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Emma im Glück

Emma im Glück

Titel: Emma im Glück
Autoren: Maja von Vogel
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braucht, das weißt du ganz genau.«
    »Also ehrlich, Rudi, deine Ansichten sind manchmal wirklich reaktionär«, stellte Gesa tadelnd fest.
    Ich wusste nicht, was
reaktionär
heißt, aber es war bestimmt nichts Gutes. Gesa und Papa mögen sich nicht besonders. »Halt du dich da raus«, brummte Papa. »Das ist eine Sache zwischen Lia und mir.«
    »Lass Gesa in Ruhe!« Mama wurde jetzt richtig sauer. »Sie hat durchaus das Recht, ihre Meinung zu äußern.«
    »Ach, und was ist mit meinem Recht auf freie Meinungsäußerung?«, rief Papa. »Lili braucht ihre Mutter! Und ihren Vater. Wenn ich wieder hier wohnen würde, könnte ich mich viel besser um sie kümmern. Und du könntest in aller Ruhe deine Kurse geben …«
    Ich hielt die Luft an und drückte ganz fest die Daumen. Es wäre so schön, Papa wieder hier zu haben. Dann müsste ich nicht mehr nach Dederstadt fahren, um ihn zu sehen. Alles wäre wie früher. Na ja, oder zumindest fast …
    Mona tänzelte in die Küche. Sie hatte Lili auf dem Arm und sang leise vor sich hin. Lili gluckste begeistert. Sofort richteten sich alle Blicke auf Lili und das Thema Umzug war erst mal abgehakt.
    »Da sind wir wieder!«, trällerte Mona. »Lili war ganz brav. Sie hat mir nicht auf die Hand gepinkelt und auch nicht auf den Boden geschissen wie beim letzten Mal.«
    »Wie sah ihre Schiete aus?«, fragte Mama. »War sie wieder so flüssig?«
    Mona schüttelte den Kopf. »Nein, ganz normal. Ein bisschen flockig und eher gelb als braun.«
    »Prima.« Mama lächelte. »Dann ist mit ihrer Verdauung doch alles in Ordnung. Gestern dachte ich, sie bekommt vielleicht Durchfall.«
    Ich hätte mir am liebsten die Ohren zugehalten. Solche Gespräche muss ich mir jetzt ständig anhören. Ist das nicht widerlich?
    »Müsst ihr das unbedingt beim Essen besprechen?« Ich verzog das Gesicht. »Gleich muss ich kotzen!«
    »Aber Emma!« Mama warf mir einen tadelnden Blick zu. »So was sagt man nicht bei Tisch.«
    Dazu fiel mir echt nichts mehr ein. Ich stand auf. »Ich geh nach oben. Muss noch Schularbeiten machen.«
    »Denkst du an den Zahnarzttermin morgen?«, rief Mama mir hinterher. »Du hast ihn doch nicht etwa vergessen, oder?«
    Ich seufzte. Auch das noch! Den Termin hatte ich tatsächlich vergessen. Besser gesagt, verdrängt. Ich gehe nicht besonders gern zum Zahnarzt.
    Mama schüttelte den Kopf. »Wo hast du nur deinen Kopf, Emma? Du solltest wirklich etwas mehr Ordnung in dein Leben bringen, sonst versinkst du irgendwann komplett im Chaos.«
    »Genau.« Oma nickte. »Denk immer dran, Emma-Kind: Ordnung ist das halbe Leben.«
    Ich verkniff mir einen Kommentar und sah zu, dass ich wegkam.

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    2 . Kapitel
    Emma atmet ganz bewusst
    F ünf Gründe, warum ich nicht gern zum Zahnarzt gehe:
    Weil es vor der Tür schon nach Zahnarzt riecht (Igitt!)
Weil die Sprechstundenhilfe mich immer wie ein Baby behandelt
Weil der Zahnarzt Haare in der Nase und Mundgeruch hat
Weil es wehtut, wenn er bohrt
WEIL ES WEHTUT , WENN ER BOHRT !!!
    Von wegen, ich versinke komplett im Chaos. Das ist eine ganz gemeine Unterstellung. Eigentlich bin ich die Ordnung in Person. Ich liebe es zum Beispiel, Listen anzulegen (siehe oben). Wenn das nicht ein eindeutiger Beweis ist! Aber so was interessiert Mama und Oma ja nicht. Die interessiert nur, ob mein Zimmer aufgeräumt ist. Typisch!
     
    Der Zahnarzttermin war direkt nach der Schule. Mona musste auch mit. Sie war ziemlich blass um die Nase.
    »Ist ja nur ein Kontrolltermin«, murmelte sie, während wir zur Praxis gingen. »Das ist gar nicht schlimm. Ist ja nur ein Kontrolltermin. Das ist gar nicht schlimm. Ist ja nur …«
    »Ich hab’s gehört!«, knurrte ich. »Kannst du nicht mal eine andere Platte auflegen?«
    »’tschuldigung.« Mona biss sich auf die Unterlippe. »Aber ich hab doch solche Angst vorm Zahnarzt.«
    »Ehrlich?« Ich sah sie überrascht an. »Das wusste ich gar nicht.«
    »Ich war seit zwei Jahren nicht mehr beim Zahnarzt.« Mona starrte beim Gehen auf ihre Füße, die in ihren Lieblingsgesundheitslatschen steckten. Total unmögliche Schuhe, aber Mona liebt sie heiß und innig.
    »Was?«, rief ich. »Wie ungerecht! Ich muss jedes halbe Jahr zur Kontrolle.«
    »Ich eigentlich auch«, gab Mona zu. »Aber Mama hat sich nie darum gekümmert, ob ich auch wirklich hingehe.«
    »Heißt das, du hast die Termine einfach geschwänzt?«
    Ich konnte es kaum glauben. Sonst ist Mona immer die Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit in Person. Sie musste echte
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