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Ella und die falschen Pusteln

Ella und die falschen Pusteln

Titel: Ella und die falschen Pusteln
Autoren: Carl Hanser Verlag
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das hier eine Feier sein?«, fragte Pekka jetzt.
    »So was Ähnliches«, sagte die Tante, aber inzwischen wussten wir ja, dass sie eine Märchentante war.
    »Und was feiert ihr?«, fragte Pekka.
    »Dass wir in unserem schönen Land genügend Schutzgebiete haben und keine neuen mehr brauchen«, sagte die Frau, aber wenn man genau hinhörte, merkte man, dass sie flunkerte und dabei ein bisschen ein schlechtes Gewissen hatte.
    »Mein Mutter sagt, man kann Tiere und Pflanzen und alles gar nicht genug schützen«, sagte Pekka.
    »Aha«, sagte die Tante.
    »Ja«, sagte Pekka. »Und meine Mutter ist Direktorin.«
    Jetzt wusste die Tante nicht mehr, was sie sagen sollte. Wir oben auf dem Balkon aber auch nicht. Egal, was Pekka sonst für ein Dödel war, jetzt gerade war er klasse.
    »Äh … nun ja …«, sagte die Tante. »Da hat deine Mutter natürlich recht. Uns fehlt für neue Schutzgebiete nur das Geld.«
    »Ich kann dir welches leihen«, sagte Pekka und fummelte einen Euro aus der Hosentasche. Es war sein Geld für die Straßenbahn zum Bahnhof, wie wir wussten. Wenn er ihr das gab, musste er bis zum Bahnhof zu Fuß gehen.
    »Nicht!«, rief der Lehrer ihm zu. »Wir verlangen Schutzgebiete ohne zusätzlichen Obolus!«
    Pekka schaute um sich, weil er ja nicht wusste, woher die Stimme des Lehrers kam.
    »Nicht!«, riefen wir alle. »Wir verlangen Schutzgebiete ohne zusätzlichen Obelix!«
    »Ruhe im Saal!«, rief der Hausmeister und klopfte mit seinem Hammer auf den Tisch, was komisch war, weil er dabei viel mehr Lärm machte als wir. Wir schauten nach unten, ob vielleicht die Zivilisation davon aufwachte, aber sie ratzte weiter.
    Der Tante war die Sache mit Pekka echt peinlich, das sah man genau.

    »Nun ... es ist … äh … ja nicht so, dass wir uns Volkes Stimme verschließen würden«, sagte sie und blätterte in dem Stapel Papiere, der noch vor ihr auf dem Rednerpult lag. »Da wäre zum Beispiel die Sache mit dem Felsen, für dessen Schutz sich eine ganze Schulklasse mit ihrem Lehrer einsetzt. Dafür würde das Geld noch so eben reichen. Wir müssten darüber natürlich abstimmen, aber ich denke, da sind wir uns über alle Parteien hinweg einig. – Kolleginnen und Kollegen, ich bitte um Ihre Zustimmung!«
    Wir waren gespannt, was jetzt passierte, aber es passierte nichts. Die Onkel und Tanten an den vielen Tischen machten keinen Mucks. Vielleicht ging es ihnen wie der Zivilisation, außer dass sie im Aufrechtsitzen schlafen konnten.
    »Tut mir leid«, sagte die Tante zu Pekka. »Es sieht so aus, als fände der Vorschlag keine Mehrheit.«
    Aber da hatte sie zum Glück unrecht. Genau da nämlich fiel Mika die Pfefferminzbonbonschachtel von der Brüstung des Balkons, und die harten Bonbons prasselten der Zivilisation direkt auf die Glatze.
    »Warum muss so was immer mir passieren?«, schniefte Mika, aber das wussten wir auch nicht.
    Dafür sahen wir, als wir den Bonbons nachschauten, die Zivilisation aufwachen.
    »Äh … wie … ja, selbstverständlich stimme ich zu«, sagte sie und tappte mit der Hand auf einen Knopf auf ihrem Tisch.
    Auf einer Anzeigentafel hinter dem Hausmeister leuchtete jetzt ein grünes Lämpchen auf. Dann drehten sich alle im Saal nach der Zivilisation um, und gleich darauf leuchtete ein zweites grünes Lämpchen auf, dann ein drittes, und am Ende leuchtete die ganze Anzeigentafel grün.
    »Heißt das, dass die Toilette endlich frei ist?«, wollte Pekka wissen.
    »Das heißt, dass unser Land soeben ein neues Schutzgebiet bekommen hat«, sagte die Tante.
    »Und darf man dort pinkeln?«, fragte Pekka, der echt hartnäckig sein kann.
    »Da muss ich nachsehen«, sagte die Tante und blätterte wieder in ihren Papieren. »Doch … ja, das darf man, vorausgesetzt, man ist eins der seltenen Rindfleisch fressenden Riesenschnabelhörnchen.«
    »Dann geht das in Ordnung«, sagte Pekka. »Wenn du willst, kannst du die Männer mit den gelben Helmen fragen.«
    Pekka ging dann auf die Toilette, und wir gingen bald zur Eingangshalle, damit wir ihn nicht verpassten. Die Märchentante stand immer noch nachdenklich am Rednerpult, und die Zivilisation schlief wieder ein, aber das war schließlich ihre Sache. Mika quengelte noch ein bisschen, weil er unbedingt seine Pfefferminzbonbons holen wollte, aber der Lehrer blieb hart. Bonbons vom Boden aufsammeln ginge gar nicht, behauptete er. Das sei einfach kein zivilisiertes Benehmen.

Morgen kommen sie
    Der Lehrer hatte das Klassenzimmer wieder eingeräumt. Unsere
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