Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elkes Sommer im Sonnenhof

Elkes Sommer im Sonnenhof

Titel: Elkes Sommer im Sonnenhof
Autoren: Emma Gündel
Vom Netzwerk:
prüfend
betrachtete.
    „Wir sind Schulfreundinnen“, gab Elke Auskunft.
    „Wie kommt es eigentlich, daß ihr jetzt während
der Schulzeit verreisen könnt?“
    „Weil wir erholungsbedürftig sind“, gab diesmal
Katje Antwort. „Wir sind beide vom Arzt untersucht.“
    „Und euer Hund? Ist der auch erholungsbedürftig?“
    Elke trat sofort für ihren Ali ein. „Dem kann es
auch guttun, daß er sich auf dem Lande ein bißchen erholt. Er war früher
Zirkushund und war halb verhungert, als er in den Tierhort kam.“
    „Das sieht man ihm jetzt nicht mehr an.“ Der
Schaffner lächelte. „Man denkt, er ist ein echter Rassehund!“
    „Er ist auch echt!“ sagte Elke eifrig. „Der
Besitzer von dem Hundetheater, bei dem er früher war, hat ihn sicher gestohlen.
Er ist noch ganz jung und vorige Woche das erstemal getrimmt. Trimmen ist so ‘ne
Art Scheren“, fügte Elke erläuternd hinzu. „Bloß an der Schnauze, an den
Vorderbeinen und an den Füßen der Hinterbeine bleibt das dicke Fell dran.“
    Katje stieß die Freundin an. „Zeig doch mal
deine Glückslocke!“
    In diesem Augenblick hielt der Zug, und der
Schaffner mußte aussteigen. Wenige Minuten später kehrte er aber ins Abteil
zurück.
    „Was war das vorhin mit der Glückslocke?“ fragte
er. „Mit dem Glück will jeder gern was zu tun haben.“
    „Ich hab’ eine Glückslocke!“ antwortete Elke und
holte ein kleines Büschel krauser weißer Haare aus ihrer Geldtasche hervor.
    „Das sind ja Hundehaare!“ sagte der Beamte
lachend.
    „Ja, es sind Haare von Alis erstem Fell.“
    „Und wer hat dir aufgebunden, daß sie Glück
bringen sollen?“
    „Sie bringen Glück!“ erwiderte Elke sehr
bestimmt.
    „Na, na!“ zweifelte der Schaffner.
    Elke antwortete darauf nicht. Mochte der fremde
Mann ihr glauben oder nicht, das war ihr einerlei. Ihr Onkel Bernhard in
Stuttgart hatte damals geschrieben, daß sie sich eine Stirnlocke aufbewahren
sollte, wenn Ali das erstemal getrimmt würde. Katje und sie waren so traurig
gewesen, weil es eine Woche nach der anderen immerzu geregnet hatte; sie hatte
das ihrem Onkel geschrieben, und da hatte er geantwortet, sie sollten mit der
Locke auf dem Kalender über das Datum hinstreichen, an welchem sie wegreisen
sollten. Das hatten sie getan, und es hatte wirklich genützt, denn das Wetter
war heute wunderbar!
    Elke steckte die Glückslocke sorgfältig in ihre
hübsche kleine Geldtasche aus rotem Leder zurück.
    Jetzt hielt der Zug wieder, und der Schaffner
stieg aus. Er kehrte nicht in das Abteil zu den Kindern zurück.
    „Schade, daß die Fahrt so kurz ist!“ sagte Katje
bedauernd.
    „Wenn wir mit dem Auto gefahren wären, wäre sie
noch kürzer“, erwiderte Elke. „Ulf wollte uns ja gern hinfahren, aber es ist
besser, daß wir mit der Eisenbahn fahren. Man kommt sich dann mehr verreist
vor.“
    „Das ist wahr“, nickte Katje, obgleich es ihr
auch sehr lieb gewesen wäre, wenn Elkes Bruder sie mit Tadsens großem Auto
gefahren hätte. Aber sie richtete sich nach dem, was Elke lieber mochte. Elke
freute sich besonders darauf, daß sie am Bahnhof in Kleinfeld von einem Wagen
mit zwei Pferden abgeholt werden sollten.
    „In fünf Minuten sind wir da!“ stellte Elke mit
einem Blick auf ihre Armbanduhr fest und begann, sich zum Aussteigen
fertigzumachen.
    Sie nahm die Decke unter Ali weg und rollte sie
zusammen, überprüfte den Verschluß ihres kleinen ledernen Handkoffers und nahm
ihren Mantel vom Haken. Dann sah sie nach, ob im Gepäcknetz nichts
liegengeblieben war. Die zu den Mänteln passenden dunkelblauen und hellbraunen
Baskenmützen wurden gemustert, ob sie auch recht schön schief auf den Ohren
saßen. Ali bekam sein rotes Lackhalsband zurechtgerückt und wurde angeleint —
und dann konnte man nach Kleinfeld kommen.
     
    Es war erreicht, der Zug hielt.
    „Wie schön ländlich sieht es hier aus!“ Katje
deutete erfreut auf ein großes, strohgedecktes Bauernhaus.
    „Wir müssen auf der anderen Seite aussteigen“,
sagte Elke und rief gleich danach: „O fein, ich sehe den Wagen!“
    Der Schaffner kam und half den Kindern mit ihrem
Sack und Pack und Hund die hohen Wagenstufen herunter.
    Eine sehr freundlich aussehende, noch ziemlich
junge Dame kam herbei, und ehe Elke sich’s versah, wurde sie umarmt. „Da seid
ihr ja! Herzlich willkommen alle drei! Ich bin Achims Mutter.“ Die Dame gab
erst Elke und dann auch Katje einen Willkommenskuß.
    „Das ist unser Achim, unser Einziger“, sagte sie
dann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher