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Emma im Glück

Emma im Glück

Titel: Emma im Glück
Autoren: Maja von Vogel
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erzählen …«
    »Nein, nein«, sagte Oma schnell. »Gerhard kann nichts dafür.«
    Plötzlich wurde sie ganz weiß im Gesicht und begann zu schwanken.
    »Mutti!«, rief Mama. »Was hast du? Geht’s dir nicht gut?«
    Oma ließ sich aufs Sofa fallen. Mama und ich setzten uns links und rechts neben sie. »Es geht schon wieder«, murmelte sie. »Nur ein kleiner Schwächeanfall. Das kommt von der Aufregung.«
    »Warte, ich hole dir was zu trinken.« Ich flitzte in die Küche, goss ein Glas Leitungswasser ein und sauste zurück. »Hier, bitte schön!«
    »Vielen Dank.« Oma trank einen großen Schluck und stellte das Glas auf dem Couchtisch ab. Langsam kehrte die Farbe auf ihre Wangen zurück.
    »Du solltest wirklich mal zum Arzt gehen«, sagte Mama. »Letzte Woche bist du auch schon beinahe umgekippt.«
    »Genauso wie bei der Anprobe vom Hochzeitskleid!«, rief ich. »Da ist Oma schwindelig geworden und sie musste sich hinsetzen.«
    Ich erinnerte mich ganz genau, wie Oma plötzlich in sich zusammengesackt war. Ich musste an Herrn Marten denken, der im Alter immer gebrechlicher geworden war. Und jetzt konnte er nicht mehr alleine leben. Was, wenn Oma auch krank wurde? Nein, das durfte einfach nicht passieren! So alt war sie schließlich noch gar nicht! Sie musste mindestens noch zwanzig Jahre leben. Bis ich erwachsen war. Am besten noch länger.
    Mama runzelte besorgt die Stirn. »Ich rufe jetzt Doktor Meier an. Er ist in fünf Minuten hier und kann dich schnell untersuchen.«
    Oma winkte ab. »Unsinn! Das ist wirklich nicht nötig. Mir geht’s schon wieder prima.«
    »Trotzdem«, begann Mama. »Ich finde …«
    Aber Oma ließ sie nicht ausreden. »In meinem Alter ist es völlig normal, dass der Körper hin und wieder streikt. Außerdem haben wir jetzt Wichtigeres zu tun.« Sie holte tief Luft und begann zu erzählen. »Im Gemeindezentrum gab es einen Rohrbruch. Alles steht unter Wasser. Gerhard ist gerade drüben. Er versucht zu retten, was zu retten ist. Aber der Raum, in dem wir feiern wollten, ist auf jeden Fall unbenutzbar. Und dann hat vor fünf Minuten auch noch die Band abgesagt. Der Sänger hat eine Stimmbandentzündung, darum können sie nicht auftreten.« Sie schlug die Hände vors Gesicht. »Was soll ich denn jetzt machen? In einer Stunde stehen hundert Gäste auf der Matte. Ich kann sie doch so kurzfristig nicht wieder ausladen!«
    »Das kriegen wir schon hin.« Mama dachte eine Weile angestrengt nach. »Ich hab’s!«, rief sie dann. »Wir verlegen die Feier einfach in den Pfarrhausgarten. Da ist genug Platz für alle.«
    Oma nahm langsam die Hände vom Gesicht. »Und wenn es regnet?«, fragte sie.
    »Heute soll’s nicht regnen«, sagte Mama überzeugt. »Ich hab vorhin noch den Wetterbericht im Radio gehört, es wird sonnig und warm. Genau das richtige Wetter, um draußen zu feiern. Das Buffet bauen wir auf dem Rasen auf und getanzt wird auf der Terrasse. Das wird bestimmt noch viel schöner als im Gemeindehaus!«
    »Wie sollen wir denn ohne Band tanzen?«, fragte Oma. »Eine Hochzeit ohne Musik – das geht doch nicht!«
    Da hatte ich eine Idee. »Daniel und seine Freunde haben eine Band!«, rief ich. »Soll ich sie fragen, ob sie einspringen? Die Jungs würden sich bestimmt total freuen. Sie suchen schon ewig nach einer Auftrittsmöglichkeit.«
    »Was machen die denn so für Musik?«, fragte Oma skeptisch.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Weiß ich nicht so genau. Ein bisschen von allem, glaube ich.« Ich erzählte Oma lieber nicht, dass sie sich auf Heavy Metal spezialisiert hatten. Das war vermutlich nicht unbedingt die Musikrichtung, die sich Oma und Pfarrer Pauli für ihre Hochzeit wünschten. Aber vielleicht hatten Daniel, Markus und Jonas ja auch andere Sachen drauf.
    »Du kannst sie ja mal anrufen«, sagte Mama. »Wenn’s nicht klappt, müssen eben alle CD s mitbringen und jeder spielt mal DJ .«
    Oma seufzte. »Ich weiß nicht … Vielleicht ist das ja auch ein Zeichen …«
    »Was soll ein Zeichen sein?«, fragte Mama. »Der Wasserrohrbruch? Oder dass die Band abgesagt hat?«
    »Beides.« Oma spielte mit dem Taschentuch herum, das sie in den Händen hielt. »Vielleicht war das mit der Hochzeit doch keine so gute Idee. Ich meine – in meinem Alter! Das ist ziemlich verrückt, oder?«
    Eigentlich fand ich das ja auch, aber ausnahmsweise hielt ich mal meinen Mund. Oma war schon durcheinander genug.
    »Unsinn!« Mama nahm Omas Hand und drückte sie. »Du und Gerhard, ihr passt prima
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