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Emma im Glück

Emma im Glück

Titel: Emma im Glück
Autoren: Maja von Vogel
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zum letzten Moment gehofft, er würde doch noch auftauchen.«
    »Vielleicht kommt er ja noch.« Mona legte tröstend die Hand auf meinen Arm. »Kann doch sein, dass er sich nur verspätet hat.«
    »Ja, vielleicht.« Ich stopfte die Perlen in meine Rocktasche. »Das Armband ist jedenfalls hinüber. Ob das ein schlechtes Omen ist?«
    »Quatsch!« Mona grinste. »Seit wann bist du denn abergläubisch?«
    »Weiß ich auch nicht.« Ich versuchte zurückzugrinsen, doch das gelang mir nicht so richtig. »Wahrscheinlich hast du recht. Das zerrissene Armband hat überhaupt nichts zu bedeuten.«
    Aber ich hatte immer noch ein mulmiges Gefühl im Bauch. Wie vor einem Gewitter, wenn man genau weiß, dass sich etwas zusammenbraut. Aber bei einem Gewitter kann man sich wenigstens irgendwo unterstellen. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun konnte, um das drohende Unheil aufzuhalten.
     
    Als Mona und ich aus der Kirche kamen, war der Sektempfang bereits in vollem Gange. Mama winkte uns hektisch zu. Wir sollten beim Sektausschenken helfen. Tim, Klaus und Gesa waren schon eifrig bei der Sache. Mama hatte sich schließlich doch noch durchgesetzt und Klaus einen neuen Anzug besorgt. Stand ihm gar nicht mal schlecht. Er sah darin völlig anders aus als in seinen üblichen zerschlissenen Jeans und der alten Lederjacke. Bei der Haarfrage hatte allerdings Klaus den längeren Atem gehabt. Er wollte sich partout von keinem Zentimeter seiner heiß geliebten Haare trennen und irgendwann hatte Mama nachgegeben. Wenigstens hatte er sich die Haare gewaschen und mit etwas Gel nach hinten frisiert, sodass sie ihm nicht ständig ins Gesicht hingen. Mir fiel auf, dass er gar nicht mehr so viele Pickel hatte wie früher. Erstaunlich, wie sich ein Mensch, den man jeden Tag sieht, allmählich verändern kann, ohne dass man es merkt. Ob ich mich auch verändert hatte? Ich sah an mir herunter. Klar, ich hatte einen kleinen Busen bekommen. Und vielleicht war ich etwas dünner geworden. Der Babyspeck war weg. Aber sonst war ich immer noch die Alte.
    Ich schaffte es, bei meinem Job als Kellnerin nur zwei Gläser herunterzuschmeißen und einem alten Mann mit dickem Bauch etwas Sekt über die Anzughose zu kippen. Sonst lief alles glatt. Ich war stolz auf mich. Zwischendurch schob ich mir ein paar von den Häppchen in den Mund, die ich den Gästen auf einem großen Silbertablett anbot, wenn gerade mal alle Gläser voll waren. Gesa hatte sie bei einem vollökologischen Bio-Partyservice bestellt, aber sie schmeckten trotzdem ganz gut.
    Als alle mit Sekt und Häppchen versorgt waren, flitzten Mona und ich in den Pfarrhausgarten. Wenn wir mit der Deko fertig werden wollten, bevor die Feier begann, mussten wir uns beeilen. Tim war auch schon da. Er kletterte auf einer Trittleiter herum und versuchte, die Lichtanlage auf der Terrasse zu installieren.
    »Wo hängen wir denn die Herzen am besten hin?«, fragte Mona. Sie holte eine Plastiktüte aus ihrem Rucksack, in der einhundertfünfundfünfzig rote Pappherzen steckten, die Mona und ich aus Tonpapier ausgeschnitten hatten. Das war vielleicht eine Arbeit gewesen! Ich hatte jetzt noch Schwielen an den Fingern von der blöden Schere.
    Ich zeigte auf zwei Apfelbäume, die auf dem Rasen standen. »Wie wär’s mit den Bäumen da? Die roten Herzen sehen bestimmt gut aus zwischen den Blättern.«
    Die unteren Zweige hingen so tief, dass wir die ersten Herzen noch ohne Leiter aufhängen konnten. Genau rechtzeitig wurde Tim mit der Installation der Lichtanlage fertig, sodass wir die Trittleiter haben konnten. Es dauerte ewig, bis wir alle Herzen aufgehängt hatten. Als wir endlich fertig waren, klappte Mona die Leiter zusammen, und wir stellten uns auf die Terrasse, um unser Werk mit gebührendem Abstand zu betrachten.
    »Wahnsinn!«, hauchte Mona. »Sieht das schön aus!«
    Ich nickte stumm. Die roten Herzen schaukelten in der leichten Brise, die gerade aufkam, und leuchteten aus dem grünen Laub hervor. An der Decke des Gemeindesaals hätten sie bestimmt nur halb so gut ausgesehen.
    »Hauptsache, es regnet nicht.« Tim, der hinter uns stand, blickte skeptisch zum Himmel.
    »Ach was, das Wetter hält sich bestimmt«, sagte Mona zuversichtlich.
    »Was ist jetzt eigentlich mit der Band?«, fragte Tim. »Hat das mit dem Ersatz geklappt?«
    Ich nickte. »Ich hab vorhin noch kurz mit Daniel telefoniert. Er springt mit seiner Band ein.«
    »Meinst du, deren Musik ist das Richtige für Omas Hochzeit?«, fragte Tim.
    Ich zuckte mit
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