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Elkes Sommer im Sonnenhof

Elkes Sommer im Sonnenhof

Titel: Elkes Sommer im Sonnenhof
Autoren: Emma Gündel
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um den Wendelschen Besitz herum, so
daß das Haus mit seinen weiten Grünflächen und Blumenbeeten wie in einer
geschützten Mulde lag.
    Der sogenannte Aussichtshügel trug ein kleines
Gartenhaus, von dem aus man wirklich einen wunderhübschen Ausblick hatte.
    Unten im vollen Sonnenschein lag das freundliche
Haus, und die jungbelaubten Bäume des alten Parks sahen aus wie übersponnen von
gelblichgrünen Schleiern. Da und dort standen dunkle Nadelholzgruppen. Ein
wenig rechts schimmerte eine weißblaue Wasserfläche, der kleine Badesee des Sonnenhofs,
und im Hintergrund schien das grünbraune Land in den Himmel überzugehen.
    „Also, seht mal“, sagte Vater Wendel jetzt, „ums
ganze Haus herum haben wir nur niedrige Sträucher und Rasen und Blumen. Im
Sommer ist alles ein Blumenmeer. Die großen Bäume stehen so weit ab, daß sie
keinen Schatten aufs Haus werfen können.“
    „Daher der Name Sonnenhof!“ setzte Elke hinzu.
    „Richtig!“ sagte Vater Wendel. „Die Sonne kann
von allen Seiten heran. Vorausgesetzt natürlich, daß sie überhaupt am Himmel
steht. Aber ihr scheint ja schönes Wetter mitgebracht zu haben. Hoffentlich
erholt ihr euch gut. Ihr könnt bei uns tun und lassen, was ihr wollt!“
    „Fein!“ antwortete Elke, die sehr für Freiheit
war.
    „Wo ist Ali eigentlich?“ fragte Katje jetzt.
Niemand hatte in den letzten Minuten auf den Hund achtgegeben.
    Elke pfiff, und schon kam er herangejagt. Aber
wie sah er aus! Seine Schnauze, seine Vorderpfoten und seine Brust waren braun
von Erde. „Der fängt ja gut an!“ bemerkte Achim.
    „Er hat irgendwo in der Erde gebuddelt“, sagte
Herr Wendel. „Das macht aber nichts“, setzte er mit einem Blick auf seinen Sohn
hinzu. „Unser alter Udo richtet im Garten keinen Schaden mehr an, und wenn Ali
da und dort mal nach einer Maus gräbt, ist das kein Unglück. Verstanden, Achim?“
    „Es muß nachher eben alles wieder in Ordnung
gebracht werden“, antwortete der Junge.
    „Natürlich, Ordnung muß sein!“ gab der Vater zu
und sagte erklärend zu den Mädchen: „An Achims Ordnungsliebe kann sich jeder
ein Beispiel nehmen. Sein Zimmer sieht immer so aus, als wenn es gerade ganz
frisch aufgeräumt worden wäre.“
    „Ja, so bin ich!“ gab der Junge selbstbewußt zu.
    Ein ganz dummer Kerl scheinst du zu sein! dachte
Elke und zog die Mundwinkel etwas herunter. Gut, daß dein Vater gesagt hat, daß
wir tun können, was wir wollen. Wir werden überhaupt nicht mit dir spielen!
Liegestühle hast du für uns aufgestellt? Verrückt, so was! Das ist uns viel zu
langweilig. Wenn wir uns hinlegen wollen, legen wir uns ins Gras, du Schaf!
    Nein, das erste Zusammentreffen mit dem einzigen
Sohn des Hauses stand nicht gerade unter einem guten Stern. Beim Mittagessen
verschüttete Katje Puddingtunke aufs frische Tischtuch, und nachmittags schlug
Ali sich mit lautem Freudengebell eine Mütze um die Ohren, die er irgendwo
gefunden haben mußte. Als man näher hinsah, was für eine Mütze es war, die da
so mißhandelt wurde, entpuppte sie sich als Achims Eigentum! Der Junge machte
beide Male ein Gesicht, als wenn er Tinte getrunken hätte. —
     
    Als die beiden Freundinnen abends in ihren
nebeneinanderstehenden Betten lagen, hatten sie beide ein bißchen Heimweh.
    Herr und Frau Wendel, die sie nun Tante Irmgard
und Onkel Hannes nennen sollten, waren ja beide sehr nett, wirklich sehr nett —
aber wie sie mit Achim auskommen sollten, das mochte der liebe Himmel wissen!
Der machte den Mund nicht auf und schnitt Gesichter. Schwimmen konnte er und
auch reiten sogar? Na, das mochte beides danach sein!
    Elke und Katje waren froh, daß sie noch für acht
Tage vom Unterricht befreit bleiben sollten. Jeden Morgen von sieben bis zehn
Uhr mit Achim zusammenzusitzen, erschien ihnen wenig verlockend. Flerr Berge
war sehr freundlich, das konnte man nicht anders sagen, wenn auch sein
Sächsisch etwas komisch klang, wie vor allem Katje fand — aber Achim war
unausstehlich. Mit ihm würden sie niemals Freundschaft schließen! Niemals!
    Und noch über etwas anderes waren die Kinder
enttäuscht: der Sonnenhof war ihnen zu vornehm. Sie fanden ihn nicht richtig
ländlich. Die Blumenanlagen um das Haus herum waren von schnurgeraden, sauberen
Wegen durchschnitten, und im Park war es wie in den Anlagen in Hamburg. Alles
sah so furchtbar ordentlich aus. So richtig nach Achim!
    Gewiß, gleich hinter den Tannen stand ein großes
Gebäude, das Pferdestall und zugleich Scheune war und in dem
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