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Ella und die falschen Pusteln

Ella und die falschen Pusteln

Titel: Ella und die falschen Pusteln
Autoren: Carl Hanser Verlag
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wiederkommt oder die französische Schulrätin, aber dann war es der Oberarzt aus dem Krankenhaus mit einem Polizisten. Wir überlegten, dass es wahrscheinlich um den Allergietest ging, den der Lehrer gemacht hatte, und wunderten uns nur, was die Polizei damit zu tun hatte.
    »Das ist er«, sagte der Oberarzt. »Er hat den Kittel sogar an.«
    »Ich kann das erklären«, sagte der Lehrer erschrocken.
    »Erklären Sie es auf der Polizeiwache«, sagte der Polizist.
    »So viel zum Ansehen unserer Schule«, seufzte die Direktorin.
    Und genau da gab es einen schrecklich lauten Knall. Draußen war irgendwas passiert, und wir rannten natürlich zu den Fenstern. Wir sahen sofort, dass das Auto des Lehrers nicht mehr auf seinem Parkplatz stand. Stattdessen stand es genau unter den Fenstern an der Schulhauswand. Man konnte es noch gut erkennen, obwohl es nur noch halb so lang war wie früher.
    Der Parkplatz des Lehrers war aber nicht ganz leer. Dort stand Pekka und hielt den Autoschlüssel in der Hand, den ihm der Lehrer gegeben hatte. Der Geldbeutel des Lehrers musste aber noch im Auto sein. Pekka hatte ihn jedenfalls nicht.
    Und jetzt warf er auf einmal auch noch den Schlüssel weg und rannte los. Es sah toll aus, wie er mit dem wehenden Batman-Umhang die Straße runtersauste.
    »Seht ihr dasselbe wie ich? Eine Fledermaus mit Eishockeyschläger flieht vom Tatort«, sagte der Polizist und rieb sich die Augen.
    »Das ist der Sohn von unserem Lehrer«, sagte Hanna.
    »Wirklich?«, fragte der Polizist.
    »Nein«, sagten die Direktorin und der Lehrer gleichzeitig.
    Anscheinend hatten sie sich schon wieder getrennt, ohne dass wir was davon wussten.
    »Nur das Auto war meins«, schluchzte der Lehrer.
    »Seien Sie froh«, sagte der Oberarzt, der wieder seine schöne Fliege trug. »Ihr Allergietest hat ergeben, dass Sie gegen Autowachs allergisch sind.«
    Für eine Weile war es jetzt ganz still. Dann räusperte sich der englische Schulrat. Wir hatten alle ganz vergessen, dass er ja noch was sagen wollte.
    »Herrschaften, Ruhe bitte!«, sagte die Direktorin und klatschte in die Hände.
    Notsignal Nummer drei! Wir rannten aus dem Klassenzimmer und schauten nicht zurück.

Der Lieblingsplatz
    Wir saßen oben auf unserem Lieblingsplatz und mussten dauernd lachen. Wir mussten lachen, weil alles so gut ausgegangen war und uns niemand mehr unseren gemütlichen Felsen wegsprengen wollte. Außerdem mussten wir darüber lachen, dass unser Lieblingsplatz auch der Lieblingsplatz der Hunde des Lehrers war und wir dort ganz nah bei ihm selbst und seiner Frau und seinem Kind sein konnten. Seit Neuestem lag unser Lieblingsplatz nämlich auf dem Hof des Lehrers.
    Der Lehrer zog mit seiner Familie in das alte Holzhaus, das wegen dem geschützten Felsen auf dem Hof nicht abgerissen werden durfte. Sie hatten die erste Rate dafür mit dem Geld bezahlt, das sie von der Versicherung für das Auto bekommen hatten. Darum schimpfte auch niemand mit Pekka, der bei der Suche nach dem Geldbeutel des Lehrers aus Versehen die Handbremse gelöst hatte. Der Lehrer hatte von der Versicherung sogar noch einen Preis für die lustigste Schadensmeldung bekommen. Die Versicherungsleute hatten die Schadensmeldung eingerahmt und in der Eingangshalle ihrer Zentrale an die Wand gehängt. Angeblich kamen viele Leute nur, um sie sich anzusehen, und kriegten davon so gute Laune, dass sie jede Menge neue Versicherungen abschlossen. Am lustigsten fanden die Leute, dass es ein gehörntes Riesenschnabelhörnchen gewesen sein sollte, das das Auto an die Wand gefahren hatte.
    Wir sahen vom Felsen aus zu, wie die Frau des Lehrers Vorhänge an die Fenster hängte. Sie winkte uns, und wir winkten zurück. Wir fanden es sehr praktisch, dass wir an unserem Lieblingsplatz so nah beim Lehrer waren. So konnten wir ihn prima im Auge behalten. Der Lehrer hatte zwar kaum noch Pusteln und wirkte auch sonst gesund, aber man kann nie wissen. Und bestimmt fand es der Lehrer auch praktisch, dass er nur aus dem Fenster schauen musste, wenn er uns sehen wollte.
    Das Kind des Lehrers spielte gerade am Fuß eines Apfelbaums mit Koj und Ote. Sie brachten ihm geduldig die Stöckchen, die es warf, und leckten ihm das Gesicht.
    Der Lehrer jätete am Fuß des Felsens Unkraut. Um das Auto tat es ihm überhaupt nicht mehr leid.
    »Was soll ich mit einem Auto, das ich nicht wachsen kann?«, hörten wir ihn von Zeit zu Zeit sagen.
    Er trug den weißen Kittel, den ihm der Oberarzt nach dem kurzen Besuch in der
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