nadine es ihm beigebracht. Ich sah auch Mama und Thomas. Sie tanzten und lachten. Thomas war wirklich ein harter Brocken. Unsere kleine Unterhaltung hatte ihn leider nur kurzfristig abgeschreckt. In letzter Zeit hing er ständig bei uns herum.
    Papa lehnte an einem Apfelbaum und starrte düster zu Mama und Thomas hinüber. Ich seufzte. Manchmal war es mit der Liebe nicht so einfach. Und manchmal liefen die Dinge nicht so, wie man es gerne hätte. Leider.
    Daniel zog Mona hoch. »Komm, wir tanzen auch!«
    Mona kicherte. Bevor sie ihm auf die Tanzfläche folgte, zwinkerte sie mir zu.
    Plötzlich stand Tim vor uns. »Darf ich bitten?«, fragte er und hielt Klara die Hand hin.
    Klara nickte. »Klar!«
    Ich sah ihnen verdutzt nach. Tim und Walzer? Das war ja etwas ganz Neues! Meine Brüder schafften es immer wieder, mich zu überraschen.
    Jetzt waren nur noch Jonas und ich übrig.
    Jonas sah mich verlegen an. »Ich kann leider keinen Walzer tanzen.«
    »Ich auch nicht«, sagte ich.
    »Na, das passt ja.« Jonas grinste. Er stand auf. »Los! Wir probieren es einfach mal aus.«
    Er zog mich zur Tanzfläche und legte den Arm um mich. Wir begannen, uns zur Musik zu drehen. Es klappte ganz gut. Wir redeten nicht. Wir tanzten einfach zwischen den anderen.
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