Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ella und die Tischoma

Ella und die Tischoma

Titel: Ella und die Tischoma
Autoren: Lina Ebhard
Vom Netzwerk:
Ella eine Frau sprechen. Die Stimme klang weich und angenehm, eine Geschichtenerzählerstimme war das! Ein kleiner, verspielter Labrador sprang auf Ella zu, wedelte mit dem Schwanz und bellte fröhlich.
    Ella öffnete das Tor. Chili tänzelte um ihre Beine, schnupperte an ihr, und als sie ihn streichelte, schleckte er ihre Hand ab. Um Ella war es geschehen.
    „Bist du süß!“, quiekte sie. Vergessen waren alle Sorgen. Ella dachte nicht mehr an all die eigenartigen Geschichten. Wer einen derart niedlichen Hund besaß, konnte nur nett sein. Ella wollte schon immer einen Hund. Als sie noch in der Stadt wohnten, wollten Mama und Papa keinen. „Ein Hund fühlt sich in der Stadt nicht wohl“, sagte Papa. Als Ella erfuhr, dass sie aufs Land zögen, dachte sie sofort an einen eigenen Hund. Doch sogleich stellte man bei Mama eine Hundehaarallergie fest und Ellas Traum war endgültig geplatzt.
    „Guten Tag! Ich bin Konradine, deine Tischmutter, na ja, oder besser Tischoma“, lachte sie und reichte Ella zur Begrüßung die Hand. Irritiert blickte Ella Konradine an. Das passte nicht zusammen: diese sanfte Stimme und das Aussehen. Simon hatte Konradine als Paradiesvogel bezeichnet. Da Simon gerne übertrieb, glaubte Ella ihm nicht. Sie trug eine bunte Kittelschürze, rote Gummistiefel und einen Filzhut, auf dem sich allmählich ein paar Schneeflocken niederließen. „Wie heißt du?“, fragte sie.
    „Ella.“
    „Lass uns reingehen, Ella. Die anderen kommen gleich.“ Ella musterte das Haus. Mama bekäme eine Krise! Ella grinste. Es war schrecklich schön unordentlich und vollgestopft. Aber gemütlich. Ella fand, dass der Garten und das Haus gut zueinanderpassten. Wie zwei Puzzlestücke.
    Alexander, Simon, Naomi und Katharina kamen. Katharina begrüßte Ella nur knapp. Ella stutzte ein wenig, dachte aber nicht darüber nach. Es klingelte erneut. Komisch. Sie waren doch nur zu fünft.
    „Das wird Eddie sein“, meinte Simon. „Sie haben ein paar aus der Parallelklasse auf unsere Gruppen verteilt. Ella riss die Augen auf. Nein! Bitte nicht! Bitte! Bitte! Bitte! Ella hatte Eddie seit ihrem Streit nicht mehr gesprochen. Sie nickten einander bloß zu, wenn sie sich zufällig in der Schule oder auf dem Schulweg begegneten.
    „Kommt! Setzt euch!“ Konradine führte sie ins Wohnzimmer, an einen gedeckten Tisch, der Ella an die Kaffeekränzchen von Oma Johanna mit deren Freundinnen erinnerte. Keine Kerze stand da. Keine Bibel war zu sehen. Keine Liederbücher. Irritiert blickte Ella die anderen an. Keiner traute sich, etwas zu sagen. Außer Katharina.
    „Wo sind denn die Bibel, die Kerze und die Liederbücher? Brauchen wir die heute nicht?“
    Konradine schüttelte den Kopf. „Wer möchte heiße Schokolade?“ Fünf Kinderarme schoben sich nach oben. „Das dachte ich mir.“ Konradine lächelte, verschwand pfeifend in der Küche und kam mit sechs dampfenden Tassen zurück.
    Als Konradine Naomi eine Tasse hinstellte, wehrte diese ab. „Oh, vielen Dank, ich möchte nicht. Ich muss auf meine Figur achten. Ich werde Primaballerina, eine wie Alessandra Bucciarelli“, schwärmte sie.
    Offenbar konnte Konradine mit diesem Namen nichts anfangen. Sie nickte und räusperte sich. „Ich kenne den Lehrplan für die Vorbereitungsstunden. Ihr kennt euch, weil ihr in einer Jahrgangsstufe seid. Ich kenne euch nicht. Und ihr kennt mich nicht, außer ein paar eigenartigen Geschichten, die über mich erzählt werden, wovon nicht die Hälfte stimmt. Die Leute reden. Das ist mir egal. Ich wünsche mir, dass ihr euch ein eigenes Bild von mir macht. Und ich mache mir eins von euch. Einverstanden?“ Konradine lächelte.
    Ella war überrascht. Damit hatte sie nicht gerechnet, und so wie es aussah, dachten die anderen dasselbe.
    „Ich fange an“, schlug Konradine vor und drehte das Wollknäuel in ihren Händen. „Sobald ihr das Knäuel fangt, stellt ihr euch mit eurem Namen vor. In der linken Hand haltet ihr das gespannte Stück Wolle fest und werft das Knäuel weiter. So entsteht ein Netz, das wir gesponnen haben und das wir als Gruppe festhalten müssen. Wenn nur einer loslässt, ist das Netz nicht mehr stabil. In der zweiten Runde wiederholt ihr eure Namen. Jeder stellt sich ausführlicher vor. Also, ich bin Konradine Stupinski, aber ihr dürft mich gerne Konradine nennen!“
    Sie warf das Knäuel Ella zu. Sie stellte sich vor und gab es unüberlegt weiter an Katharina. So ging es reihum, bis Konradine das Knäuel erneut in den Händen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher