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Elkes Sommer im Sonnenhof

Elkes Sommer im Sonnenhof

Titel: Elkes Sommer im Sonnenhof
Autoren: Emma Gündel
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gebrochen hätte, weil du ihn so
haßt!“
    „Ich hasse ihn deshalb, weil er mich nicht hat
mitspielen lassen.“
    „Ach so — “, sagte Elke gedehnt.
    Max lächelte hilflos. Tat es Elke schon wieder
leid, daß sie gesagt hatte, er dürfe mit auf den Wasserpferden reiten?
    Elke stand auf. „Das ist alles Quatsch!“ sagte
sie in ihrer eigenwilligen Art. „Du hättest das Tau nicht spannen dürfen. Aber
du wirst sehen, daß Achim dich mitspielen läßt. Er ist sehr nett!“
    Dann gingen die beiden, ohne noch viel zu sagen,
miteinander zum Dorf.
    Als sie in die Nähe des Sonnenhofes gekommen
waren, sagte Max plötzlich: „Wenn ich mich bei Herrn Wendel entschuldigen soll,
dann brauchst du es bloß zu sagen!“
    Elke blieb stehen und sah an Maxens Gestalt
hinunter. „Du kannst gleich heute abend kommen. Zieh dich aber ordentlicher an.
Von deiner Jacke sind alle Knöpfe ab.“
    „Die kann ich mir annähen“, sagte Max. Seine
Mutter war in diesen Wochen in einer Marmeladenfabrik beschäftigt und hatte
keine Zeit für ihn.
    „Und morgen früh kommst du zum Spielen mit den
Wasserpferden an den See.“
    „Darf ich dann bestimmt mitspielen?“
    „Klar! Wenn ich es sage!“ - -
     
    Als Elke im Sonnenhof Bericht erstattete von allem,
was sie erlebt und mit Max besprochen und verabredet hatte, da wußten Achims
Eltern erst einmal nicht, was sie dazu sagen sollten.
    „Du hast gesagt, daß Max mit euch spielen soll?“
fragte Frau Wendel aufs höchste erstaunt. „Er hat doch das Seil über den Weg
gespannt!“
    „Er kommt heute abend und entschuldigt sich“,
antwortete Elke. Frau Wendel sah ratlos zu ihrem Mann hinüber.
    „Wir wollen nicht vergessen, daß Max unsere Elke
aus einer großen Notlage befreit hat!“ sagte Herr Wendel. „Ochsen können sehr
gefährlich werden, wenn sie durch irgend etwas erregt worden sind.“
    „Ja, das war tadellos von Max, daß er so einfach
auf die Weide gegangen ist und Elke geholfen hat“, stimmte Achim dem Vater bei.
    Elke fühlte, daß es Tante Irmgard aber doch
nicht recht war, daß Max mit ihnen spielen sollte. Sie sagte deshalb: „Es hat
mir so leid getan, daß Max immer dagestanden hat und wollte so gern mit auf den
Wasserpferden reiten und durfte nicht!“
    „Er hätte ja fragen können!“ warf Achim ein.
    „Ob ihm das viel genützt hätte?“ zweifelte der
Vater und strich Elke nachdenklich übers Haar. —
    Spät abends, als die Kinder schon lange
schliefen, saßen Herr und Frau Wendel zusammen in der Veranda. Achims Vater
rauchte und las dabei die Zeitung, und die Mutter kramte in einer Ledermappe,
in der sie noch nicht beantwortete Briefschaften aufzubewahren pflegte. Sie
reichte jetzt ihrem Mann einen von diesen Briefen hinüber. Er enthielt die
Anfrage, ob sie bereit sei, ein oder zwei Kinder aus dem Bergwerksgebiet von
Gelsenkirchen zur Erholung aufzunehmen.
    „Ich möchte vier Kinder nehmen“, sagte sie.
    „Vier? Zu den dreien, die wir jetzt schon haben,
noch vier dazu?“ fragte Herr Wendel erstaunt. „Neulich wolltest du doch
eigentlich gar keine nehmen.“
    „Ja — ich habe mir durch den Kopf gehen lassen,
was Elke uns erzählt hat“, sagte Frau Wendel. „Es ist von Achim ganz gewiß
nicht böse gemeint gewesen, daß er den Max dastehen und zugucken ließ. Aber es
war lieblos. Elke hat das ganz richtig im Gefühl gehabt und hat recht daran
getan, Max aufzufordern, von nun an mitzuspielen. Wir alle sind, glaube ich,
oft lieblos, ohne daß wir es wissen. Um so mehr ist es unsere Pflicht, mit der
Tat unseren guten Willen zu beweisen, sooft sich die Gelegenheit dafür bietet.“
    Noch spät in der Nacht schrieb Frau Wendel ihren
Antwortbrief nach Gelsenkirchen.
    Elke schlief und wußte nichts davon, daß sie es
war, die vier Kindern zu einem schönen Ferienglück verhalf.
     
     
     

DIE VIER AUS
GELSENKIRCHEN
     
     
    Die kleinen Gäste aus Gelsenkirchen waren nun
schon acht Tage im Sonnenhof, und besonders Elke freute sich darüber, daß sie
da waren. Alle vier waren jünger als sie, und man konnte sie richtig ein
bißchen bemuttern, fand sie. Sie hatte sich oft gewünscht, nicht selbst die
jüngste in der Familie zu sein, weil sie es sich so herrlich dachte, Kleineren
alles zu sagen, was sie machen müßten, und mit für sie zu sorgen. Das konnte
sie nun, und sie war glücklich darüber.
    Theo und Fritz, die Zwillinge, waren
sechseinhalb Jahre alt und vergangene Ostern zur Schule gekommen. Die
kraushaarige Hanna war ein Jahr älter als die
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