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Ella und die Tischoma

Ella und die Tischoma

Titel: Ella und die Tischoma
Autoren: Lina Ebhard
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Sophie hatte ihr hoch und heilig versprochen, sie in den Ferien zu besuchen. Dann sagte Sophie ab. Einfach so. Was Ella zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, war der Grund: Sophie war mit ihrer neuen besten Freundin Laura verreist. Als Ella das zufällig erfuhr, natürlich nicht von Sophie selbst, schrieb sie ihr eine bitterböse E-Mail. Daraufhin rief Sophie an, wollte sich erklären. Ella blockte ab, sie stritten sich heftig, warfen sich böse Worte an den Kopf. Dann legte Sophie auf. Seitdem herrschte Funkstille.

Kapitel 2
Das Hexenhäuschen
    Ding Dong Dung
. Pause. Fünfzehn Minuten, in denen sich Ella mit sich selbst beschäftigen musste. Fünfzehn Minuten, in denen die coolen Mädchen aus ihrer Klasse tuschelnd und kichernd an ihr vorbeihuschten. Fünfzehn Minuten konnten lang sein. Und ausgerechnet heute ließ Ella ihr Buch auf dem Küchentisch liegen. Der Tag konnte nicht schlimmer werden. „Mist“, schimpfte Ella. Das Pausenbrot stopfte sie zurück in ihre Brotbox. Ihr Appetit war verflogen.
    Sie beobachtete die coolen Mädchen. Sie verteilten Handzettel an ein paar Leute, die sie erfreut entgegennahmen. Vermutlich war es eine Einladung zu einer Geburtstagsfeier. Ella bekam keine. Das wäre ihr früher nie passiert! Auf der alten Schule war Ella beliebt. Jeder wollte mit ihr befreundet sein. Jeder lud sie zu Geburtstagsfesten ein. In den Pausen scharten sich die Schulkameradinnen um sie und Sophie. Die Zeit war viel zu kurz, um alles zu bequatschen. Einmal hätten sie fast einen Verweis bekommen, weil sie erneut zu spät in den Unterricht kamen.
    „Darf ich mich zu dir setzen?“, fragte Katharina, und ohne Ellas Antwort abzuwarten, saß sie schon neben ihr. Ausgerechnet Katharina! Der Strebermops! Ella dachte, sie hätte den Tiefpunkt des Tages schon erreicht. Wenn die coolen Mädchen sie mit dem Strebermops sitzen und quatschen sähen, könnte sie einen Anschluss komplett vergessen.
    „Ob wir in Mathe gleich einen Test schreiben?“, wollte Katharina wissen. Ella zuckte mit den Schultern. Bloß nicht reden! „Oder nachher in Bio? Das hoffe ich nicht. Ich hatte keine Zeit zu lernen. Gestern war das Schuljahresanfangskonzert. Ich durfte einen Walzer von Chopin spielen.“
    Ella rollte mit den Augen. Wen interessierte das? Sie drehte sich zu Katharina. „Na und? Du bist der ...“ Ella hätte schon fast
Strebermops
gesagt. „... die Klassenbeste! Du schreibst nur Einsen!“ Ellas Stimme bebte. Hoffentlich haben das die coolen Mädchen nicht gesehen! Was bildet sich dieser Mops ein, sich neben sie zu setzen und sie vollzulabern?
    „Das stimmt nicht!“, wehrte sich Katharina. „In Deutsch habe ich ...“
    Ella ließ Katharina nicht aussprechen und ging wortlos zurück ins Klassenzimmer. „Was will sie von mir?“, fragte sich Ella. „Sie ist komisch. Und unbeliebt. Und ein Streber. Alle Lehrer lieben sie, kein Schüler mag sie. Die will sich doch nicht mit mir anfreunden?“ Leichte Panik stieg in Ella auf. Alles, nur das nicht!
    Während des Unterrichts überlegte Ella ununterbrochen, wie sie Katharina am besten aus dem Weg gehen konnte. Nach dem Unterricht flitzte sie deshalb eilends aus dem Klassenzimmer.
    Auf dem Nachhauseweg sah Ella in der Ferne Eddie, wie er mit seinen Freunden Richtung Bolzplatz radelte.
    „Du bist doch nur eifersüchtig, weil ICH Freunde habe und DU nicht! Und das wird sich nie ändern, wenn du nicht aufhörst, ständig über andere zu meckern und zu lästern!“ Eddies Worte hallten in Ellas Kopf wider. Kurz flammte in Ella der Gedanke auf, etwas zu unfreundlich zu Katharina gewesen zu sein. Doch sie schob ihn gleich beiseite.
    Zu Hause angekommen entdeckte sie einen Zettel von Mama.
    Komme in einer Stunde. Bringe Pizza mit.
Bitte sammle mir ein paar Kastanien, Mäuschen! Kuss, Mama
.
    Ella war froh über diese Aufgabe, holte sofort ihr Körbchen aus dem Zimmer und ging hinaus. Die Sonnenstrahlen kitzelten sie in der Nase. Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen und sog die frische Herbstluft ein. „Aua“, schrie Ella. Eine Kastanie knallte auf ihren Kopf und lag sogleich vor ihren Füßen. Sie hob sie auf, legte sie in ihr Körbchen. Unter diesem Baum fand sie fünf pralle und glänzende Kastanien. Dann lief sie zum nächsten Baum. Nur die schönsten fanden den Weg in den Korb, mal mit, mal ohne Schale. Ella spazierte kreuz und quer durch den Ort, bis sie der Name einer Gasse zum Verweilen festhielt:
Paradiesgasse
. Ein prächtiger Name, wenn auch recht unpassend.
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