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Ella und die falschen Pusteln

Ella und die falschen Pusteln

Titel: Ella und die falschen Pusteln
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Tische und Stühle standen an ihren Plätzen, und vorne stand der Lehrertisch. Alles war wieder wie früher, nur der Lehrer kam zu spät. Seine Frau hatte ihn zum Arzt geschickt, damit er endlich einen Test machte, ob seine Pusteln vielleicht doch davon kamen, dass er gegen was allergisch war.
    Wir schmückten so lange das Klassenzimmer für die ausländischen Schulräte. Hanna schnitt Blumen aus Seidenpapier aus, und ich klebte Stiele und Blätter aus Pappe daran. Tiina klebte die fertigen Blumen dann ans Fenster. Timo klebte den Zeigestock des Lehrers, den er beim Fechten gegen den Rambo zerbrochen hatte, Mika weinte, weil ihm der Zeigefinger in der Nase klebte, und der Rambo drohte, jedem eine zu kleben, der ihn zwingen wollte, beim Schmücken des Klassenzimmers mitzuhelfen. Nur Pekka saß brav auf seinem Platz, weil er mit der Hose am Stuhl festklebte.
    Wir waren ganz aufgeregt, dass die ausländischen Schulräte ausgerechnet zu uns kommen sollten.
    »Stellt euch vor, der Lehrer wird befördert«, sagte Tiina.
    »Was kann man als Lehrer eigentlich werden, wenn man befördert wird?«, fragte Hanna.
    »In jedem Fall was ganz Besonderes«, sagte ich.
    »Sonderschullehrer sind zum Beispiel was Besonderes«, wusste Timo.
    »Mein Vater wird vielleicht auch befördert«, sagte Pekka. »Von meiner Mutter.«
    » Welcher Vater jetzt?«, fragten wir.
    »Der alte«, sagte Pekka. »Meine Mutter sagt, wenn er so weitermacht, befördert sie ihn eines Tages zum König der Couch-Kartoffeln.«
    Wenn Pekkas alter Vater zum König der Couch-Kartoffeln befördert wurde, konnte dann sein neuer Vater vielleicht zum König der Lehrer befördert werden? Das hätten wir eine tolle Idee gefunden, vor allem weil er dann vielleicht ein Schloss bekommen hätte, das auch für das neue Baby und seine zweite Familie reichte, also Pekka und seine Eltern. Natürlich konnte das alles nur klappen, wenn die Sache mit den ausländischen Schulräten nicht schiefging, aber an uns sollte es nicht liegen. Wir würden uns anstrengen wie noch nie.
    »Die Besucher kommen morgen schon«, erzählte der Lehrer, als er vom Arzt zurückkam. »Sie wollen sehen, wie wir Finnen schulmäßig ticken, und das werden wir ihnen zeigen.«
    Dass wir ticken sollten, war neu, aber wenn es für den Lehrer wichtig war, würden wir es probieren.
    »Ihr müsst euch keine Sorgen machen«, sagte der Lehrer, der natürlich merkte, dass wir wegen dem Ticken ein bisschen unruhig wurden. »Die Besucher wollen eine ganz gewöhnliche finnische Schulstunde sehen.«
    Und dann studierten wir eine ganz gewöhnliche Schulstunde ein. Es war richtig toll und spannend, weil es mal was anderes und vollkommen Neues war.
    Als Erstes übten wir eine höfliche Begrüßung. Dazu ging der Lehrer aus dem Klassenzimmer, und als er zurückkam, standen wir auf. Es war echt zivilisiert, und wir konnten es richtig gut, nur Pekka nicht, weil seine Hose immer noch am Stuhl festklebte. Der Lehrer lüpfte erst Pekka aus der Hose und riss dann die Hose vom Stuhl. Wir staunten, dass auf Pekkas Unterhose Autos abgebildet waren. Sonst waren es immer Raketen.
    »Ein Geburtstagsgeschenk von meiner Oma«, erklärte Pekka. »Mein Vater hat die gleichen.«
    »Welcher jetzt?«, fragten wir.
    »Der alte«, sagte Pekka.
    »So«, sagte der Lehrer, als Pekka die Hose wieder anhatte. »Du schraubst jetzt die Klebertube fest zu, und wir anderen machen inzwischen weiter. – Guten Morgen!«
    »Guten Morgen, Herr Lehrer!«, antworteten wir.
    »Setzt euch bitte!«, sagte der Lehrer höflich.
    »Wohin?«, fragte Mika.
    »Hört mit dem Blödsinn auf!«, sagte der Lehrer. »Außerdem melden wir uns, wenn wir was zu sagen haben!«
    Und schon fing Mika an zu heulen. Er ist echt eine schlimme Heulsuse.
    »Und wir bohren auch nicht in der Nase!«, sagte der Lehrer, und schon musste Mika noch viel schlimmer heulen, weil er ja nichts dafür konnte, dass sein Finger in der Nase klebte.
    Als der Lehrer Mikas Finger aus der Nase gedreht hatte, malte er einen Kreis an die Tafel.
    »Was ist das?«, fragte er.
    »Das Ei eines Riesenschnabelhörnchens?«, sagte Timo, der sonst alles weiß. Aber diesmal lag er falsch.
    »Das nennt man einen Kreis«, sagte der Lehrer. »Merkt euch das!«
    »Wie?«, fragte Pekka.
    »Hört mit dem Blödsinn auf!«, sagte der Lehrer.
    Dann hob er den frisch geklebten Zeigestock in Richtung der großen Landkarte, die er in der Ecke neben der Tür aufgehängt hatte.
    »Was ist das?«, fragte er und tippte mit dem Stock
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