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Ella und die falschen Pusteln

Ella und die falschen Pusteln

Titel: Ella und die falschen Pusteln
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Muskat- nuss kochte.
    »Lasst euch bitte nicht von uns stören!«, sagte der finnische Schulrat. »Tut einfach so, als wären wir gar nicht da.«
    »Du liebe Güte, den Besuch hatte ich ganz vergessen!«, sagte der Lehrer.
    »Umso besser. Wir wollen ja gerade eine gewöhnliche Schulstunde miterleben.«
    »Und jetzt wird es eine ganz und gar gewöhnliche«, versicherte der Lehrer. »Wir haben weder geübt noch etwas Spezielles einstudiert – gar nichts.«
    Dann klopfte es, und die Tür ging auf. Auch die Direktorin kam, um die Stunde mitzuerleben.
    » Du hättest doch nicht zu kommen brauchen«, sagte der Lehrer.
    »Ich will dabei gewesen sein, wenn hinterher die Beschwerden kommen«, sagte die Direktorin.
    »Statt zu unken, solltest du mir dankbar sein. Ich mehre das Ansehen der Schule und bringe sie ins Gespräch.«
    »So oder so«, murmelte die Direktorin und setzte sich zu den anderen auf die Stühle, die wir ganz hinten im Klassenzimmer für die Besucher aufgestellt hatten.
    Der Lehrer nickte den Besuchern lächelnd zu, und als wir uns nach ihnen umdrehten, sahen wir, dass der japanische Schulrat dem finnischen etwas zuflüsterte.
    »Er möchte wissen, ob alle Lehrer in Finnland so einen Kittel tragen«, sagte der finnische Schulrat, der anscheinend alles hin und her übersetzen musste.
    »Noch nicht«, antwortete der Lehrer.
    Dann war alles bereit. Wir konnten loslegen.
    »Guten Mo ...«, begann der Lehrer. Dann bemerkte er Pekka.
    Wir waren ein bisschen nervös, ob ihm Pekkas Kleider gefielen, obwohl wir alle fanden, dass Pekka darin toll aussah. Timo hatte es sich ausgedacht: Wenn Pekka jetzt auch der Sohn des Lehrers war und wenn der Lehrer König wurde, dann wurde Pekka logischerweise ein Prinz, und wie Prinzenkleider aussehen, weiß man ja. Deshalb hatten wir Pekka eine Krone aus einem Klopapierpappröllchen aufgesetzt und sie mit einem Gummiband festgemacht, damit sie nicht runterfiel. Sie war nur leider trotzdem runtergefallen, weil das Gummiband zu kurz war oder vielleicht auch Pekkas Kopf zu groß. Jedenfalls hatten wir keine Zeit, die Sache zu reparieren, also hatten wir ihm die Krone mit Kleber vorne auf die Stirn geklebt, und Mika hatte Pekka noch seinen Batman-Umhang geliehen, weil Prinzen natürlich einen Umhang brauchen. Mika ist zwar eine alte Heulsuse, aber er ist trotzdem ein guter Freund. Nur ein Schwert hatte Pekka nicht, dafür hatte er seinen Eishockeyschläger mitgebracht. Wenn er schon ein Prinz sein sollte, wollte er wenigstens ein Eisprinz sein.
    Der Lehrer war sprachlos, wahrscheinlich weil ihm die Prinzenkleider so gut gefielen. Wir fanden aber auch, dass Pekka mit seinem schwarzen Umhang und der Krone und dem Eishockeyschläger eine prächtige Erscheinung war. Nur Hanna erinnerte er angeblich mehr an ein Riesenschnabelhörnchen mit dem Schnabel auf der Stirn, aber wahrscheinlich wollte sie ihn nur piesacken.
    Der Lehrer sagte immer noch nichts, aber dann beugte er sich zu Pekka hinunter. Wir waren gespannt, was jetzt kam.
    »Pekka, ich glaube, ich habe meinen Geldbeutel im Auto vergessen. Könntest du ihn mir bitte holen?«, sagte der Lehrer und gab Pekka den Autoschlüssel.
    Wir staunten erst, aber dann verstanden wir, was das bedeutete: Der Lehrer hatte Pekka als Prinz angenommen, sonst hätte er ihm nie im Leben den Schlüssel von seinem neuen Auto gegeben! Wir waren echt gerührt.
    »Okay«, sagte Pekka. »Spitze!«
    Als Pekka gegangen war, lächelte der Lehrer wieder zu den Besuchern hin.
    »Er war in der falschen Klasse. Die Theaterprobe findet in der Turnhalle statt«, erklärte der Lehrer, und als wir uns umdrehten, sahen wir den finnischen Schulrat flüstern und die ausländischen Schulräte nicken.

    »Wir beginnen mit Geometrie. Bekanntlich sind unsere finnischen Kinder die Weltbesten in Mathematik«, erklärte der Lehrer den Besuchern.
    Dann malte er einen Kreis an die Tafel. Schade war nur, dass die Kreide abbrach und der Lehrer anscheinend fiesen Kreidestaub in die Augen bekam. Jedenfalls sah der Kreis am Ende eher wie das Ei eines Riesenschnabelhörnchens aus, und an der Seite war auch noch ein Loch, weil die Kreidestriche nicht zusammentrafen. Es sah aus, als wäre gerade ein Junges aus dem Ei geschlüpft.
    »Was ist das?«, fragte der Lehrer. Er kniff dabei erst beide Augen zu, und dann blinzelte er mit dem linken.
    Mit dem linken Auge blinzeln war das Notsignal Nummer eins, bei dem wir still sein und lächeln sollten. Also waren wir still und lächelten.
    »Kommt
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