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Ella und die Tischoma

Ella und die Tischoma

Titel: Ella und die Tischoma
Autoren: Lina Ebhard
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hielt sich die Hände vor das Gesicht und hätte am liebsten geheult. Kann es noch ärger kommen? Ella kannte Naomi kaum, wie wahrscheinlich die meisten aus Ellas Klasse. Naomi war eine Einzelgängerin. Ihr Leben drehte sich nur ums Tanzen. Sie wollte Primaballerina werden. Alexander gehörte zu den besten Schülern der Klasse, sprach im Unterricht mit den Lehrern. Ansonsten schwieg er.
    Ella warf einen kurzen Blick zu den coolen Mädchen. Sie kicherten und grinsten und freuten sich, dass sie alle in einer Gruppe waren. Ella zog einen Flunsch. Wie gerne wäre sie in dieser Gruppe!
    „Die erste Gruppe leitet“, der Pfarrer blickte auf seinen Zettel, „Frau Henriette Morgenstern.“ Die coolen Mädchen jubelten. Frau Morgenstern war die Mutter eines Mädchens aus der Parallelklasse. Sie leitete seit Jahren Kommuniongruppen und es hieß, sie solle supernett, cool und nicht streng sein.
    „Herr Josef Meier übernimmt die zweite Gruppe und die dritte Gruppe übernimmt Frau Konradine Stupinski.“
    Blankes Entsetzen machte sich in der Klasse breit. Die coolen Mädchen lachten und die Mitglieder der Gruppe von Herrn Meier waren sichtlich froh, dass sie nicht in der dritten Gruppe waren. Wer war diese ominöse Konradine Stupinski? Ella hatte ihren Namen noch nie gehört. Ella wollte Naomi fragen, die neben ihr saß.
    „Ella, hast du eine Frage?“, unterbrach der Religionslehrer. Ella lief hochrot an und schüttelte den Kopf.
    In der Pause gesellten sich die einzelnen Gruppen zueinander. Ella blieb nichts anderes übrig, als zu ihrer Gruppe zu gehen. Hans-Jörg aus der Meier-Gruppe kam zu ihnen, um sie zu bemitleiden. „Herzliches Beileid!“
    Ein anderer meinte: „Ich hab gehört, sie wäscht sich nicht.“
    Ein weiterer sagte: „Meine Oma sagt, im Garten spiegelt sich das Haus von innen. In dieses Haus ginge ich nicht freiwillig!“
    Ella empfand augenblicklich ein enormes Unwohlsein im Magen. Obwohl die coolen Mädchen woanders standen, hörte Ella sie sagen: „Meine Mutter würde sofort den Pfarrer anrufen und mich in eine andere Gruppe stecken lassen, wäre ich bei dieser durchgeknallten Schnepfe! Und wie alt die ist! Das ist keine Tischmutter, sondern eine Tischoma!“
    Als es gongte, schlich Ella zurück ins Klassenzimmer. Der Tag begann vielversprechend. Noch drei Stunden, bis der Unterricht vorbei war. Und dann war endlich Wochenende! Ella überlegte, was sie alles am Wochenende unternehmen könnte: Schlittschuh laufen, zu Oma Johanna fahren. Sie fing am ersten Adventswochenende an, Plätzchen zu backen. Die vergangenen Jahre hatte Ella ihr geholfen. Vanillekipferl konnte Ella ohne ihre Hilfe backen. Letztes Jahr hatten Oma Johanna und sie ein Lebkuchenhaus gebacken. Sogar den Lebkuchenteig hatte Oma Johanna selbst geknetet! Das war Schwerstarbeit! Das Lebkuchenhaus stand schiefer als der schiefe Turm von Pisa. Das Dach war undicht und der Gartenzaun wackelig. Der Kamin polterte regelmäßig auf den Schneemann im Garten. Dennoch war es das schönste und leckerste Hexenhäuschen der Welt!
    Das Hexenhäuschen. Das winterliche, mit weißen Schneeflocken gepuderte Hexenhäuschen. Vielleicht lud die Hausdame Ella auf eine Tasse heiße Schokolade ein. Vielleicht wünschte sie, dass Ella zum Backen bliebe? Ein herrlicher Gedanke! Nach dem Unterricht wollte Ella unbedingt dort hin.
    „Ella!“, rief Simon. „Hey, Ella, hörst du nicht?“ Der Unterricht war zu Ende. Ella schwebte in ihrem Tagtraum vom Hexenhäuschen. „Magst du ...“, setzte Simon an.
    Obwohl Ella gar nicht wusste, was er wollte, schüttelte sie den Kopf. „Nein, ich hab keine Zeit. Sorry.“ Sie raste aus dem Klassenzimmer.

Kapitel 4
Dieser blöde Fußball
    Mit jedem Besuch am Hexenhäuschen stieg Ellas Begierde, einen Fuß in den Garten zu setzen. Besonders an diesem Tag wäre es traumhaft gewesen. Einzelne Flocken berührten Ellas Nasenspitze. Sie grinste kurz. Ein Gedanke schlich sich in ihren Kopf: die Kommuniongruppe. Warum hatte sie den Pechvogel auf dem Kopf? Sie hatte doch Gott noch gebeten, ihren Wunsch zu erfüllen! Sie wollte doch endlich eine Freundin haben! Mit Naomi war ein Gespräch unmöglich, die Jungs waren alle doof und Katharina die Unbeliebteste der Klasse.
    Ella seufzte. „Die coolen Mädchen kann ich wohl vergessen.“
    In Ellas Jackentasche brummte es. Bestimmt war es Mama. Ella übersah öfters die Zeit. „Das hat sie von mir!“, sagte Papa sogar ein klitzekleines bisschen stolz. Sie holte ihr Handy heraus. Manche
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