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Elkes Sommer im Sonnenhof

Elkes Sommer im Sonnenhof

Titel: Elkes Sommer im Sonnenhof
Autoren: Emma Gündel
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der Maler mit,
und Elke war froh, endlich einen Ritter zu haben, wie sie ihn sich wünschte. Er
war kein Junge wie Achim, redete auch nicht sächsisch und hatte keine Glatze
wie Herr Berge. Er wäre geradezu vollkommen gewesen, wenn er sich ritterlicher
angezogen hätte. Er blieb aber leider eigensinnig und beschränkte sich darauf,
zu dem hellen Hemd und der hellen Hose, die er trug, sich einen türkischen
Schal um den Leib und ein weißes Tuch um den Kopf zu wickeln. Er behauptete,
daß er das von den Kreuzzügen her so gewohnt sei, die er mitgemacht habe. Was
wollte einer dagegen sagen!
    Onkel Bernhard war sonst aber die Langmut
selbst. Er ging überall mit, wohin die Kinder ihn verschleppten, ob Katje ihm
nun ihre Lieblingskuh Ische oder Elke ihm das Karnickelloch zeigen wollte, in
welchem Ali gleich am ersten Tag ihres Aufenthalts verschwunden war.
    „Ich muß dir das Beet mit den Glockenblumen
zeigen“, sagte Elke eines Mittags.
    „Ja, zeig es mir“, sagte der Onkel.
    „Es sind lauter blaue Glockenblumen“, schwärmte
Elke auf dem Weg durch den sonnigen Garten, „hellblaue, dunkelbaue und ganz
blasse, große und kleine durcheinander, und einige haben kleine Härchen innen.
Das kann man aber nur sehen, wenn man sich mit dem Bauch auf die Erde legt und
von unten in die Blumen hineinguckt. Dann kann man auch gut sehen, wie die
Hummeln in die Glocken hineinkriechen, und wie einige ganz dicke gelbe Hosen
von Blütenstaub anhaben. Das sieht wunderbar aus.“
    Ein paar Augenblicke später lagen Elke und ihr
Onkel bäuchlings vor dem Beet und blickten hinein in die Glocken aus
Blumenblättern. Elke nahm dann und wann ihren kleinen Finger und streichelte
damit einem Hummelchen über den Rücken.
    „Bleib so liegen, Elke!“ rief Onkel Bernhard
plötzlich. Er stand auf und zog das Skizzenbuch aus seiner Tasche. „Deine Augen
sind genauso blau wie das Büschel Glockenblumen, unter dem du gerade liegst.“
    In wenigen Minuten war ein Bildchen fertig, zwar
noch ohne Farben, aber es sah doch schon sehr hübsch aus, wie Elke so dalag und
in die Blumen guckte.
    „Weißt du was, Elke?“ sagte Onkel Bernhard nun. „Wenn
du erst ein bißchen größer bist, nehme ich dich mit in die Alpen. Du wirst
staunen, was für herrliche Blumen es dort gibt!“
    „Wie groß muß ich dann ungefähr sein?“ fragte
Elke sofort.
    „Na, wollen sagen: zwei Jahre älter als jetzt.
Ja — zwei Jahre!“
    „Nimmst du mich dann bestimmt mit?“
    „Bestimmt!“
    Mehr wurde über diesen Zukunftsplan erst einmal
nicht gesprochen, aber beide wußten, daß er ausgeführt werden würde. - -
     
    Vier schöne Tage vergehen schnell, und ehe die
Kinder sich’s versahen, war der geliebte Onkel Bernhard wieder auf und davon
und weiter nach Schweden gereist.
    Achims Mutter suchte die Kinder durch eine
besondere Freude über den Abschied hinwegzubringen. Sie schlug vor, daß Elke
und Achim ausreiten und Katje und Emilie sie im Jagdwagen begleiten sollten.
Heinrich, der vom Stallburschen allmählich zum Kutscher aufrückte, sollte sie
fahren.
    Emilie war die Tage über, als Elkes Onkel
dagewesen war, leider gerade bei ihren Eltern in Lübeck gewesen; er hatte ihr
aber einen schönen Gruß bestellen und sagen lassen, daß sie wegen der
Rundfunksache getrost die beste Hoffnung haben könne.
    Auf dem gemeinschaftlichen Ausflug zu Pferd und
im Wagen — Elke und Achim ritten meistens neben dem Wagen her, ab und zu aber
auch ein paar Meter voraus — wurde lebhaft besprochen, was man an Schönem mit
Onkel Bernhard erlebt hatte.
    Allzu lebhaft! Achim und Elke paßten deshalb
nicht gut auf den Weg auf.
    Sie waren jetzt auf dem Heimweg, und die beiden
Reiter waren dem Wagen ungefähr fünfzehn, zwanzig Meter voraus. Es ging um eine
Ecke, von einem Feldweg in einen anderen hinein.
    Da machte Achims Pferd so unerwartet und so
plötzlich halt, daß der Junge in hohem Bogen aus dem Sattel flog. Auch Elkes
Swatti scheute, Elke blieb aber oben.
    Was hatte das zu bedeuten?
    Nun sahen beide es auf einmal: Irgendein
Taugenichts hatte etwa einen halben Meter über dem Erdboden eine Wäscheleine
über den Weg gespannt. Die Pferde hatten die Leine bemerkt, sie selbst aber
nicht!
    Ein Unglück war nicht geschehen, denn Achim war
nicht zu Schaden gekommen, aber es hätte eines geschehen können.
    Elke sprang aus dem Sattel und sagte böse: „Wie
gemein! Halt mal mein Pferd! Ich will nachsehen, ob der im Busch sitzt, der das
Tau gespannt hat.“
    Wenige Augenblicke
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